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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0070

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2.2. Stadtchronistik als »Identitätserzählung<

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16. Jahrhunderts - durch die Siglen S, C und CA bezeichnet - teile sowie eben-
falls^ wenn letztere »unter sich stimmen«. ^
Nicht nur der Hinweis der Herausgeber selbst auf ihre Vorgehensweise
führt den Konstruktionscharakter solcher Editionen vor Augen, sondern auch
die Diskussion um die Chronikhandschriften des 16. Jahrhunderts, deren Sys-
tematisierung trotz mehrerer Anläufe bisher nicht zu einem konsensfähigen
Abschluss geführt wurde. Straßner weist in seiner Arbeit einerseits auf die un-
veröffentlichte Vergleichstabelle des Altphilologen und Leiters der Nürnberger
Stadtbibliothek Friedrich Bock hin, der die große Zahl von insgesamt 53 inhalt-
lichen Merkmalen als Kriterien für die Einteilung der einzelnen Handschrif-
ten heranziehen wollte. Trotz dieser großen Menge kritisierte Erich Straßner,
dass einschlägige und aussagekräftige Notizen wie etwa zur Schlacht im Walde
1502, zum Bayerischen Erbfolgekrieg 1504 oder zur Einführung der Reforma-
tion in Bocks Vergleichstabelle fehlten.*^ Andererseits berichtete Straßner knapp
von den Systematisierungsversuchen Dieter Wuttkes, der die von ihm unter-
suchten rund 100 Handschriften ausgehend von einer zentralen - in Bocks Kri-
terienliste freilich gar nicht vermerkten - Nachricht über die Aufstellung des
Sebaldusgrabs in einen Typenkatalog zu scheiden suchte/ '
Lotte Kurras machte schließlich 1983 auf der Basis der von ihr bearbeiteten
und verzeichneten Chronikhandschriften im Germanischen Nationalmuseum
Nürnberg den Vorschlag, für die Zeit nach der Reformation, die 1525 auf Be-
schluss des Rates in Nürnberg eingeführt wurde, von einer neuen Redaktion
der Chroniken zu sprechen. Sie sei durch insgesamt drei nur wenig variierte
Vorreden sowie durch drei Episoden gekennzeichnet, die sie als »historische
Fiktionen« markiert. Auch Bock berücksichtigte letztere in seinem Kriterien-
katalog, er konturierte sie allerdings weder so stark in ihrer Bedeutung noch
charakterisierte er sie in ihrer Funktion wie Lotte Kurras, die zugleich auch auf
die konkreten Vorlagen und Quellen dieser Episoden verweist: Sie verbreiten
nämlich, so Kurras, erstens den Mythos um die Gründung Nürnbergs in der
römischen Antike, zweitens um ihren Aufstieg zur Reichsstadt in spätkarolin-
gischer Zeit, drittens um die Etablierung des ratsfähigen Nürnberger Patriziats
als dem Adel ebenbürtige Standesgenossen unter dem Staufer Heinrich VIA

Deichslers Bände seien die »für die Losschälung der Jahrbücher bis 1469 überhaupt entschei-
dende Zusammenstellung«.
58 Bei S (vgl. CDS 10, XI, S. 110-112) handelt es sich um eine heute im Staatsarchiv Nürnberg
unter der Signatur Rep. 52a, Nr. 70 [ehern. Königliches Archiv Nürnberg, Msc. Nr. 113] ver-
wahrte, unedierte Handschrift aus dem Besitz des Kürschnersohns, Humanisten und städ-
tischen Hochzeitladers Pankraz Bernhaupt Schwenter, vgl. auch SCHNEIDER, 2000a, S. 189,
192-194, und DERS., 1991, S. 213, Anm. 189. Die Sigle C (vgl. CDS 10, XI, S. 112f.) bezeichnet die
Handschrift Msc.Hist.46 der Staatsbibliothek Bamberg [ehern. Königliche Bibliothek zu Bam-
berg, E VII. 10], die Sigle O (vgl. CDS 10, XI, S. 113f.) die Handschrift Staatsarchiv Nürnberg,
Rep. 52a, Nr. 180 [ehern. Königliches Archiv zu Nürnberg, Msc. Nr. 81].
59 Vgl. CDS 10, XI, S. 116.
60 Vgl. Auflistung von Bocks Kriterienliste wie auch die Kritik daran bei STRAssNER, 1977, S. 40-
43, Anm. 17, außerdem S. 39, Anm. 14. S. dazu auch SCHNEIDER, 1991, S. 5, der auf Bocks Nach-
lass in der Stadtbibliothek Nürnberg verweist.
61 Vgl. STRAssNER, 1977, S. 40, Anm. 17, mit einem kryptischen Literaturverweis.
62 Vgl. KuRRAs, 1983, S. Xlf.
 
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