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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 22.1979

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Nr. 1
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Presseschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.33076#0007

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Presseschau

Unter dieser Überschrift sollen künftig in unserem Mitteilungsblatt Notizen aus der regio-
nalen und überregionalen Presse erscheinen, soweit sie Reflexe der Öffentlichkeit auf
Fragen darstellen, die unsere Fächer und ihre Repräsentation betreffen: Berichte, Stel-
lungnahmen, Diskussionen etc.
Alle Mitglieder sind herzlich eingeladen, Einschlägiges aus ihrer Zeitungs- oder Zeit-
schriftenlektüre der Redaktion (Dr. W. Burnikel, Joseph-Haydn-Str. 18, 6602 Dudweiler/
Saar) zu schicken und auf diese Weise dazu beizutragen, ein möglichst breites und detail-
liertes Bild von der Präsenz unserer Ziele und Arbeit in der Öffentlichkeit (und der damit
verbundenen Schwierigkeiten) zu erstellen - eine Mühe, die letztlich eben dieser Präsenz
zugute kommt!

Konspirative Wohnungen?
Nach übereinstimmenden Nachrichten aus Italien ist es den staatlichen Sicher-
heitsbehörden gelungen, in Mailand auf einen Schlag vier „konspirative Woh-
nungen“ zu ermitteln. So bedeutsam und wichtig die Nachricht von jenseits der
Alpen ist, ihr Stichwort enthält leider einen Galimathias (Unsinn). Konspirative
Wohnungen gibt es nicht, weil Wohnungen nicht konspirieren können. Man
kann in Wohnungen konspirieren. Die Wohnung selbst kann nicht konspirativ
sein, weil das Moment der Aktion, das in dem Eigenschaftswort konspirativ
steckt, der Sache Wohnung nicht beigelegt werden kann. Das wäre nicht einmal
metaphorisch möglich, weil der Sachverhalt in den Nachrichten so eindeutig
dinglich real ist, daß Übertragung nicht sinnvoll wäre. Nun mag man einwen-
den, daß so viel sprachliche Genauigkeit nicht verlangt werden könne, wenn es
um Fremdwörter geht. Das kann nicht gelten. Wenn wir schon im internatio-
nalen Kommunikationsverbund unsere Sprache gelegentlich über die Grenzen
des Notwendigen hinaus mit einem riesigen Fremdwortapparat aufladen und
auffüllen, dann ist lexikalische Richtigkeit um so mehr geboten. Es ist irgend-
wie absurd, daß, je weniger Latein in Schulen gelernt wird, um so mehr davon
in die Verkehrssprache einzudringen scheint. Dabei ergibt sich die erfreuliche
Nebenerscheinung, daß das Fachlatein über Fachbildung mehr verstanden wird,
als man bei der Unterschätzung des lateinischen Schulunterrichts vermuten
könnte. Wie immer diese bisher nicht aufgehellten Dinge liegen mögen, wir kön-
nen uns auch mit Fremdwörtern Schlamperei nicht leisten. Man müßte also
doch schulmäßig Latein lernen oder können, um die Fremdwörter richtig zu ge-
brauchen? Es wäre kein Schaden, ob mit oder ohne Rahmenrichtlinien.
FAZ 5. 10. 1978

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