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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 22.1979

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Nr. 4
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Buchbesprechungen
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Burck, Erich: [Rezension von: Edgar Pack (Übers.), L. P. Wilkinson, Rom und die Römer. Porträt einer Kultur]
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Radke, Gerhard: [Rezension von: Ferdinand Sommer, Handbuch der lateinischen Laut- und Formenlehre, Bd. I]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33076#0073

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dem die wirtschaftliche und politische Situation und die künstlerischen Richtungen in
Rom und den Provinzen während der ersten beiden nachchristlichen Jahrhunderte und die
Aufnahme und Entfaltung des frühen Christentums. In dieser Entwicklung von der engen
altrömischen AgrargeseEschaft zur Errichtung und Organisation des weltumfassenden Im-
periums bis zu dessen Erstarrung nach dem bereits zur Autokratie und Bürokratisierung
tendierenden Adoptivkaisertum sieht W. einen paradeigmatischen Prozeß von aktueller
Bedeutung. Daher verweist er auch gelegentlich - nicht ohne Witz und feine Ironie - auf
analoge Erscheinungen im wirtschaftlichen, geseEschaftlichen und sozialen Bereich der Ge-
genwart. Die wenigen Charakteristiken einzelner Persönlichkeiten zeigen höchste Prägnanz
und Treffsicherheit. Die Darlegung der Regierungsprinzipien, der poEtisch-geseEschaftE-
chen Machtkämpfe und der wesentBchen geistigen Strömungen in den einzelnen Entwick-
lungsphasen ist ebenso fesselnd wie die SchEderung des Famüienlebens oder der phEoso-
phischen Durchdringung herausragender Individualschicksale. Die profunde Sachkenntnis,
die Klarheit der Leitgedanken, das persönüche Engagement und - last, not least - die
humane Gesinnung und der Geschmack des Autors machen das Studium seines Buchs in
der flüssigen Übersetzung von Edgar Pack zu einer ungemein anregenden Lektüre. Eine
reiche, für die deutschen Leser neu zusammengestehte BibHographie schEeßt das Werk ab.
Erich Burck, Kiel
Ferdinand Sommer, Handbuch der lateinischen Laut- und Formenlehre, Vierte, neubear-
beitete Auflage, Bd. I Einleitung und Lautlehre von Raimund Pfister, Carl Winter Universi-
tätsverlag, Heidelberg 1977. XVI, 254 S. Kart. 78,-DM, Ln. 98,-DM.
Die Neubearbeitung von F. Sommers Handbuch ist R. Pfister als hohes Verdienst anzu-
rechnen. Im Vorwort beschreibt er die mannigfachen Schwierigkeiten, die sich diesem
Unternehmen in den Weg steEten; mit Hochachtung vor der Arbeitsleistung erkennt man,
wie offenbar um jeden neuen Satz gerungen wurde. SelbstverständEch sind die Erkenntnis-
se der zwischen den Auflagen hegenden sechs Jahrzehnte eingebaut und mit Literatur be-
legt; man muß jedoch Satz um Satz beider Auflagen nebeneinander lesen, um zu begreifen,
wie behutsam gegenüber dem fast kanonisch gewordenen Texte Sommers Pf. FormuBerun-
gen gesucht und gefunden hat, die gegenwärtigen Ansprüchen genügen. Es ist anerkennens-
wert, daß er die alte Paragraphenordnung beibehielt.
Trotz der von §115 ab erkennbaren eigenen Handschrift bleiben auch dann noch alte
Meinungen stehen wie S. 223 „über das ganz problematische vasargenteis, palmicrinibus“
(es müßte palmetcrinibus heißen!) bei Cic. or. 153, was aus Verlust des auslautenden -s
auch nach langer Silbe - vasi(s) argenteis, palmi(s) et crinibus - und nachfolgender Syn-
aloephe zu vas’argenteis, palm'et crinibus zu verstehen ist. Gerade wegen der großen Vor-
züge der Neubearbeitung, die so deutEch sind, daß keiner sie übersehen wird, müssen auch
vermeidbare Fehler angemerkt werden:
Die sprachEchen Überreste der Messapier stammen nicht erst aus dem „2.-1. Jh. v.
Chr.“ (S. 15), sondern gehen bis ins 6. vorchristl. Jhdt. zurück. VenetJeuderobos (S. 70)
ist Druckfehler statt louderobos. Daß der Name PhiBpps II. für die von ihm geprägte Gold-
münze wegen noch wirksamer Anfangsbetonung in Rom‘die griech. Betonung 'EiX-ottoc be-
wahrte, hätte Pf. S. 74 nicht W. Schulze, Kl. Sehr. 432, glauben dürfen, zumal er selbst S.
105 mit Recht auf die Jambenkürzung hinweist; man vgl. Philipp! reddüntür(Plaut. Bacch.
868) mit Philippös probos (ebd. 882). Außerdem kam die Flut der GoldphEippei nicht
etwa während der Regierung Philipps II. (359-336 v. Chr.; so!), sondern erst nach den
römischen Triumphen von 194, 188, 187 und 186 nach Rom. Die Betonung Cdmillus,
Cithegus (Quint. 1, 5, 22f.) ist nicht „Etruskisch?“ (S. 75), sondern griechisch (vgl. Wre-
XXoc); Pf. S. 80 zitiert mit Recht den Namen Cethegus für die Betonung langer Paenultima.
Falsche Herleitung von tibicen aus tibio-can hätte Pf. S. 85 nicht beibehalten soEen, zu-
mal er selbst mffatigo aus *fati-ago hinweist: ä nach i wie in *tibiä-can wurde also anders be-
handelt als ö nach i (pietas). Man soEte Mars nicht mehr aus Mavors herleiten, da jüngst in
Satricum gefundenes mamartei (C. de Simone, in: Archeologia Laziale 1978, 95ff.) die

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