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Krüger, Thomas [Editor]; Stephan, Hans-Georg [Editor]; Raddatz, Klaus [Honoree]; Korbel, Günther [Oth.]; Korbel, Günther [Oth.]; Raddatz, Klaus [Oth.]
Materialhefte zur Ur- und Frühgeschichte Niedersachsens (Heft 16): Beiträge zur Archäologie Nordwestdeutschlands und Mitteleuropas — Hildesheim: Verlag August Lax, 1980

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.65795#0513
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Zum gemeinsamen Grundstock des bandkeramischen Ackerbaus gehörte offenbar der Wei-
zen. Es handelte sich dabei überwiegend um Spelzweizen-Arten.
Der Emmer (Triticum dicoccon SCHRANK) wurde in allen Regionen der bandkeramischen
Kultur angebaut. Er war nahezu überall die wichtigste Getreideart.
Einkorn (Triticum monococcum L.) war ebenfalls weit verbreitet; es fehlte anscheinend nur
im Bereich der Dnjester-Bandkeramik. Sein Anteil im Fundgut liegt allerdings in der Regel
oft weit unter dem des Emmers. Der bekannte Vorratsfund von Westeregeln (DDR 2), in dem
neben 1200 Emmerkörnern 2500 vom Einkorn vorliegen, ist eine Ausnahme.
Belege bandkeramischen Spelt-Vorkommens (Triticum spelta L.) werden lediglich aus Süd-
Polen (PL 8) und aus der sowjetischen Moldau-Republik genannt. Demnach scheint es im
Südosten des bandkeramisch besiedelten Gebietes schon recht früh zur Kultur des hexaploi-
den Spelzweizens gekommen zu sein, ohne daß in Zentraleuropa entsprechendes festzustellen
wäre.
Vom hexaploiden Nacktweizen liegen Nachweise aus verschiedenen Gebieten vor (D, DDR,
PL, CS, A, H). Eine genaue Zuordnung zum Saatweizen (Triticum aestivum L.) oder zum
Zwergweizen (Triticum aestivum L. aestivo-compactum SCHIEM.) ist nicht immer mög-
lich. Aus den jeweils nur geringen Anteilen dieser Belege ist zu ersehen, daß der Nacktweizen
in der Bandkeramik noch keine größere Bedeutung gehabt haben dürfte. Möglicherweise
wuchs er lediglich in den Spelzweizen-Feldern.
An vielen Fundplätzen wurden außer den einwandfrei bis zur Art bestimmbaren Weizenkör-
nern zahlreiche mehr oder minder stark beschädigte oder untypisch ausgebildete Weizen-
Belege festgestellt. Sie sind in Tab. 4 als Triticum sp. aufgeführt. In der Regel dürfte es sich
dabei um Reste der ohnehin jeweils schon nachgewiesenen Weizenarten handeln.
Die Gerste (Hordeum vulgare L.) fehlt eigentümlicherweise den bandkeramischen Fund-
komplexen mancher Region völlig8. Da sie etwa die gleichen Nachweis-Chancen hat wie
Spelzweizen, lassen sich auf diese Weise die ehemaligen Anbaugebiete der Gerste erschließen.
Sie lagen demnach in folgenden Regionen:
— Gebiet am mittleren Neckar um Heilbronn (D 26, 28, 29, 31)
— Lößzone des nördlichen Harzvorlandes (D 14; DDR 1)
— Gebiet von oberer Leine und Untereichsfeld (D 17, 19, 20)
— Westthüringen (DDR 5, 6, 7, 8)
— Schlesien (PL 5, 6)
— Gebiet zwischen unterer Weichsel und oberer Netze (PL 1, 2, 3).
Möglicherweise deutet der Fundplatz von Mohelnice (CS 6) in Nordost-Böhmen auf einen
Zusammenhang mit dem schlesischen Anbaugebiet hin. Wahrscheinlich wurde auch im Ge-
biet der östlichen Slowakei Gerste angebaut.
Auffällig ist das Fehlen bandkeramischen Gerstenanbaus in folgenden, in paläo-
ethnobotanischer Hinsicht z. T. besonders gut erforschten Gebieten:
— Süd-Limburg (NL 1, 2, 3)
— Nieder-Rheingebiet (D 1 —12)
— Wetterau (D 22, 23)
— Donau-Gebiet (D 33)
8 Die Bestimmung der aus dem Rheinland gemeldeten Gerstenfunde von Müddersheim (D 4) und Köln-Lindenthal (D 10) ist
nicht gesichert. Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang, daß NETOLITZKY als Bearbeiter der Frucht- und Samenfunde
von Köln-Lindenthal (1936, 149) schreibt: „Bei einer anderen Probe deuteten die Spelzreste auf Gerste (Hordeum) hin. Ich
bin mir jedoch bewußt, daß ich damit mehr gefühlsmäßig als exakt urteile.” Dieser Fund wurde später gelegentlich mit
„Gerste” bezeichnet.

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