großer Funddichte in nahezu jeder Siedlungsgrube und in vielen Pfostengruben vorhanden
sind (s. S. 432). Wie auch die Vergesellschaftung mit Keramik-Scherben, Hüttenlehm, Feuer-
steinsplittern und Knochen zeigt, handelt es sich dabei in der Regel um Reste von Abfällen
unterschiedlicher Art. Sie können z. B. bei Darr- und Röstprozessen, bei der Nahrungszube-
reitung oder auch bei einem Brand angefallen sein. Wenn sie in die aus verschiedenen Grün-
den geschaffenen Bodeneintiefungen gelangten, blieben sie dort über Jahrtausende hinweg
erhalten. Dabei ist es ziemlich gleichgülig, ob die Pflanzenreste direkt in eine als Abfallgrube
genutzte Vertiefung gerieten, oder ob sie zunächst nur auf den Boden fielen und mit diesem
dann etwas später in die Gruben gelangten. Nach dem Ausfaulen der Pfosten konnten sie mit
dem A-Horizont-Material der unmittelbaren Umgebung sogar in die Pfostenlöcher absinken.
Sofern die Pflanzenreste aber aus den Pfostengruben geborgen worden sind, müssen sie be-
reits vor dem Ausheben der Pfostengrube auf der Erde gelegen haben. Sie gerieten dann beim
oder nach Einsetzen des Pfostens im Zuge des Wiedereinfüllens des Bodenaushubs in die
Grube.
Es ist nun naheliegend, anzunehmen, daß derartige Abfälle einen relativ guten Eindruck von
den in einer Siedlung vorhandenen Nutzpflanzen vermitteln können, sofern deren Teile Gele-
genheit zum Verkohlen hatten. Dies hängt wiederum von der spezifischen Nutzung der einzel-
nen Arten ab (s. S. 432—433) und wohl auch von der Länge der Besiedlungsdauer. Auf diese
Weise konnte in der Regel ein Niederschlag der durchschnittlichen Nutzungssituation entste-
hen.
Die verkohlten Unkraut-Diasporen dürften zudem Bestandteile des Erntegutes gewesen sein.
Sie konnten gemeinsam mit den Druschresten oder dem Brauchgetreide verkohlen.
Mit Hilfe von Streufunden können sich daher wichtige Einsichten über die ehemalige land-
wirtschaftliche Nutzungssituation ergeben. Dies gilt insbesondere dann, wenn hinreichend
große Materialmengen untersucht worden sind.
Auf diese Weise ist es erfreulicherweise schon jetzt möglich, wesentliche Aussagen über den
Ackerbau der Bandkeramiker abzuleiten, obgleich nur sehr wenige Vorratsfunde vorliegen.
Weitere paläo-ethnobotanische Analysen an neuem Fundgut sind allerdings erforderlich, um
die Verhältnisse in den einzelnen Regionen noch besser zu verstehen.
Die Untersuchungen von TEMPIR und GALL (1972) an mehreren Dezitonnen bandkerami-
scher Scherben aus der Siedlung von Nerkewitz (DDR 7) ergaben etwa 50 bestimmbare Ab-
drücke, die überwiegend vom Getreide stammen. Interessanterweise waren sie vor allem ,,im
gröberen Material der dickwandigen Keramik” (S. 226) enthalten. Ein Vergleich mit Befun-
den von bandkeramischen Fundkomplexen aus der DDR, in denen verkohlte Belege vorlie-
gen, zeigt, daß die Anteile der einzelnen Arten in dem unterschiedlichen Fundgut sich weitge-
hend entsprechen. Somit bieten die Kulturpflanzenabdrücke in Keramikscherben ähnliche In-
formationen wie die Streufunde.
2.5 Klimageschichte
Die Bandkeramik entwickelte sich während der Mittleren Wärmezeit bzw. des Atlantikums.
Wie die Radiocarbon-Datierungen zeigen (s. S. 423—425 und Tab. 3), begann sie bereits im
älteren Teil dieses klimageschichtlichen Zeitabschnittes (Abschnitt VI nach FIRBAS) und
dauerte bis in ihren jüngeren Teil an (VII). Es handelt sich dabei um den Zeitraum des post-
glazialen Klima-Optimums. Die mittlere Januartemperatur lag nach OVERBECK (1975, 666)
damals um etwa 0,5 °C höher als heute, die mittlere Jahrestemparatur um ca. 1,5—2,0°C.
