Tassen) und durch den Bestattungsritus eindeutig der Glockenbecherkultur zuzuweisen
(STAMPFUSS 1929, 74).
Das Fundmaterial in den vergleichsweise näher liegenden Gebieten Thüringen und Sachsen-
Anhalt unterscheidet sich in charakteristischer Weise von den oben angeführten mittelrhei-
nischen Vergleichsfunden. Die Gefäße wirken plumper, ihre Profile sind stärker profiliert. Die
Ornamentik wird besonders von zwei- oder mehrfachen umlaufenden Streifen geprägt, die
von Metopenmustern ausgefüllt werden (NEUMANN 1929, Abb. 1; 2; 4). SANGMEISTER
führt einige wenige Becherfunde aus Mitteldeutschland an, die eine breite Zone horizontaler
Stempel- und Ritzverzierungen tragen, und interpretiert sie als Niederschlag eines Einflusses
aus dem Mittelrheingebiet (1951, 27).
In diesem Zusammenhang soll kurz auf weiter entfernt liegende Parallelfunde zum Göttinger
Glockenbecher eingegangen werden. Damit soll gezeigt werden, daß Form und Verzierungs-
art durchaus nicht auf ein relativ enges Gebiet zu begrenzen sind, gleichzeitig aber von der
Forschung auf rheinische Traditionen zurückgeführt werden.
Aus England gibt es eine Reihe sehr ähnlicher Funde, von denen hier nur eine Auswahl ge-
nannt sei: Antoft, Yorkshire (CLARKE 1970, Abb. 32); Hitcham, Taplow, Buckshire
(CLARKE 1970, Abb. 102); Amesbury, Wiltshire (CLARKE 1970, Abb. 103); Highstead,
Chislet, Kent (STAMPFUSS 1929, Taf. XIII, 11). Der Becher von Antoft ist schnurverziert.
Ebenso wie bei dem Göttinger Gefäß ist sein Rand und das Gefäßunterteil unverziert geblie-
ben. Die drei anderen Becher tragen Kammstempelverzierung auf dem ganzen Gefäßkörper.
Aus Petit Chasseur, Sion, Kanton Wallis, Schweiz, stammen aus einem nachträglich von
Glockenbecherleuten belegten Megalithgrab zwei Becher, die dem Göttinger Gefäß in Form
und Verzierung ähneln (GALLAY 1976, 281—282, fig. 10,5 und 9). Allerdings wurden die hori-
zontal umlaufenden Linien dieser Exemplare nur mehr flüchtig mit einer Schnur eingedrückt.
Sie werden von GALLAY ebenfalls in Zusammenhang mit rheinischen Traditionen gebracht
(S. 291).
Die zweite keramische Beigabe des Göttinger Glockenbechergrabes, der kleine Henkelbecher,
hat seine besten Parallelen ebenfalls im mittelrheinischen Raum. Stellvertretend sei hier der
Fund von Eppelsheim, Kr. Worms (Paulus-Mus. Worms Nr. 743; STAMPFUSS 1929, Taf.
VII, 1), genannt. Auch der Fund von Weinsheim-Wiesoppenheim, Kr. Worms (Paulus-Mus.
Worms Nr. 508b), enthielt eine grobe Tasse mit Bandhenkel, dazu einen Glockenbecher, der
dem Göttinger Exemplar in der Form sehr ähnelt (STAMPFUSS 1929, Taf. VII, 3 u. 4). Tas-
sen gleicher Form stammen aus Weinheim, Kr. Alzey (Paulus-Mus. Worms Nr. 511;
STAMPFUSS 1929, Taf. VIII, 6), und aus Schifferstadt, B. A. Speyer (Taf. VIII, 10).
Die Henkelbecher aus dem mitteldeutschen Raum lassen sich dagegen nicht gut mit dem Göt-
tinger Gefäß vergleichen (NEUMANN 1929, Abb. 1 u. 3). Sie besitzen ein gebauchtes Unter-
teil, eine einziehende Halspartie sowie kleinere Henkel. Der Göttinger Becher muß daher zu
den steilwandigen mittelrheinischen Henkeltassen gestellt werden. SANGMEISTER (1951,
23) führt ihre Beigabe in den Gräbern auf den Kontakt der Glockenbecherbevölkerung mit
östlichen einheimischen Kulturen zurück (in den Gräbern der mitteldeutschen Schnurkeramik
gibt es verwandte Stücke. Vgl. MATTHIAS 1974, Taf. 7, 8; 29, 2; 35, 4). Er sieht die koni-
sche Henkeltasse in mittelrheinischen Glockenbechergräbern als Indiz für eine eigenständige
Entwicklung an. Dadurch ist wiederum ein Ansatz in die Stufe 2 der mittelrheinischen
Glockenbecherentwicklung gegeben.
Das kleine Flintgerät, das vor dem Toten in Höhe der Bauchregion lag, konnte bisher nach
Durchsicht der Literatur in Glockenbecherzusammenhang nicht nachgewiesen werden. Zwar
erwähnt FISCHER (1956, 166) „Klingen, meist in Gestalt kurzer (bis 7 cm), blattförmig retu-
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(STAMPFUSS 1929, 74).
