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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0132

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2.2. Stadtchronistik als »Identitätserzählung<

131

»autonomen« Werke zu zählen wären, fehlt hier bislang noch die Behandlung
des Textes, der als Höhepunkt »offiziöser« Historiographie in Nürnberg gilt:
die NieroH&ergensis crom ca des Benediktinermönches und Pfarrers Sigmund
Meisterlin, erhalten in insgesamt drei vom Autor verantworteten Fassungen
der Jahre 1485,1487 und 1488. Christoph (II.) Scheurl wusste sie sich in der la-
teinischen Fassung von 1487 zu verschaffen und ließ sie in seinen Collectaneen-
band L kopieren.'^' In dieser Handschrift finden sich andererseits aber auch
Auszüge aus den »Jahrbüchern bis 1487«, die als Herzstück der »autonomen«
Chronistik über Nürnberg bezeichnet werden. Sie entstanden zwar parallel
zu, aber unabhängig von der »Tüchersehen Fortsetzung der Jahrbücher« und
gelten als von genuin »amtlichen« Vorlagen unbeeinflusst. Als ihr Kronzeuge
gilt die Kompilation des Handwerkermeisters Heinrich Deichster. ^ Diese soll
im Folgenden als Vergleich zu Meister lins Chronik nochmals heran gezogen
werden, auch wenn wir hier Scheurls historiographischen Horizont verlassen:
Denn er schöpfte zwar aus denselben annalistischen Reservoirs wie vor ihm
Deichsler, doch dessen Kompilation hielt er nicht selbst in Händen.
Nicht nur zu Deichslers mehrbändigem Konvolut, das - wie oben bereits
ausgeführt - in den Chroniken der deutschen Städte nur in wenigen Auszügen
und auf verschiedene Orte verteilt ediert wurde, legte Joachim Schneider mit
seiner Handschriftenanalyse von 1991 das den aktuellen Forschungsstand mar-
kierende Werk vorr'^ Auch zu Sigmund Meisterlin veröffentlichte er seit den
neunziger Jahren mehrere Arbeiten, die insbesondere die Herkunft und die
Causa Scribendi seiner Nürnberger Geschichtskonstruktionen beleuchteten.^
Nicht aus der Binnenperspektive der Nürnberger, sondern für seine Studien
zur »conscience dynastique« der Hohenzollern zog Jean-Marie Moeglin Meis-

381 Meisterlin's Chronik (lat.), in: Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg, Bd. 3, Leipzig
1864 (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert 3), Nr. VI, Anhang I,
Sigle S, S. 183. Die Abschrift von Meisterlins Chronik, die nach Kerler nicht sehr leserlich und
»wenig gefällig« ist, beginnt auf fol. 142r und schließt auf fol. 217v mit den Worten
online preseMhÜMS wserfa. Von der Hand Christoph Scheurls ist der Schluss: Qt«' posCn's oN
(eckidoM; (...) presh'fenf JorfMiM, die Empfehlung der Chronik an Ruprecht Haller, s. Anm. 546,
ein Brief Meisterlins an Hartmann Schedel, s. Anm. 584, sowie die Quittung über die vom Rat
erhaltene Entlohnung, s. Anm. 547.
382 Ediert unter dem Sammeltitel »Jahrbücher des 15. Jahrhunderts«, CDS 10, XI, S. 118-386. Die
den »Jahrbüchern bis 1487« zugeordneten Passagen sind durch ein Kreuz am Zeilenanfang
markiert. Eine knappe Inhaltsangabe vgl. bei SCHNEIDER, 2000a, S. 190f.
383 SCHNEIDER, 1991.
384 Ebd., S. 17-28 und S. 198-207; DERS., Humanistischer Anspruch und städtische Realität. Die
zweisprachige Nürnberger Chronik des Sigismund Meisterlin, in: Zweisprachige Geschichts-
schreibung im spätmittelalterlichen Deutschland, hg. von RoLF SrRANDEL, Wiesbaden 1993
(Wissensliteratur im Mittelalter 14), S. 271-316; DERS., 2000a; DERS., 2000b; für eine knappe In-
haltszusammenfassung vgl. DERS., Sigismund Meisterlin (ca. 1435-1497 oder später), Chronik
der Reichsstadt Nürnberg, in: Hauptwerke der Geschichtsschreibung, hg. von VOLKER REIN-
HARDT, Stuttgart 1997, S. 424—427. Vgl. auch KATHARINA CoLBERG, Art. Meisterlin, Sigismund,
in: Verfasserlexikon, Bd. 6,2. Aufl. Berlin, New York 1987, Sp. 356-366; eine knappe und wenig
aussagekräftige Zusammenfassung vgl. bei FRANK L. BoRCHARDT, German antiquity in renais-
sance myth, Baltimore 1971, S. 80-82.
 
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