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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 22.1979

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Nr. 4
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Hohl, Josef: Castra Regina - Ratisbona 179-1979
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https://doi.org/10.11588/diglit.33076#0068

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Vulcanus auf Grund eines Gelübdes einen Altar errichtete (Vollmer, Inscr. Bav.
361 Regensbg.). Aus Legionslager und Zivilsiedlung erwuchs die künftige Stadt.
Es würde den Umfang des Aufsatzes sprengen, auf die unzähligen Reste der
Römerzeit in Regensburg einzugehen, auf die Ziegel mit Stempel, Denkmäler,
Grabsteine, Altäre, Standbilder, Münzen, Gefäße und Geräte. Das alles ist ab
Mitte Juni bis Oktober dieses Jahres in der Jubiläumsausstellung des Stadtmu-
seums „1800 Jahre Castra Regina — Regensburg zur Römerzeit“ zu sehen.
Zwei Zeugnisse sind aber besonderer Erwähnung wert. Das eine sind die
Überreste der „Porta Praetoria“ in der Straße „Unter den Schwibbögen“, das
andere der Grabstein einer gewissen Sarmannina.
Die Porta Praetoria eines römischen Lagers ist das der Feindseite zugekehr-
te Lagertor, d. h. in Regensburg das Nordtor, da die Feinde nördlich der Do-
nau in Böhmen saßen. Von diesem Tor stehen bis heute 11 m hohe Reste des
einen Flankenturms und der eine Bogen des ursprünglichen Doppeltors. Mit
Recht wird die Porta Praetoria Regensburgs mit der Porta Nigra in Trier ver-
glichen. Mag die Porta Nigra heute imposanter sein, so ist die Porta Praetoria
doch wesentlich älter und war ursprünglich von gleicher Wirkung als Demon-
stration römischer Macht gegenüber dem Feind. Porta Praetoria und Porta
Nigra sind heute die einzigen Reste römischer Hochbauten in Deutschland.
Der Grabstein der Sarmannina ist wegen seiner Aufschrift bemerkenswert:
IN AP co B(eatam) M(emoriam)
SARMANNINE
QUIESCENTI IN PACE
MARTIRIBUS SOCIATAE (Vollmer, Inscr. Bav. 419 Regensburg)
(Zur seligen Erinnerung an Sarmannina, die in Frieden ruht, den Märty-
rern beigesellt)
Diese Inschrift ist ein Beweis dafür, daß es im 3. oder 4. Jahrhundert — die
Sache ist nicht entschieden - in Regensburg Christen gegeben hat. Ungeklärt
ist auch, ob Sarmannina als Märtyrerin ihres Glaubens, etwa zur Zeit der dio-
kletianischen Christenverfolgung, zu gelten hat, oder ob „den Märtyrern zuge-
sellt“ ein Ausdruck christlicher Frömmigkeit ist.
An die Römerzeit Regensburgs erinnern auch die Namen einiger Dörfer in
der Umgebung der Stadt, z. B. Winzer („ad vinitores“), wo heute noch wie in
Römertagen Wein angebaut wird, Prüfening (Probinus), Barbing (Barbus) und
Kareth (carina). Die Baiern, die Castra Regina nach dem Abzug der Römer zur
Hauptstadt des Stammesherzogtums machten, übersetzten das lateinische
„Castra Regina“ in ihre Sprache wörtlich als , fteganespure“, d. h. Regensburg.
Die Schriftsteller des Mittelalters nannten die Stadt Ratispona oder Ratisbona,
was auf ein keltisches Radasbom zurückzugehen scheint. Die einheimische Be-
völkerung bestand ja aus Kelten, worauf u. a. die Gewässernamen „Naab“,
„Laaber“, „Regen“ und „Donau“ hinweisen. Im Französischen wird Regens-
burg heute noch Rathbonne genannt.
Bischof Arbeo von Freising (ca. 723—783) gibt den ersten Beleg für den
Namen Ratisbona. Er rühmt im 6. Kapitel seiner vita S. Emmerami, des in

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