Das Fundmaterial in den vergleichsweise näher liegenden Gebieten Thüringen und Sachsen-
Anhalt unterscheidet sich in charakteristischer Weise von den oben angeführten mittelrhei-
nischen Vergleichsfunden. Die Gefäße wirken plumper, ihre Profile sind stärker profiliert. Die
Ornamentik wird besonders von zwei- oder mehrfachen umlaufenden Streifen geprägt, die
von Metopenmustern ausgefüllt werden (NEUMANN 1929, Abb. 1; 2; 4). SANGMEISTER
führt einige wenige Becherfunde aus Mitteldeutschland an, die eine breite Zone horizontaler
Stempel- und Ritzverzierungen tragen, und interpretiert sie als Niederschlag eines Einflusses
aus dem Mittelrheingebiet (1951, 27).
In diesem Zusammenhang soll kurz auf weiter entfernt liegende Parallelfunde zum Göttinger
Glockenbecher eingegangen werden. Damit soll gezeigt werden, daß Form und Verzierungs-
art durchaus nicht auf ein relativ enges Gebiet zu begrenzen sind, gleichzeitig aber von der
Forschung auf rheinische Traditionen zurückgeführt werden.
Aus England gibt es eine Reihe sehr ähnlicher Funde, von denen hier nur eine Auswahl ge-
nannt sei: Antoft, Yorkshire (CLARKE 1970, Abb. 32); Hitcham, Taplow, Buckshire
(CLARKE 1970, Abb. 102); Amesbury, Wiltshire (CLARKE 1970, Abb. 103); Highstead,
Chislet, Kent (STAMPFUSS 1929, Taf. XIII, 11). Der Becher von Antoft ist schnurverziert.
Ebenso wie bei dem Göttinger Gefäß ist sein Rand und das Gefäßunterteil unverziert geblie-
ben. Die drei anderen Becher tragen Kammstempelverzierung auf dem ganzen Gefäßkörper.
Aus Petit Chasseur, Sion, Kanton Wallis, Schweiz, stammen aus einem nachträglich von
Glockenbecherleuten belegten Megalithgrab zwei Becher, die dem Göttinger Gefäß in Form
und Verzierung ähneln (GALLAY 1976, 281—282, fig. 10,5 und 9). Allerdings wurden die hori-
zontal umlaufenden Linien dieser Exemplare nur mehr flüchtig mit einer Schnur eingedrückt.
Sie werden von GALLAY ebenfalls in Zusammenhang mit rheinischen Traditionen gebracht
(S. 291).
Die zweite keramische Beigabe des Göttinger Glockenbechergrabes, der kleine Henkelbecher,
hat seine besten Parallelen ebenfalls im mittelrheinischen Raum. Stellvertretend sei hier der
Fund von Eppelsheim, Kr. Worms (Paulus-Mus. Worms Nr. 743; STAMPFUSS 1929, Taf.
VII, 1), genannt. Auch der Fund von Weinsheim-Wiesoppenheim, Kr. Worms (Paulus-Mus.
Worms Nr. 508b), enthielt eine grobe Tasse mit Bandhenkel, dazu einen Glockenbecher, der
dem Göttinger Exemplar in der Form sehr ähnelt (STAMPFUSS 1929, Taf. VII, 3 u. 4). Tas-
sen gleicher Form stammen aus Weinheim, Kr. Alzey (Paulus-Mus. Worms Nr. 511;
STAMPFUSS 1929, Taf. VIII, 6), und aus Schifferstadt, B. A. Speyer (Taf. VIII, 10).
Die Henkelbecher aus dem mitteldeutschen Raum lassen sich dagegen nicht gut mit dem Göt-
tinger Gefäß vergleichen (NEUMANN 1929, Abb. 1 u. 3). Sie besitzen ein gebauchtes Unter-
teil, eine einziehende Halspartie sowie kleinere Henkel. Der Göttinger Becher muß daher zu
den steilwandigen mittelrheinischen Henkeltassen gestellt werden. SANGMEISTER (1951,
23) führt ihre Beigabe in den Gräbern auf den Kontakt der Glockenbecherbevölkerung mit
östlichen einheimischen Kulturen zurück (in den Gräbern der mitteldeutschen Schnurkeramik
gibt es verwandte Stücke. Vgl. MATTHIAS 1974, Taf. 7, 8; 29, 2; 35, 4). Er sieht die koni-
sche Henkeltasse in mittelrheinischen Glockenbechergräbern als Indiz für eine eigenständige
Entwicklung an. Dadurch ist wiederum ein Ansatz in die Stufe 2 der mittelrheinischen
Glockenbecherentwicklung gegeben.
Das kleine Flintgerät, das vor dem Toten in Höhe der Bauchregion lag, konnte bisher nach
Durchsicht der Literatur in Glockenbecherzusammenhang nicht nachgewiesen werden. Zwar
erwähnt FISCHER (1956, 166) „Klingen, meist in Gestalt kurzer (bis 7 cm), blattförmig retu-
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