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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0221

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220

2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

che Bearbeitung der Reimrede durch Rosenplüt vermutete.^ Anlass für die
Neubearbeitung einer Lobrede auf Herzog Ludwig von Bayern-Landshub dem
Nürnberg besonders verpflichtet war, seitdem er am Ende des ersten Markgra-
fenkrieges vermittelnd für die Reichsstadt eingetreten war/^ war die offenbar
allgemeine Erleichterung darüber, dass mit den Rother Verhandlungen ein ver-
heerender, auch für Nürnberg bedrohlicher Territorialkrieg zwischen Zollern
und Wittelsbachern doch noch hatte verhindert werden können. Statt dessen
war die bewaffnete Auseinandersetzung, zu der es 1460 nach dem zwei Jahre
zurückliegenden Streit zwischen Albrecht und Ludwig um die Stadt Donau-
wörth gekommen war, nach nur 90 Tagen nicht zuletzt auf die Vermittlung der
Reichsstadt glimpflich beigelegt worden.
Als Grund für seine neuerliche Dichtung gibt Rosenplüt entsprechend die
Milde des bayerischen Herzogs im pfälzischen Krieg ohne Ansehen des Stan-
des und der Person an: Es sd yhrsE bcnv, ybd, nbw oder bnwbb / XaM/brnn
oder bawGm, den werde er gerecdE^ Ausdrücklich rühmt er den Verzicht des
Herzogs auf Brandschatzung und Plünderung der einfachen Bevölkerung, wes-
halb er von ihr in des gemein gepefe eingeschlossen werdet Außerdem weitet
Rosenplüt das Lob auf alle am Frieden beteiligten Personen und Parteien aus:
Gib ione eiien den, die f..J diesen brieg beben gcmecid sieebi - das heißt also: gut
und gerecht -, so ruft er selbst Gott au, um diese Bitte wiederum nach Ständen
zu spezifizieren: Er sei^n^sE gre/^ rider oder /eneebi.^ Es folgt eine namentliche
Auflistung dieser Parteien, darunter auch die ersamen weisen uon Nnrnd^erg, die
durch ihre Vermittlung ein godiiebs wergb vollbracht hätten.^ bryii'dnmcben, so
erklärt er, bringe ihnen mehr seiigbed als das Stiften von neun Klöstern.^ Doch
unter den für ihre Friedensliebe zu Preisenden ist auch einer, den Rosenplüt
in seinen vorangegangenen Werken ausschließlich schmähte. Denn auch der
boebgeborn nmrggra/Aibrocbi, also der Erbfeind der Stadt Nürnberg, habe einen
gerechten und guten Krieg geführt.^" Für seine Bereitschaft, den Rat deryivmwn
anzunehmen, habe er deshalb Gottes Gnade verdient.^' Ganz überzeugt schien
Rosenplüt von Albrechts neuer Friedfertigkeit allerdings nicht, schickt er doch

273 Vgl. MÜLLER, 1974a, S. 239f., Nr. 129, 6.
274 Hans Rosenplüt, Reimpaarsprüche und Lieder, ed. REICHEL, 1990, Nr. 23, S. 249-255, Kom-
mentar S. 333-336. Als älteren Teil bezeichnet Reichel die eigentliche Lobrede auf Herzog Lud-
wig von Bayern-Landshut, die als fiktives Gespräch eines reisenden Wappenzeichners mit
einer Zwergin inszeniert wird. Dominieren in diesem ersten Teil die allegorischen Figuren,
die Wappenblasortierung, ein Tugend- und Länderkatalog und das abstrakte Lob der herzog-
lichen Tugenden, so wird Rosenplüt im zweiten, vermutlich jüngeren Teil in Bezug auf die
historische Situation deutlich konkreter.
275 Hans Rosenplüt, Reimpaarsprüche und Lieder, ed. REICHEL, 1990, Nr. 23, V. 109f.
276 Ebd.,V. 121-132.
277 Ebd.,V. 148-150.
278 Ebd., V. 153f. Vgl. dazu auch die »Jahrbücher«, in denen ausdrücklich von der Vermittlungs-
rolle der Nürnberger und des Augsburger Bischofs zwischen den beiden Kriegsparteien die
Rede ist, CDS 10, XI, S. 249.
279 Hans Rosenplüt, Reimpaarsprüche und Lieder, ed. REICHEL, 1990, Nr. 23, V. 155f.
280 Ebd.,V.157f.
281 Ebd.,V.159f.
 
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