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Krüger, Thomas [Editor]; Stephan, Hans-Georg [Editor]; Raddatz, Klaus [Honoree]; Korbel, Günther [Oth.]; Korbel, Günther [Oth.]; Raddatz, Klaus [Oth.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0386
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Die sich ausschließende Verbreitung der donauländischen Geräte einerseits und der Beile mit
rundem oder ovalem Querschnitt andererseits ist demnach wahrscheinlich auf die Wahl un-
terschiedlicher Siedlungsräume aufgrund unterschiedlicher Wirtschaftsformen zurückzufüh-
ren, nicht dagegen auf die territoriale Sonderung zweier Kulturgruppen aufgrund von histori-
schen Ereignissen. Dies besagt aber auch, daß aus dem vorliegenden Verbreitungsbild nicht
unbedingt auf die Gleichzeitigkeit der beiden Fundgruppen oder zweier Typen dieser Fund-
gruppen geschlossen werden kann, wie dies BRANDT (1967, 131) aufgrund eines entspre-
chenden Befundes für die hohen, durchbohrten Schuhleistenkeile und die Fels-Rundbeile in
Nordwestdeutschland getan hat.
Weitgehend unbesiedelt — jedenfalls von neolithischen Gruppen — waren während des Alt-
und Frühneolithikums die glazialen Aufschüttungsgebiete des Osnabrücker Raums, die Für-
stenauer Berge, das Osnabrücker Moränen-Hügelland sowie das kleinflächige Endmoränen-
gebiet südlich des Teutoburger Waldes. Natürlich handelt es sich bei diesen Gebieten — ein-
mal abgesehen von dem Bergland — um die heute noch am stärksten bewaldeten Flächen.
Das Fehlen alt- und frühneolithischer Funde im Bereich dieser Landschaftsform könnte des-
halb auf den starken Bewuchs zurückzuführen sein. Doch sind zum einen — wie Abb. 2 zeigt
— mittelneolithische Einzelfunde hier durchaus anzutreffen, und zum anderen ist das Löß-
Hügelland zwischen Teutoburger Wald und Wiehengebirge, aus dem alt- und frühneolithi-
sche Funde bekannt sind, heute noch ebenso stark bewaldet wie das westlich anschließende
Moränen-Hügelland, aus dem entsprechende Funde weitgehend fehlen. Daß der Fundanfall
im Bereich der nahezu unbewaldeten Niederungen durchweg höher ist als in den Moränenge-
bieten, muß allerdings bei der Auswertung der Karten immer in Rechnung gestellt werden.
Wie aus Abb. 2 anhand der Verbreitung der Großsteingräber und der Einzelfunde zu ersehen
ist, wurden die glazialen Aufschüttungsgebiete erst von der mittelneolithischen tiefstichkera-
mischen Gruppe der Trichterbecherkultur in den jungsteinzeitlichen Siedlungsraum mit ein-
bezogen. Die Gräber finden sich in allen drei Bereichen der Landschaftsform 2. Selbst bei
Einbeziehung der unsicheren Belege würde sich an dieser Verteilung nichts ändern. Das Feh-
len der Großsteingräber in den Niederungs- und Lößgebieten ergibt sich natürlich aus der
Tatsache, daß nur in den Moränengebieten genügend Material zum Bau der Gräber in Form
der eiszeitlichen Geschiebe oder — wie im Fall der Karlsteine — dickplattiger Sandstein in
dem benachbarten Bergland zur Verfügung stand.
Innerhalb der Landschaftsform 2 sind die Gräber durchweg auf trockenen bis mäßig trocke-
nen Böden anzutreffen, überwiegend auf Braunerden aus Geschiebedecksand und Geschiebe-
lehm, aber auch auf Podsol-Braunerden und Podsol-Böden aus Geschiebedecksand sowie
Geschiebesand und glazifluviatilem Sand und zum Teil sogar auf Braunerden aus Verwitte-
rungsgestein. Das südlich des Wiehengebirges nach der bodenkundlichen Karte scheinbar auf
Löß liegende Grab befindet sich in Wirklichkeit auf einer kleinflächigen Sandinsel innerhalb
des Löß-Hügellandes. Staunasse Böden, also Pseudogleye, sind durchweg gemieden worden.
In der Regel sind die Gräber nicht in der Mitte, sondern am Rande der einzelnen glazialen
Aufschüttungsflächen errichtet worden, allerdings selten in der Übergangszone zu den ausge-
dehnten Niederungen. Sie zeigen vielmehr einen deutlichen Bezug auf die die Moränengebiete
gliedernden, schmalen, feuchten bis nassen Niederungen und Flußauen.
Auffallend ist die Verbreitung der Großsteingräber innerhalb des Siedlungsraums, der der
megalithischen Trichterbecherkultur — gemessen an den Bodenverhältnissen und der Mög-
lichkeit der Beschaffung von Baumaterial für die Grabanlagen — zur Verfügung stand. Die
Gräber verteilen sich keineswegs gleichmäßig über die gesamte Fläche, sondern ballen sich in
bestimmten Gebieten oder liegen vereinzelt abseits dieser Ballungsräume. Auch bei Einbezie-
hung der unsicheren Belege würde sich dieses Verbreitungsbild nicht ändern, sondern der ge-

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