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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0111

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2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

Vermutlich über eine Vorlage von Hans (II.) Haller^ war Scheurl außer-
dem an das Familienbüchlein des Konrad Paumgartner für die Jahre 1402 bis
1463 gekommen, das er auf Folio 134 recto bis 143 verso in seinen Collecta-
neenband H eintragen ließ 3^ Auch Paumgartner war wie Haller ausschließlich
daran interessiert, was und wie uP er Binder, / Enic/dein und Wenzcidezn ezdehi / /nzf
Vnd uon /nz /zezdwnznzen und geporn szndf, wie zu Beginn von Scheurls Abschrift
des Textes auf Folio 134 recto zusammenfassend erklärt wird. Hannah Ambur-
ger Stuart charakterisiert Paumgartners schlichten Bericht über Ehen, Gebur-
ten und Todesfälle innerhalb seiner Familie daher als »eine in Prosa erzählte
Stammtafel« 3^
Ebenfalls über Hans (II.) Haller übernahm Scheurl schließlich die Passagen
im Collectaneenband H auf Folio 54 recto bis 85 verso, die aus Ulman Stromers
PncM stammen, hdz Hans Hader da& dernacd ans des aden VZnzan / Sfronzers pned-
iezn gesedrzeden, so setzt die Abschrift des Textes auf Folio 54 recto ein. Bereits
Haller hatte seine Vorlage durch weitere Informationen und Notizen zum Teil
umfangreich ergänzt;^ der Schreiber markierte seine Zusätze durch Unterstrei-
chungen mit roter Tinte. Aber auch Christoph (II.) Scheurl fügte Ergänzungen
an, am oberen Rand von Folio 62 recto hielt er seine Vorgehensweise fest: No.
dzsos HforHn VZnzan Süo- / nzazrs danfsedrz/f dad zed gdadf / und ddz donzd codafzo-
ndd. Er scheint also Hallers Abschrift mit einem weiteren Textzeugen des Pücdzd
verglichen zu haben, der seines Erachtens direkt auf Stromer zurückging.
Trotz der mehrfachen expliziten Nennung des Autors und obwohl die Edi-
toren der Chroniken der deutschen Städte den Collectaneenband H generell
kannten, fehlt dieser Überlieferungszeuge im Handschriftenüberblick zu die-
sem Text. Allerdings tradiert er auch Exzerpte aus Stromers heterogenen Auf-
zeichnungen, die die von den Editoren getroffene Klassifizierung des Pdcdd
als historiographischen Text oder gar »Stadtchronik« Lügen strafen: Hallers
Interesse an den Schriften des alten Stromer war ausschließlich genealogischer
Natur. Er übernahm daraus nur die geschlechter- und familienhistorisch re-
levanten Notizen - Verwandtschaftsverhältnisse, Hochzeiten, Taufen, Todes-

271 Vgl. HALLER VON HALLERSTEiN, 1978, S. 215. Diese Vermutung beruht darauf, dass die Ab-
schrift von Paumgartners Aufzeichnungen auf vierzehn Seiten (fol. 54-86) inmitten eines über
300 Seiten starken Textkonglomerats steht, für das fast ausnahmslos Vorlagen aus Hallers Be-
sitz explizit bezeugt sind: auf fol. 10-llr eine Abschrift von Ulrich Hallers Testament von 1455,
auf fol. 12r-51r Hans (II.) Hallers Geschlechterverzeichnis, auf fol. 54r-85v die von Hans (II.)
Haller übernommene Abschrift aus Ulman Stromers PücM, auf fol. 86r-v eine auf Haller zu-
rückgehende Liste der Nürnberger Schultheißen, auf fol. 88r-132v Hans (II.) Hallers zweite
genealogische Zusammenstellung über die Verwandtschaft der Haller, auf fol. 133r eine Zu-
sammenstellung der Ahnen des Hans (II.) Haller und der Margaretha Schnöd, schließlich im
Anschluss an Paumgartners Aufzeichnungen (fol. 134r-143v) auf fol. 144r-167v Hans Hallers
Ratsherrenliste.
272 Vgl. ULMSCHNEiDER, 1989, Sp. 394. Paumgartners Aufzeichnungen sind auch noch in einer
1536 von Jakob Tücher angefertigten Abschrift erhalten.
273 HANNAH AMBURGER SmART, Art. Paumgartner, Konrad, in: Verfasserlexikon, Bd. 3, Berlin 1943,
Sp. 840f., hier Sp. 841. Vgl. eine knappe Übersicht über den Inhalt bei ULMSCHNEiDER, 1989,
Sp. 394: Nach seinen Aufzeichnungen war Paumgartner zwei Mal verheiratet, hatte 21 Kinder,
74 Enkel und 40 Urenkel.
274 Vgl. dazu Handschriftenbeschreibung im Anhang zu fol. 54r-85v.
 
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