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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 37.1994

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Nr. 4
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Niklas Holzberg, Friedrich Maier, Ut poesis pictura. Antike Texte in Bildern, Band 1 und 2 ]
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[Rezension von: Lorenz Stäger, Kinder, Camper und Gelehrte. Auf den Spuren der Geschichte durch Syrien und Jordanien]
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https://doi.org/10.11588/diglit.33059#0160

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eben jenem gelten: der Rezeption antiker Texte in Bildern und großenteils auch deren Verwendung
in der Schule Aus der Fülle kann ich hier nur dreierlei herausgreifen:
1. Zahlreiche Gemälde und Zeichnungen aus dem 16. bis zum 19. Jh. werden besprochen: von Chri-
stoph G Leidls Essay über Ludger tom Rings d Ä (1491-1547) „Seher Vergil" über „Polyphem, Acis
und Galathea" von Joseph Anton Koch (1688-1839), über das Joachim Gruber schreibt, und andere
bis hin zu Ernst Vogts Beobachtungen zu Moritz von Schwinds „Hero und Leander". Peter Grau
zeigt schließlich, daß ein Fresko des Renaissancemalers Ludwig Refinger im Ecksaa! der Landshuter
Stadtresidenz nicht, wie man bisher meinte, Aeneis auf der Flucht aus Troja zeigen kann; er vermu-
tet, daß hier Valerius Publicola, der mit Brutus das Königtum beseitigt haben soll, bestattet wird.
Nicht das Großartige und das Bekannte wird hier noch einmal besprochen, sondern das Nahelie-
gende, das von und mit Schülern entdeckt werden kann. Auch Karl Bayer zeigt Pinienzapfen als
Symbole des Fortlebens an Gebäuden, an denen viele jeden Tag Vorbeigehen, ohne daß ihnen et-
was auffiele. Gibt es in unserer Nähe nicht auch Ähnliches, das es nur aufzuspüren gilt? Berliner
seien zum Beispiel an den Ovidsaal in den Neuen Kammern von Schloß Sanssouci erinnert.
2. Eine größere Gruppe bilden auch die Berichte über Unterrichtsprojekte, in denen Schüler lateini-
sche Texte in Bilder umsetzten: den gefesselten furor f'mp/'us, den luppiter in Aen. 1, 294 ff. für das
Zeitalter des Augustus prophezeit (Friedrich Maier), die Fabel von Stadt- und Landmaus (Thomas N.
Pieper), eine Vergilausstellung einer 11. Klasse (Helmut Russegger) und Collagen zu Catult (Renate
Piecha). Auch hieraus sind vielfältige Anregungen zu schöpfen.
3. Die Sammlung ist in sich disparat. Neben der kurzen Skizze findet man auch manchen Aufsatz,
dessen Gedankenreichtum ein ganzes Buch füllen könnte. Andreas Patzers Darlegungen über
„Hesiod als Rhapsoden" sind hier an erster Stelle zu nennen, aber auch, was Wilfried Stroh darüber
sagt, wie Pegasus zu seiner Rolle als Dichterroß gekommen ist. Viel Material (und eine umfangrei-
che Bibliographie) legt Hubert Brumberger über das Rad der Fortuna vor.
Jammerschade ist nur, daß sich der Verlag nicht dazu hat entschließen können, allen Gemälden
gleichermaßen wenn schon nicht farbige, so doch wenigstens größere und besser gedruckte Abbil-
dungen beizugesellen. Das hätte den Preis der Bände, der bereits jetzt im oberen Bereich der Auxi-
lia-Reihe liegt, gewiß noch einmal in die Höhe getrieben. Aber es wäre doch der ärgerliche Zustand
vermieden worden, daß man auf Abbildungen in vierfacher Briefmarkengröße die Details, von de-
nen im begleitenden Aufsatz die Rede ist, nicht mehr erkennt und so die Arbeit für den Unterricht
nicht mehr nutzbar ist
Stäger, Lorenz.' /G'ncfer, Camper und Ge/ebrte. Auf den Spuren der Gescb/'cbfe durch Syr/'en und
7ordan/'en. LVoh/en (Scbwe/z); So/br-Ver/ag 7993. 740 5., 28,00 DM f/SBTV 3-9520489-0-9).
Sind Sie schon einmal mit einem Camping-Bus mit Zeltklappanhänger sechs Wochen lang durch die
Türkei, durch Syrien und Jordanien gefahren? mit Frau und vier unmündigen Kindern? mitten im
Sommer, in dem 30 Grad im Schatten dort als angenehm kühl gelten? Ich auch nicht. Aber Lorenz
Stäger ist. Da hat er natürlich einiges zu erzählen, und das hat er zunächst im „Aargauer Tagblatt"
in einer Folge von Artikeln auch getan und diese dann in erweiterter Form zum vorliegenden Buch
zusammengestellt. Zu jedem Ort erzählt Lorenz Stäger nicht nur mit trockenem Witz von seinen
Reiseabenteuern dort, sondern auch Geschichten und Geschichtchen aus dessen (meist jahrtausen-
dealter) Vergangenheit - von den Hethitern bis zu Glubb Pascha. Stäger hat nicht nur in Zürich Alt-
philologie und Orientalistik studiert, sondern war auch in den Jahren 1972-74 Kultur- und Presseat-
tache an der Schweizer Botschaft in Kairo, und so liegt es nicht nur an der geschichtsträchtigen
Gegend, daß der Vorrat, aus dem er hierbei schöpfen kann, groß ist. S 87 verspricht er, nun wirk-
lich das letztemal in diesem Buch einen Ort als einen der ältesten der Welt zu bezeichnen. Natürlich

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