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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 29.1986

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Nr. 3
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Aufsätze
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Burnikel, Walter: Medias in res
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https://doi.org/10.11588/diglit.35877#0074

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Schüler könnte man dazu die Beachtung der oratio continua erwägen: das Vermeiden des
(deutschen) Hiats vor vokalischem Anlaut arbeitet nicht nur dem richtigen Lesen von Versen
vor (Synalöphen!); es ist auch im Sinne der Diachronie nützlich.
6 Dem Erwachsenen geht es kaum anders. Wer eine Sprache auch nur als Informationssprache
lernt, etwa um sich wissenschaftliche Literatur zugänglich zu machen, hat das Bedürfnis, die
richtige Aussprache mitzulernen.
7 De Latine in scholis loquendo, in: Vox Latina 22 (1986), 54 - 56, hier 55. — Insgesamt verfolgt
Heilmann mit seinem Bericht eine andere Zielsetzung als die hier geäußerten Gedanken.
8 In H, HH, SA und SH hat Latein von Kl. 5 - 10 noch gerade 23 Stunden, in HB nur 20. Ein be-
sonderes Problem stellen die Jahre mit nur 3 Wochenstunden dar: sie machen einen soliden
sequenziellen Fortschritt unmöglich (im Saarland sind davon hintereinander die Kl. 8, 9, 10
und 11 betroffen).
9 Den Vortrag mag er durch ein paar lateinische Sätze einleiten. Eine lateinische Ausleitung
kann sich anschließen. In ihr könnten sogar vom Lehrer zuvor formulierte Fragen (,,Delibera-
te, cur XY tale vel tale fecerit!") von den Schülern lateinisch beantwortet werden (,,XY tale vel
tale fecit, quod ..."). Wenn irgendetwas, dann sind solche Anlässe der rechte, weit sich
zwanglos ergebende Ort der ,Latinitas viva'.
10 Damit ist die Hinübersetzung gefordert, ,,Das ewige Hin und Her" einmal mehr weiterge-
führt. H. Steinthal bemerkt in dem gleichnamigen Aufsatz (AU 10, 1967, H. 4, 49 - 67, hier
55) zu Recht, man könne das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen und die ,,gute alte
Zeit" einfach zurückführen. Das soll auch hier nicht versucht werden. Aber das Bewahrens-
werte der,,guten alten Zeit" soll nicht verloren gehen, und daß alle Formen aktiver Sprach-
übung nur einer vergangenen historischen Situation ihr Dasein verdanken, die dem Latein-
unterricht noch andere Ziele gab, daß es nicht geschichtsüberhobene pädagogische Gründe
für die eine oder andere Übung gibt, das ist nicht erwiesen.
11 Für die höheren Klassen bietet dazu der,,Grund- und Aufbauwortschatz Latein" (Klett) Anre-
gungen. Sie sind aber stellenweise viel zu dürftig; dies gilt besonders für den ohnehin schwie-
rigen Teil mit den kleineren Wörtern, dessen Durchnahme ohne Beispiele vertane Zeit ist.
12 Gelegentlich wird der Lehrer abwechseln wollen und etwa eine Bildgeschichte, die er zuvor
erarbeitet hat, benutzen (sehr ergiebig für a.c.i. und indirekte Fragesätze!). Die bekannten
Geschichten mit Vater, Sohn und Hund, die kaum neue Vokabeln erfordern, eignen sich gut.
13 Derartige Übungen sind auch in der Lektürephase sinnvoll und haben sich genau so in Uni-
versitätskursen für Lateinstudenten bewährt, cf. Verf. Loquamur Latine, sodales! In: Vox Lati-
na 12 (1976), 62 - 71.
14 Die Aufgabe ist für Schüler nicht einfach; häusliche Präparation wird für die ^Sonderbeauf-
tragten" in der Regel nötig sein.
15 der sich auch dann einstellt, wenn die Schüler nicht alle gesuchten Einzelheiten finden.
16 Hier wäre dann wirklich einmal das Begriffspaar dekodieren-rekodieren am Platz. — Muster-
haft vorgeführt ist das Verfahren in dem Aufsatz ,,,Vieles Gewaltige lebt...' Strukturale Analy-
se eines tragischen Chorliedes" von P. Barie in: AU 14 (1971) H. 4, 5ff.
17 Natürlich braucht jede Übung ihre Zeit; die entscheidende Frage ist, ob sich der Aufwand in
der Gesamtbilanz von Einsatz und Erfolg bezahlt macht, anders: ob ,,unter dem Strich" etwas
verloren geht oder gewonnen wird.
18 Auch das Griechische müßte sich diese Frage stellen lassen. In der Tat dürfte sich kaum eine
der hier fürs Lateinische genannten Übungen gegen die Übertragung aufs Griechische grund-
sätzlich sperren.
19 cf. S. Albert, Latinitas viva in institutionibus scholaribus - De seminario didactico in studiorum
Universitate Francofordiensi habito, in: Vox Latina 22 (1986) 57 - 64, hier 64: ,,Generaliter:
Latine loqui sit pars propria institutionum et variatio methodusque sui generis. Ne sit vehicu-
lum, quo discipuli artem grammaticam verbaque melius discant."

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