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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 37.1994

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Nr. 4
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Aktuelle Themen
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Krauß, Ursula: Seminarium Pragense 1994 - die etwas andere Fortbildungsveranstaltung
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König, Hildegard; Müller, Susanne: Bericht über die Tagung des Arbeitskreises Patristik vom 6.-8.5.1994 in Ludwigshafen
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https://doi.org/10.11588/diglit.33059#0135

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wird die Zukunft zeigen. Das iem/'nar/'um ßragense 1994 trug jedenfalts abermals zur persönlichen
Bereicherung der Teilnehmer bei, die wieder zahlreiche internationale Kontakte knüpfen konnten.
Als etwas andere Fortbildungsveranstaltung aber zeichnete es sich dadurch aus, daß die vielfältigen
und im besonderen Maße für den Schulunterricht bedeutsamen methodischen wie inhaltlichen
Anregungen in lateinischer Sprache vermittelt wurden, was wiederum der Erweiterung des aktiven
lateinischen Wortschatzes gedient hat. Im Lehrberuf Tätige wie den Lehrberuf Anstrebende wurden
dazu angeregt, in Zukunft verstärkt die Chancen wahrzunehmen, die die Laf/'n/'fas V/'va zur Innova-
tion des Lateinunterrichtes bietet. Das Erlebnis aber, Brücken zu anderen Nationen in der Mutter-
sprache Europas schlagen zu können, wird für alle Teilnehmer von nachhaltiger Wirkung sein.
1 Diese Ansicht äußert Hans-Joachim Glücklich in: Das gegenwärtige Begründungsdefizit in der Latein-
sprechmethode, AU 5/94, S. 21.
2 Vgl. D. Alexa, U. Wagner, Seminarium Pragense 1992, in: MDAV 4/92, S. 148ff.
URSULA KRAUß, Nürnberg
Bericht über die Tagung des Arbeitskreises Patristik
vom 6. - 8. 5. 1994 in Ludwigshafen
Der Arbeitskreis Patristik, ein Zusammenschluß deutschsprachiger Nachwuchswissenschaftler aus
den Fächern Theologie, Geschichte und Klassischer Philologie^ befaßte sich bei seinem diesjährigen
Treffen vom 6. - 8. Mai 1994 mit Hieronymus, Brief 117. Dieser ist an eine namentlich nicht be-
kannte Mutter und ihre Tochter in Gallien gerichtet. Thema des Briefes ist die Jungfräulichkeit und
das Problem des Syneisaktentums, d. h. des Zusammenlebens eines Klerikers mit einer Frau, die
entweder als Jungfrau oder als Witwe in den geistlichen Stand getreten istÄ Anlaß des Briefes sind
die Klagen eines Mönches aus Gallien über das Zusammenleben seiner Schwester und seiner Mut-
ter jeweils mit einem Geistlichen. Damit wird die Bitte an Hieronymus verbunden, die Damen zu
ermahnen und von dieser Art geistlicher Lebensführung abzubringen (Abschnitt 1). Hieronymus
lehnt zunächst dieses Ansinnen ab unter Hinweis auf den Ärger, den er sich mit solchen Aufgaben
eingehandelt hat (1), wendet sich dann aber doch an die beiden Frauen, denen er vorab versichert,
daß er ihnen nichts unterstellen möchte, und bei denen er sich für etwaige Bissigkeiten im voraus
entschuldigt. Ais Beweggrund für das Schreiben nennt er die Sorge um ihren Ruf (2). Im Folgenden
wendet er sich an die Tochter (3-10) und stellt in einem fiktiven Gespräch Mutmaßungen über die
Gründe an, die sie zu der gewählten Lebensform bewogen haben könnten: Enge der Wohnver-
hältnisse (3), Unvereinbarkeit der Lebensstile von Tochter und Mutter (4), Suche nach einem Mann
(4). Er legt der jungen Frau Gegenargumente in den Mund: Sorglosigkeit in bezug auf ihren Leu-
mund unter Verweis auf ihre freie Gewissensentscheidung (4), ihren Hinweis, daß diese Form des
Zusammenlebens mit einem Mann kein Verbrechen sei (5). - Dann befragt Hieronymus sie zu ihrem
Lebenswandel, ihrem Verhalten im familiären Kreis, in der städtischen Gesellschaft und in der
christlichen Gemeinde (6) und skizziert die erotische Ausstrahlung einer jungen Frau trotz ihres
monastischen Gewandes (7). Ausgehend von der Klage darüber, daß der Kleriker im Haushalt der
Jungfrau als Hausvorstand wirkt, schildert Hieronymus das Gerede der Bediensteten und der Mit-
bürger und empfiehlt der jungen Frau die Aussöhnung mit der Familie und die Aufgabe des anstö-
ßigen Lebenswandels (9) und stellt ihr die Konsequenzen ihres Verhaltens in der Zukunft vor Augen
(10). - Zuletzt wendet sich Hieronymus in aller Kürze an die Mutter, der er ähnliche Motive für ihr
Zusammenleben mit einem Kleriker unterstellt wie der Tochter, und rät auch ihr zu Wiederherstel-

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