Bei den Niederschlägen war der Unterschied gegenüber heute wohl nicht so beträchtlich. Da-
für spricht auch die in besonders starkem Ausmaß Bodeneintiefungen schaffende und nut-
zende Architektur der Bandkeramiker. Die Anlage von bandkeramischen Vorratsgruben, wie
434
sind (s. S. 432). Wie auch die Vergesellschaftung mit Keramik-Scherben, Hüttenlehm, Feuer-
steinsplittern und Knochen zeigt, handelt es sich dabei in der Regel um Reste von Abfällen
unterschiedlicher Art. Sie können z. B. bei Darr- und Röstprozessen, bei der Nahrungszube-
reitung oder auch bei einem Brand angefallen sein. Wenn sie in die aus verschiedenen Grün-
den geschaffenen Bodeneintiefungen gelangten, blieben sie dort über Jahrtausende hinweg
erhalten. Dabei ist es ziemlich gleichgülig, ob die Pflanzenreste direkt in eine als Abfallgrube
genutzte Vertiefung gerieten, oder ob sie zunächst nur auf den Boden fielen und mit diesem
dann etwas später in die Gruben gelangten. Nach dem Ausfaulen der Pfosten konnten sie mit
dem A-Horizont-Material der unmittelbaren Umgebung sogar in die Pfostenlöcher absinken.
Sofern die Pflanzenreste aber aus den Pfostengruben geborgen worden sind, müssen sie be-
reits vor dem Ausheben der Pfostengrube auf der Erde gelegen haben. Sie gerieten dann beim
oder nach Einsetzen des Pfostens im Zuge des Wiedereinfüllens des Bodenaushubs in die
Grube.
Es ist nun naheliegend, anzunehmen, daß derartige Abfälle einen relativ guten Eindruck von
den in einer Siedlung vorhandenen Nutzpflanzen vermitteln können, sofern deren Teile Gele-
genheit zum Verkohlen hatten. Dies hängt wiederum von der spezifischen Nutzung der einzel-
nen Arten ab (s. S. 432—433) und wohl auch von der Länge der Besiedlungsdauer. Auf diese
Weise konnte in der Regel ein Niederschlag der durchschnittlichen Nutzungssituation entste-
hen.
Die verkohlten Unkraut-Diasporen dürften zudem Bestandteile des Erntegutes gewesen sein.
Sie konnten gemeinsam mit den Druschresten oder dem Brauchgetreide verkohlen.
Mit Hilfe von Streufunden können sich daher wichtige Einsichten über die ehemalige land-
wirtschaftliche Nutzungssituation ergeben. Dies gilt insbesondere dann, wenn hinreichend
große Materialmengen untersucht worden sind.
Auf diese Weise ist es erfreulicherweise schon jetzt möglich, wesentliche Aussagen über den
Ackerbau der Bandkeramiker abzuleiten, obgleich nur sehr wenige Vorratsfunde vorliegen.
Weitere paläo-ethnobotanische Analysen an neuem Fundgut sind allerdings erforderlich, um
die Verhältnisse in den einzelnen Regionen noch besser zu verstehen.
Die Untersuchungen von TEMPIR und GALL (1972) an mehreren Dezitonnen bandkerami-
scher Scherben aus der Siedlung von Nerkewitz (DDR 7) ergaben etwa 50 bestimmbare Ab-
drücke, die überwiegend vom Getreide stammen. Interessanterweise waren sie vor allem ,,im
gröberen Material der dickwandigen Keramik” (S. 226) enthalten. Ein Vergleich mit Befun-
den von bandkeramischen Fundkomplexen aus der DDR, in denen verkohlte Belege vorlie-
gen, zeigt, daß die Anteile der einzelnen Arten in dem unterschiedlichen Fundgut sich weitge-
hend entsprechen. Somit bieten die Kulturpflanzenabdrücke in Keramikscherben ähnliche In-
formationen wie die Streufunde.
2.5 Klimageschichte
Die Bandkeramik entwickelte sich während der Mittleren Wärmezeit bzw. des Atlantikums.
Wie die Radiocarbon-Datierungen zeigen (s. S. 423—425 und Tab. 3), begann sie bereits im
älteren Teil dieses klimageschichtlichen Zeitabschnittes (Abschnitt VI nach FIRBAS) und
dauerte bis in ihren jüngeren Teil an (VII). Es handelt sich dabei um den Zeitraum des post-
glazialen Klima-Optimums. Die mittlere Januartemperatur lag nach OVERBECK (1975, 666)
damals um etwa 0,5 °C höher als heute, die mittlere Jahrestemparatur um ca. 1,5—2,0°C.
Bei den Niederschlägen war der Unterschied gegenüber heute wohl nicht so beträchtlich. Da-
für spricht auch die in besonders starkem Ausmaß Bodeneintiefungen schaffende und nut-
zende Architektur der Bandkeramiker. Die Anlage von bandkeramischen Vorratsgruben, wie
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