Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0171

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
170

2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

folie, an der Meisterlins Darstellung zu messen ist, ist vielmehr der Status quo
zwischen städtischem Patriziat und Ritter- beziehungsweise Landadel in seiner
eigenen Gegenwart: Um 1500 jedoch wurden den Patriziern die Ebenbürtigkeit
mit dem Ritteradel klar abgesprochen; dagegen also musste Meisterlin anargu-
mentieren.""'
Erstens gelingt ihm dies über die vom königlich-kaiserlichen Stadtherrn
verliehenen Ämter, die nach seiner Darstellung abwechselnd von Edelleuten
und Bürgern besetzt worden seien. Da nach Meisterlin das Prinzip der Ämter-
vergabe auf Zeit gegolten habe, sei es den Bürgern möglich gewesen, in Nürn-
berg abkömmlich zu sein und sich wie der Adel in kaiserlichen Diensten am
Hof wie auch im Feld zu bewähren/'" In ihren Reihen gebe es also, so erklärt
Meisterlin in einer Passage zum Aufstand 1348/49, gar ui/, MH&r den Uwe w/
rdfcr waren/ nnd gro/? rd/er/är/ tetUri."'^ Als drittes Argument führt der Autor das
Konnubium zwischen Bürger- und Adelsgeschlechtern für ihrer beider Gleich-
rangigkeit ins Feld, zugleich verbunden mit der gleichberechtigten Anerken-
nung der Patrizierkinder bei der im 15. Jahrhundert ebenfalls an ständische
Kriterien gebundenen Aufnahme ins Kloster: in den orden aned dar dnrgar /ander
genonien wurden, so berichtet Meisterlin etwa zur Regierungszeit Rudolfs von
Habsburg, wann diegesc/dec/d, der noed edied uordanden sind, so mec/dig waren, da/?
sie zu den^reiderren uon Grind/acd und zu den uon Wo//s/ein und Eg/o//s/ein und den
Grossen und andern /re//en/icd gesed/eed/ern gri//en zu der ee und nzagseda//.^^
Zentrales, da weithin sichtbares Beweismittel für die Ebenbürtigkeit musste
jedoch die durch die Patrizier übernommene adlige Lebensweise sein. In Meis-
terlins Lebenszeit war als Trend längst klar auszumachen: Die Nodi/es Norimder-
genses, durch die Kleiderordnungen als erster Stand deutlich herausgehoben/''"

1988 (Schritten des Historischen Kollegs: Kollquien 12), S. 221-238; MicnAEL DiEFENBAcnER,
Stadt und Adel - Das Beispiel Nürnberg, in: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins 141,
1993, S. 51-69; PETER FLEiscHMANN, Professionalisierung oder Ausschluß von Führungseliten
in der Reichsstadt Nürnberg?, in: Sozialer Aufstieg. Funktionseliten im Spätmittelalter und
in der frühen Neuzeit. Büdinger Forschungen zur Sozialgeschichte 2000 und 2001, hg. von
GÜNTHER ScHULz, München 2002 (Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit 25), S. 49-71.
Nach HiRSCHMANN, 1968, S. 258, entstammte das Nürnberger Patriziat überwiegend aus der
Reichsministerialität, die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts nach dem Untergang des Staufer-
reiches als Zeugen in Urkunden als NoMes Nortm/ergenses fassbar wurde. HoFMANN, 1965,
S. 123-131, vertritt zwar ebenfalls die Ministerialenthese, betont jedoch, dass diese Familien
ebenfalls Handel betrieben und dass sich auch das Phänomen des wirtschaftlichen Aufstiegs
von Händlerfamilien in diese Schicht greifen lässt; das Ende der sozialen Mobilität datiert er
erst auf etwa 1500. Für Untersuchungen zu einzelnen Patrizierfamilien, die zu diesen Fragen
auch Stellung beziehen vgl. die bibliographischen Verweise bei PiERRE MoNNET, Führungseli-
ten und Bewußtsein sozialer Distinktion in Frankfurt am Main (14. und 15. Jahrhundert), in:
Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunst 66, 2000, S. 12-77, hier S. 12f., Anm. 5.
610 Zur ständischen Aufspaltung des Stadt- und Fandadels in der allgemeinen Wahrnehmung ab
der Mitte des 14. Jahrhunderts vgl. HoFMANN, 1965, S. 134.
611 CDS3,VI,S.96.
612 Ebd., S. 136, zur Bedeutung der Ritterwürde vgl. MEYER, 1928, S. 55-57.
613 CDS 3, VI, S. 113, s. auch ebd., S. 95: (...) Mud ga/ent Ire /auf nnder den adel, sowie S. 136: H;'r zn
Nnren/erg waren trq/endede alte er/ere gesetdeedt, geletedten gutem adel nnd (waren(mit dem uermn-
sedet. Zum Kriterium der »Stiftsfähigkeit« allgemein vgl. MEYER, 1928, S. 46.
614 Vgl. dazu MEYER, 1928, S. 59-61.
 
Annotationen