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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 29.1986

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Nr. 3
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Hinweise und Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35877#0098

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Hinweise und Mitteiiungen

Hiasvorsteüung auf Griechisch
Im Herbst dieses Jahres wird der 24. Gesang^ der Ilias von Schülern eines holländischen ,Ly-
ceums' zweimal auf Griechisch dargestellt werden: einmal am Freitag, dem 31. Oktober im
Haag^, ein zweites Mal am Sonntag, dem 9. November, in Amsterdam^. Es gibt Wiederholungen
der Aufführung, die sich im Frühjahr im Haag eines sehr großen Erfolges erfreuen durfte. Ver-
gleichbare Homervorstellungen werden seit 1963 auf dem Lyceum unter meiner Leitung gege-
ben.
Die Aussprache des Griechischen^ wird mit dem wissenschaftlichen Befund möglichst^ in Ein-
klang gebracht. Es wird - wie völlig unerreichbar das Ziel auch sei - versucht, den Darstellungsstil
gänzlich vom darzustellenden Werke bestimmen zu lassend Bei der Wahl der Darstellungsmittel
entscheidet nicht die Frage nach ihrer Geschichtlichkeit (die in diesem Falle nicht leicht befriedi-
gend beantwortet wäre), sondern die nach ihrer Zweckdienlichkeit^. Während der anderthalb
Jahre dauernden Vorbereitung üben die Spieler wöchentlich inner- oder außerhalb der Schule
mit mir einzeln ihre Rollen ein; erst im Schuljahr der Erstaufführung kommen die Abendproben
hinzu; die dazwischenliegenden Ferien dienen einer Vergessenheit, der im allgemeinen nur Aus-
geklügeltes, Hineingetragenes, dem Ganzen Schadendes zum Opfer fällt. Die Rollenfestigkeit,
die nur diejenigen erstaunen könnte, denen die Gedächtnistreue des homerischen Hexameters
unbekannt wäre, läßt das Bedürfnis nach einem Souffleur nicht aufkommen.
Das Bewußtsein, in einer fremden Sprache zu spielen, wirkt wie eine Maske, hinter der ihr Träger
über Kräfte verfügt, die zu benutzen er sonst den Mut nicht hat^.
Verschiedene Male haben wir im In- und Ausland (u.a. in Deutschland^) Gastspiele gegeben.
LooEwijK SALoi'EN, Lehrer für die Alten Sprachen am Haags Montessori Lyceum

1 Aus verschiedenen Gründen ist eine kleine Zahl erzählender Verse (Q 200; 217; 267-274; 277-280: 299;
303-307; 314-321; 507-517; 559; 643-649) aus dem Spieltext getilgt worden.
Auskunft setze man sich mit der Schule (Tel. 070-24 54 18) oder mit mir (Tel. 070-55 65 59, ab 20.00 Uhr) in
Verbindung.
3 Paradiso, Weteringschans 6 - 8, Amsterdam: Anfang 14.00 Uhr; Eintritt wahrscheinlich 8 Gulden pro Per-
son (Tel. 020-237348; 020-264521).
4 Unsere Praxis: L1=t + h;0 = p + h;x=k + h;o,f = kurzes, geschlossenes o, e; cu, r? = langes, offenes
o, e; Z = sd; in positionslangen Silben bleiben kurze von langen Vokalen unterschieden (O 13
ptwac -re ... / Q 16 epJcw rrept ...); auch innerhalb eines Kompositums wird das hörbar gemacht (Q 23
etoopoeatrrec = e?c opocatme?); Gravis wird grundsätzlich als Acutus, aber oft etwas tiefer ausgesprochen;
bei Präpositionen bleibt der Akzent im allgemeinen unbeachtet; langer Acutus (oder Gravis) wird steigend
gesprochen; unser Tonabstand ist nur annähernd eine Quinte.
5 Der beim Vortrag der Mehrzahl der Spieler am schwersten auszurottende Fehler ist die falsche Behau-
chung der Konsonanten ( 7r als p + h, oder ^ als p usw.).
6 Der Darstellung der Götter soll also unser etwaiger Unglaube nicht im mindesten anhaften usw.
7 Die Gewänder sind also grundsätzlich weder homerisch-griechisch, noch modern. — Schallverstärker
übrigens bleiben völlig unbenutzt.
8 Dies tritt nicht nur bei Aufführungen, sondern auch bei den Proben in Erscheinung.
9 1982 Mönchen Gladbach (Städtisches Gymnasium am Geroweiher).

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