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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 29.1986

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Aufsätze
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Barié, Paul: Unzeitgemäße Gedanken zum Nutzen der Alten Sprachen für das Leben, [2]: Fortsetzung und Schluß des in Heft 2/85 abgedruckten Aufsatzes
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https://doi.org/10.11588/diglit.35877#0008

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Aufsätze

Unzeitgemäße Gedanken zum Nutzen der Aiten Sprachen für das Leben
Fortsetzung und Schluß des in Lieft 2/85 abgedruckten Aufsatzes

III
Vielfältige organisatorische und strukturelle Veränderungen haben aus der alten La-
teinschule den respektablen Torso von heute gemacht — respektabel allein schon in
Anbetracht einer Schülerzahl knapp unter 1000. Ich will versuchen, für die alten
Freunde der Schule zusammenzufassen, was sich in den letzten 20 Jahren für die Alten
Sprachen verändert hat:
1. Verlegung des Griechischen auf die 9. Klasse.
2. Griechisch wird ab Klasse 9 alternativ zu Französisch als Wahlpflichtsprache ange-
boten.
3. Die Schule bekommt einen neusprachlichen Zug; man kann jetzt in Klasse 5 auch
mit Englisch beginnen.
4. Latein wird jetzt insgesamt viermal angeboten, grundständig in Klasse 5 alternativ zu
Englisch, in Klasse 7 als Wahlpflichtsprache neben Französisch, ab Klasse 9 als Wahl-
sprache und ab Klasse 11 als freiwillige Unterrichtsveranstaltung. Der Zug mit grund-
ständigem Latein, das als Fach neunjähriger Identifikation den Schultypus bestimmte,
ist nicht mehr die Regel, sondern die exklusive Ausnahme.
5. Seit Einführung der Studienstufe kann Latein am Ende der 10. Klasse abgewählt wer-
den; man erwirbt als Bonus die Qualifikation Großes bzw. Kleines Latinum, je nach-
dem ob man sechs Jahre oder vier Jahre Latein gelernt hat; auch Griechisch kann man
wieder aufgeben, nachdem man es gerade zwei Jahre gelernt hat.
6. Auf der Studienstufe können die Alten Sprachen als Grund- oder als Leistungskurse
gewählt werden, man kann aber auch völlig auf sie verzichten.
7. Innerhalb der Grundkurse kann man die Sprache im Pflicht- oder auch im Wahlbe-
reich wählen.
8. Die Schüler besuchen die gleichen Grundkurse, unabhängig davon, ob sie Latein ab
Klasse 5 wählten oder erst in Klasse 7 damit begar ne.i, also zwei Jahre weniger Latein
auf der Mittelstufe hatten.
9. Auch wenn man eine Alte Sprache verpflichtend als Leistungsfach wählte, kann
man sie doch für die Reifeprüfung noch einmal Habstufen«; man bekommt in diesem
Falle eine verkürzte oder weniger anspruchsvolle Abiturarbeit.
Daß die Vielfalt des Angebots, der Wahl- und Abwahlmöglichkeiten, die Entschei-
dungsfähigkeit der betroffenen Schüler bisweilen überfordert, steht außer Frage; viel-
fältige Beratung: Schullaufbahn- und Fachberatung, wird daher von der Schule ange-
boten; die Konsequenzen des jeweiligen Profils müssen für den Schüler durchdacht,
die Risiken möglichen Scheiterns erwogen, die Chancen einer Umwahl geprüft wer-
den. Bei der Fülle der miteinander konkurrierenden Fächer muß über die Alten Spra-
chen informiert, für sie motiviert und geworben werden, da deren Nutzwert nicht un-
mittelbar in die Augen springt, und zwar in differenzierter Form, je nachdem welches



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