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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0151

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150

2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

anderen ließ er nur den Raum, um sie nachzutragen. Die Wahl der bereits über-
setzten Kapitel ist nach Schneider kein Zufall: Bezeichnenderweise handele es
sich um jene Passagen, die »dem Verlauf der Nürnberger Geschichte in Meis-
terlins Konzept ein neues Profil geben« sollten und in denen er sich folglich
mit älteren abweichenden Thesen auseinander zu setzen hattet Als weiteres
Indiz für die intensive Beschäftigung mit diesen für seine Darstellung funda-
mentalen Stellen liegen der Prolog und ein Kapitel über Karl den Großen in
doppelten lateinischen Fassungen vor.^°
Ursprünglich sollte - so Joachimsohn - die Chronik von 1485 mit der
Stauferzeit enden, doch ein entsprechender Epilog ist durchgestrichen und ein
13. Kapitel über Rudolf von Habsburg angeschlossen. Es wird chronologisch
weiter geführt bis in die Jahre 1347/48 und zur Schilderung des so genannten
Nürnberger Aufstandes. Auch hier schien Meisterlin neuerlich abbrechen zu
wollen, doch ein letztes Mal nahm er den historiographischen Faden auf, um -
nun über weite Strecken wortwörtlich aus der HZs/ona Bo/icnnAz des Enea Silvio
Piccolomini zitierend - Informationen zur Regierungszeit Wenzels zusammen-
zutragen. In der Passage zum Großen Städtekrieg entschuldigt er sich für die
Kürze seiner Darstellung noch mit dem Hinweis, man solle weitere Details bei
den uo/gares, das heißt also vermutlich, den kursierenden »Jahrbücher«-Kom-
pilationen, nachtesen A' Vergleichsweise unmotiviert beschließt er die Chronik
mit einer ebenfalls von Piccolomini übernommenen Darstellung der hussiti-
schen Häresie und der Aufzählung ihrer Glaubensartikel.^ Auch die beiden
späteren Fassungen führte Meisterlin - im Gegensatz zu seiner Augsburger
Chronik - nicht näher an seine Gegenwart heran. In der /zesc/i/Ze/?Mdg seiner
deutschen Version von 1488 sollte er lediglich anmerken, da/? vZ/ /rc/Jcn/Zc/z s/M(±
noc/i Zieruornen sZn/, die ander den necdsfen zner Kaisern za Naren&erg descdeden sind,
das Zs/ ander Raprecd/ and Kaiser Signinn/, A/der/o aon Os/erreicd and nnserm nan
regirenden Kaiser Eridencd, and gar /re//enücd sac/i, die diese s/a/ ange/ang/ da&en.^
Als Grund für den Abbruch des Werkes sei auf seine mehrfache Klage verwie-
sen, er wisse mehr von den Geschichten und Zeiten Alexanders des Großen
oder Octavians zu sagen als von den letzten beiden Jahrhunderten.^ Meister-
lin schließt daher mit den Worten: Das a//es icd Jaden /a/?, wann mZc/i &edan/d, Zc/z

499 Vgl. SCHNEIDER, 1993, S. 272.
500 Für eine vergleichende Analyse der verschiedenen Prologfassungen vgl. S. 135, Anm. 405. Das
Kapitel über Karl den Großen stellt den bisher einzigen durch eine Edition zugänglichen Teil
dieser Fassung dar, ed. JoACHiMSOHN, 1895, Nr. 28, S. 329-332.
501 Staatsbibliothek München, clm 23877, fol. 66r., zit. nach JoACHiM SCHNEIDER, Zweisprachigkeit
als eine Chance der Chronisten im Spätmittelalter, in: Die Geschichtsschreibung in Mittel-
europa. Projekte und Forschungsprobleme, hg. von jAROSLAw WENTA, Torun 1999 (Subsidia
Historiographica 1), S. 249-276, hier S. 274 (mit Anm. 97).
502 CDS 3, VI, S. 171-175.
503 Ebd.,S.177.
504 Ebd., S. 166f., s. ebd., S. 167 über seine Zeitgenossen: wann sic dören sagen non den, die es geseden
dnden, nnd neiden nü, od es desedriden werd. deden das nned die nifen gefdnn was westen dann wir?
/.. J wir Tezdscden uernciden das, wann unser gro/? grodded uersngf nns gedeeidnns der dnngigen, die
es gern gir god iied deden.
 
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