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Krüger, Thomas [Editor]; Stephan, Hans-Georg [Editor]; Korbel, Günther [Oth.]; Korbel, Günther [Oth.]; Raddatz, Klaus [Oth.]; Raddatz, Klaus [Honoree]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0342
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genden Streifen oder Zipfeln, die oben von einem hölzernen Reifen gehalten wurden, viel-
leicht in der Art ähnlich wie auf Abb. 3. Ein Lederköcher mit Pfeilen sowie einem Eisenmes-
ser lag am Kopfende, hinter dem Köcher wurde ein Tonspinnwirtel und eine Eisennadel, un-
ter der linken Schulter ein Bronzespiegel gefunden. In einer Ecke des Grabes wurden Stücke
eines großen Holzgegenstandes freigelegt, der mit einer Art von weißem Lack bedeckt war
und mit rosa und grüner Farbe bemalt. Die Ausgräber denken an einen Schild oder ein großes
Tablett. Die Tote trug reichen Schmuck: einen silbernen Halsreifen (ein zweiter lag unter der
Schulter, das Endstück eines dritten beim Hals), einen Goldohrring, an den Armen silberne
Spiralreifen mit löwenförmigen Endstücken und Perlenbänder, dazu vier goldene Finger-
ringe.
Bisher ist dies der einzige Grabhügel mit zwei „Amazonenbestattungen”. Leider ist Grab 1
ausgeraubt. Beurteilt nach dem Grabbau und dem beigegebenen Wagen, dürfte sicher ein rei-
ches Inventar vorhanden gewesen sein. In der Gruppe wurde im Kurgan 11 noch ein weiteres
Frauengrab mit Waffenkombination aus Pfeilspitzen und Lanzenschuh freigelegt (TERE-
NC&KIN 1973, 151 ff.; ROLLE 1979, Katalog 110).
Könnte man bei manchen der aufgeführten Gräber an Sauromatinnen bzw. sauromatischen
Einfluß denken, so zeigt eine große Zahl von Befunden aus den skythischen Kerngebieten,
daß wir es mit einer allgemeinen Entwicklung zu tun haben, die anscheinend alle sozialen
Schichten erfaßte. Eine ganze Reihe von Gräbern, z. T. bereits behandelt, enthielten Frauen-
bestattungen, die nach Art ihrer Grabanlagen und nach Aufwendigkeit des Inventars durch-
aus der Oberschicht zuzurechnen sind. Ein weiteres Beispiel dafür bildet die in das 4./3. Jahr-
hundert gehörende Bestattung 9 im Kurgan 7 beim Dorfe Kut, im Oblast’ Dnepropetrovsk.
Bei dem Skelett der Frau (anthropologische Bestimmung von G. F. Debec) fanden sich u. a.
ein diademartiger Goldblechstreifen, der wohl zu einer Kopfbedeckung gehörte, ein silber-
ner, mit Gold belegter „Siegelring” mit Tierstilmotiv, griechische Importkeramik, ein Bron-
zespiegel und zwei Bleispinnwirtel, dazu Reste eines Köchers mit 87 Bronzepfeilspitzen, ein
Eisendolch und zwei eiserne Lanzenspitzen (BEREZOVEC’ 1960, 53 ff.; ROLLE 1979, Kata-
log 61).
Eine Pfeilspitze, die anscheinend zu einem von Grabräubern entwendeten Köcher gehörte,
fand sich im Grab 1 des Melitopol’-Kurgans, wo die Hauptbestattung leider geplündert ist.
Dieses Grab muß sicher in die Gruppe der „Fürstengräber” gerechnet werden, das belegen
der aufwendige Grabbau, die äußerst reiche Ausstattung, die mitgetötete „Dienerin” und die
reichlichen Wirtschaftsvorräte, mit einem ganzen Weinreservoir u. a. recht deutlich. Bei der
Bestatteten handelt es sich um eine ältere Frau. Das Grab gehört ins 4. Jahrhundert v. Chr.
(TERENO^KIN 1955, 23 ff.; POKROVSKAJA 1955, 191 ff.; ROLLE 1979, Katalog 79 ff.).
Ein eiserner Akinakes wurde auch in einem der reich ausgestatteten Gräber im Kurgan 22
beim Sovchoz Krasnyj Perekop, in der südlichen Ukraine, gefunden. Das Skelett war zwar
vergangen, nach dem Inventar, das zwei goldene Ohrgehänge, eine goldbesetzte Prunkhaube,
sieben Goldfingerringe und ähnliches enthielt, handelt es sich aber sicher um eine Frauenbe-
stattung des 4. Jahrhunderts. Das Kurzschwert lehnte an der Kammerwand (LESKOV 1974,
86; ROLLE 1979, Katalog 55).
Die Zahl der Frauengräber mit Waffen hat, nicht zuletzt dank der Feldarbeiten von Anthro-
pologen innerhalb der archäologischen Expeditionen und aufgrund der systematischen Erfor-
schung ganzer Nekropolen, in den letzten Jahren stark zugenommen. Es zeichnet sich bereits
klar ab, daß im skythischen Bereich die Anzahl solcher Gräber innerhalb einer Hügelgruppe
begrenzt ist auf einige wenige, sie tauchen jedoch mit fast konstanter Anzahl in den meisten
der modern untersuchten Friedhöfe an verschiedenen Stellen auf. Dabei liegen sie mit Aus-
nahme der Hügel 11 und 13 von Ord^onikidzemarganec, auf die bereits hingewiesen wurde,

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