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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 22.1979

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Nr. 4
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Koertgen, Hans-Erich; Jens, Walter: Das humanistische Gymnasium - ein Missverständnis?
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Hohl, Josef: Castra Regina - Ratisbona 179-1979
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https://doi.org/10.11588/diglit.33076#0067

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unsere Zeit verpflichtendes Menschenbild? Und man erinnerte sich an das Men-
schenbild der griechischen Tragödie. Undich glaube, daß dieses alte Modell wei-
tergedacht werden muß und tatsächlich konstitutiv ist. In der griechischen An-
tike, in der Tragödie, wird ein Menschenbild beschrieben, in dessen Horizont
Größe gleichbedeutend mit Fallhöhe ist. Je größer der Mensch, desto tiefer kann
er fallen. „Weit über Erwarten begabt mit Können und Geist schreitet er einmal
zum Schlechten, einmal zum Guten.“ D. h. je größer technische Allmacht, je
größer die Verfügungskräfte des Menschen, desto entschiedener stellt sich das
Problem der Moral. Dies können wir exemplarisch an der Antike lernen. Und
insofern schauen wir nicht nur zurück, sondern schauen Distanz gewinnend
mitten in unsere Zeit hinein.
(HR, Sendemitschnitt von 27. 5. 79, Prod.-Ni. 6493/0397)

Castra Regina — Ratisbona 179—1979
In diesem Jahr feiern die Bürger Regensburgs das 1800jährige Jubiläum der
Stadtgründung. Kaiser Marc Aurel, „der Philosph auf dem Kaiserthron“ legte
nämlich im Jahre 179 n. Chr. nach dem siegreich beendeten Markomannenkrieg
an einem strategisch wichtigen Punkt des Imperium Romanum, dem nördlich-
sten Donaubogen, als Bollwerk gegen die immer noch drohenden Feinde ein
Legionslager der legio III Italica Concors an. Die Lage gegenüber der Mündung
des Regenflusses gab der Festung den Namen Castra Rigina (man beachte die
Betonung!). Im Stadtmuseum ist heute noch ein gewaltiger Steinblock zu sehen,
der einst neben dem Tor der ,principalis dextera1 eingemauert war, mit folgen-
der Bauinschrift:
FRATER DIVI HADRIANI NEPOS DIVI TRAIANI P
TICUS PONTIFEX MAXIMUS TRIB POTESTATIS XXXVI I
ICUS GERMANICUS MAXIMUS ANTONINI IMP
MP II COS II VALLUM CUM PORTIS ET TURRIBUS EFCI
M HELVIO CLEMENTE DEXTRIANO LEG AU
(Vollmer, Inscr. Bav. 362 Regensbg.)
Mit Ergänzungen und kurz zusammengefaßt besagt diese Inschrift, daß
Kaiser Marcus Aurelius Antoninus Pius, der Sohn des vergöttlichten Pius,
Bruder des Verus, Enkel des vergöttlichten Hadrians, und Commodus, der Sohn
des Kaisers, einen Wall mit Toren und Türmen errichten ließen unter der
Leitung des Legaten M. Helvius Clemens Dextrianus.
Keine andere Stadt Deutschlands vermag eine solche Gründungsurkunde auf-
zuweisen.
Mit den Legionssoldaten kam auch der Troß. Frauen, Kinder, Händler,
Handwerker und Wirte siedelten sich westlich vom Lager an. Es entstand eine
Zivilsiedlung, die „canabae“ (davon das deutsche Wort „Kneipe“). Darauf weist
eine Inschrift eines Ädilen der canabae, namens Artissius, hin, der dem Gott

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