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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0240

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2.3. Politische Dichtung und städtisches »Image'

239

vielmehr zur Gruppe der Neumarkter zu gehören. Er spricht also als Bürger
einer Landstadt, die ihrem fürstlichen Herrn auch in der Krise loyal blieb und
die Reichsstadt Nürnberg als unrechtmäßige und überhebliche Invasorin wahr-
nahmd°4 in direkter Ansprache an die Nürnberger erhebt der Dichter daher die
Anklage: ir meint mir im Am uerge^en / nnser frem und unser er / tut uns scimi/dteii
zumessen / a/s die uon Aitdor/*und mer / antgrünten p/ä/zgra/cn /zabmz gedznd*^ Doch
im Gegensatz zu den Altdorfern, die sich den Nürnberger Truppen ergeben
mussten, wie auch zu den Städten Hersbruck und Lauf""" triumphiert der Neu-
markter angesichts des erfolgreichen Widerstandes seiner Stadt: fr /zabf uns /zart
gasc/zq^azz, / des ac/zt mir mazPT/z /dein; / mir sein noed nnuerdrossen, / mir deden ein
grünte genteind"^ Die Nürnberger dagegen seien von ztzabzsc/zar er/und hätten den
Galgen verdient/*^ ja, ihre Ratsherren seien den^reidig reu/er vergleichbar, wie
er in einer Schmähstrophe gegen die führenden Köpfe der Reichsstadt erklärt:
Wb is/ der eineuge/ Katze/, / derzn der /eng uon P/oden,/ der Stromer und der ffetze/, /
der fie//er eu/* seiner groden, / der Gro/iend und der tummer ffeuse/? / des sein ger
yfezztzg renterd"^ Sie seien sogar noch stolz darauf, den Neumarktern die Felder
verwüstet und die Ernte geplündert zu habend^
Für die Nürnberger dagegen ergreift Hans Schneiders umfangreicher
Spruch vom Landshuter Erbfolgekrieg (370 Verse)"" ' Partei, der mit einer de-
taillierten Schilderung der Ursachen des Kriegs anhebt. Ausführlich referiert er
den Streit im Wittelsbachischen Haus um das Erbe Herzog Georgs des Reichen
von Bayern-Landshut, in dem das Urteil gegen Georgs Schwiegersohn Rup-
recht von der Pfalz und zugunsten seines nächsten männlichen Blutsverwand-
ten Herzog Albrecht von Bayern gefallen sei, zzac/z a//er gcsc/mz/t und Zvemz/czem, /
das tot mau o^em/zc/z besc/zrezezz, so betont Hans Schneider die Rechtskraft dieser
Entscheidung.^ Die Gerüchte, dass die pfalzgräfliche Partei dennoch Lands-
hut und Burghausen erobert habe, seien dem König daher als solche sc/zmac/z
erschienen, dass er mm stand an dos roze/zs g/zzteriz geschrieben und befohlen

404 Vgl. etwa ebd., Str. 8, V. 6 und 8: Beschimpfung der Nürnberger als Lid Leiters i?eni, die uon
Mn//eis arZ geboren seien. Neben Muffel sind auch noch andere Nürnberger Hauptleute Ge-
genstand der Schmährede, so etwa heißt es in V. 5f. über Stromer: er weht sied wie ein reedie
san, / ein wessner ist er worden / iw dorf zn Berngaw.
405 Ebd., Str. 7, V. 1-5.
406 Vgl. ebd., Str. 11.
407 Ebd., Str. 8, V. 1-4. S. auch die polemische Frage in der 13. Strophe, V. lf.: Was daid ir dort; ge-
wonnen / znw Newenwar/d uor der stat? sowie das Lob Neuenmarkts in der 14. Strophe, V. 1-5:
Den Newenwar/d sott man eren / sagen gro/? tot nnd preis, / da/? sie sied sedon erweren / der die naed
wenseden sedwei/? / steiien mit großer uerreterei.
408 Ebd., Str. 9, hier V. 5.
409 Ebd., Str. 10, V. 1-6.
410 Ebd., Str. 12. In der elften Strophe wird den Nürnbergern zudem Feigheit vorgeworfen: Man
fürchte sie zwar sehr, wenn sie iw sedewparf ian/en, ansonsten aber besäßen sie nur die Kühn-
heit, die /eigen /zn/ rao/en, was von Liliencron als Spott auf die Krämer interpretiert (Str. 11,
V. 2,4). Polemisch äußert sich der Dichter außerdem über die mit Nürnberg verbündeten Ad-
ligen: Mied wnnderf an dew adei, / der ened nnn dienen fnf (Str. 15, V. lf.).
411 Ed. Lil. 2, Nr. 235, S. 506-513, vgl. SCHANZE, 1992, Sp. 789f. (Überlieferung und Inhalt).
412 Lil. 2, Nr. 236, V. 35f.
 
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