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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 29.1986

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Nr. 3
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Buchbesprechung
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Königer, Wolfgang: [Rezension von: Maier, Friedrich: Lateinunterricht zwischen Tradition und Fortschritt. Bd. 3, Zur Praxis des lateinischen Lektüreunterrrichts]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35877#0097

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Buchbesprechung

Ma/er, fnednch; Late7nunferr7c7if zischen Trac77t7on und Fortschritt. Bd. 3, Zur Praxis cies iateini-
schen Lekfüreunferdcdts. C.C. Büchners Ver/ag, 7985, 47 7 5., 42,— DM
In Heft 4/84, bei der Besprechung von Bd. 2 (Zur Theorie des lateinischen Lektüreunterrichts),
hatte ich von meinen Erwartungen gesprochen, mit denen ich dem Erscheinen des abschließen-
den 3. Bandes entgegensah. Nun liegt er vor und bietet auch dem erfahrenen Fachlehrer eine
Fülle von Anregungen und Möglichkeiten für die Praxis. ,,Dem Lektüreunterricht der Mittelstufe
(einschließlich der Jgst. 11 bis zum Beginn der Kursphase) kommt die maßgebliche Bedeutung
zu. In dieser Phase den Forderungen zu entsprechen, einerseits die Schüler zur Wahl des Faches
zu animieren und die Grundlagen für den Oberstufenunterricht zu legen, andererseits den Schü-
lern, die Latein abschließen, einen einigermaßen abgerundeten Überblick zu vermitteln und sie
spüren zu lassen, daß sich die Beschäftigung mit dem schwierigen Fach gelohnt hat, gleicht - an-
gesichts der geringen Stundenzahl und des vielfältigen Angebots der ,,modernen" Fächer - der
Quadratur des Kreises (Vorwort S. 11). Trotz oder gerade wegen der Schwierigkeiten im Schulall-
tag, nicht zuletzt im Hinblick auf die unterschiedliche Qualifikation unserer Schüler, bleibt kein
anderer Weg, als dem Verf. zu folgen und seine Gedanken, die er wie in den vorangegangenen
Bänden mit vorzüglichen Beispielen, Skizzen, Tafelbildern veranschaulicht, nachzuvollziehen.
Das Buch enthält folgende Abschnitte: Politische Bildung an Sallusts ,Denkmodelten' (Zur Pro-
blematik der Aktualisierung antiker Geschichtswerke). Caesar als Schulautor - viel Feind, viel
Ehr? (Zwei Beispiele für eine sach- und problemorientierte Interpretation). Imperium Romanum -
ein Gegenstand der Mittelstufenlektüre (Aktualisierende Vermittlung eines ,,verstaubten" The-
mas). Römischer ^Imperialismus" im Pro und Contra antiker Texte (Beispiel einer modellorien-
tierten Interpretation). Der Vergleich - eine ,,klassische" Methode des Lektüreunterrichts (Typen
und Beispiele für ein neubetontes Unterrichtsverfahren). Orpheus und Eurydike - ein ^unüber-
windlicher" Mythos (Eine Unterrichtseinheit in der Ovid-Lektüre). Ikarus - ein Symbol für Träume
des Menschen (Anstöße zu rezeptionsgeschichtlichen Exkursen). Rezeptionsdokumente im Lek-
türeunterricht (Antike Stoffe und ihr ,,Sitz im Leben" unserer Zeit). Igor Strawinskys ,,Oedipus
Rex" als Unterrichtsgegenstand (Übergangslektüre, Zwischenlektüre, Unterhaltungslektüre). Er-
gebnisse der Lektürearbeit in der Leistungserhebung (Beispiele für Lektüretest, Schulaufgabe /
Klassenarbeit, Klausur). Die schriftliche Übersetzungsprüfung im Lektüreunterricht (Empirische
Untersuchungen zur Vorbereitung der Klassenarbeit / Schulaufgabe). Eine Facharbeit: Horaz und
Tucholsky im Vergleich (Die Satire in Antike und Gegenwart - aus der Sicht einer Schülerin). Lite-
raturverzeichnis, Sachindex, Verzeichnis lateinischer Originaltexte (Bd. 1 - 3).
Besonders gelungen fand der Rez. den 4. Abschnitt, in dem beim Thema ,,Römischer Imperialis-
mus" ausgegangen wird von Cic., De re publ. III, 8 - 35, der Gerechtigkeit als Grundlage römi-
scher Herrschaft. Die Ansichten des Philus (Römische Herrschaft ist egoistisches Machtstreben)
und des Laelius (Römische Herrschaft ist gottgewollt und auf das Wohl der Untergebenen ausge-
richtet) werden veranschaulicht und ergänzt durch Caes.B.G. VII,77 (Critognatus), Sall.B.J. 14,
Verg. Aen. 1,276 - 283 und VI,847 - 853, Tac.Agr. 30 - 32 (Calgacus). Es braucht nicht betont zu
werden, daß der Verf. - aestuans intrinsecus wie in seinen früheren Werken - durch reichliche
und vor allem auch aktuelle Anmerkungen besticht. Mutatis mutandis gilt das meiste ebenso für
den griechischen Lektüreunterricht.
WOLFGANG KÖNIGER

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