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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0315

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2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

Celtis nur der Ausgangspunkt für seine eigentlichen Pläne einer umfassenden
Germania, so wurde Deutschland bei Eobanus auf die Kontrastfolie reduziert,
vor der sich der Glanz und Ruhm der Lfrds Nondergzz noch klarer abheben ließ.
Preisen wolle er - so erklärt Eobanus - diejenige Stadt, Yen io nie/ t?na non cst ai-
fera regni, die im deutschen Reich nicht ihresgleichen habe, sei es an Ehre oder
Reichtum, an Waffengewalt und Gesetzesmacht A' Schon an der Eleganz und
Kunstfertigkeit der Häuser erkenne er, non & onigariims niia, / Sod <?na rara soienf
cf non nisi magna parari - dass man sich hier nichts Alltägliches, sondern nur
das Seltene und Große zu verschaffen pflegeA^ Binnen kurzem, so prophezeit
er, werde die Stadt durch die neuen, gerade im Bau befindlichen Gebäude von
einer so strahlender Schönheit werden, wie sie in der gegenwärtigen Gorman/a
nirgends sonst zu finden sei A^
Die Wahl des Titels war kein Zufall. Schon in seiner Prosa-Widmung nann-
te Eobanus als Vorbild für sein Werk die Nonmdcrgzz des Conrad Celtis, nach
dessen Beispiel er Nürnbergs Größe loben wolle. In der Tat lassen sich viele in-
haltliche und sprachliche Gemeinsamkeiten feststehend^ Der Hinweis auf den
berühmten Vorgänger nötigt Eobanus jedoch zugleich zu einer Rechtfertigung
für seinen eigenen tzdcffzzs: Einerseits habe Celtis nicht alles beschrieben, vieles
habe er zudem gar nicht beschreiben können, da es noch nicht existiert habe.
Andererseits aber - und diese Erklärung ist ihm so wichtig, dass er sie im Ver-
lauf seines Werks mehrfach wiederholt - habe er sich ein anderes Ziel gesetzt,
indem er ein zzfzz/d gezzz/s, eine andere Schreibart gewählt habe. Statt in Prosa
habe er entschieden, die Stadt in Versen zu rühmen: Lfrdzs zvsfr/ze dzgzzzfzzfczzz gfo-
n'zzzzzpzzc uwszdz/s zdz/sfnzzz&z/zz zzzz'dz &szzzzzpszA^ Ebenfalls mit der Wahl des gezzz/s
ist für Eobanus, wie er gleich zu Beginn der Widmungsrede statuiert, die Ent-
scheidung verbunden, keine dzsfonzz, sondern ein poczzzzz zu schreiben. Deshalb
habe er sein Büchlein nicht nach tjz/ddzzzz ordo, sed per partes, Mt zjzzzzczjzzc se o^eredaf,
strukturiert.^ Ist auch schon bei Celtis der Anteil historischer Passagen über
die Stadtgeschichte äußerst gering, so kommt die Lfrds Norzderga des Eobanus
als erste und einzige Darstellung ganz ohne historische Teile aus.
Eobanus beginnt seine Beschreibung mit dem szfz/s der Stadt: Zuerst loka-
lisiert er Nürnberg allgemein im hercynischen Wald - und zwar dort, zjz/% sc
Gcrzzzzzzzzzz szzffzz / Cozzfrzzdzf, et zzcfzzf /dz cezztrzzzzz cozt - wo sich Deutschland also
zusammenziehe und gleichsam zum Mittelpunkt dränge A^* Der geographi-
schen Einordnung folgt eine topographische Beschreibung des Landstrichs um

Beitrag zur Cultur- und Gelehrtengeschichte des 16. Jahrhunderts, Bd. 2, Gotha 1879, S. 1-139,
HARRY VREDEVELD, Eobanus Hessus (6 January 1488 - 4 October 1540), in: German Writers of
the Renaissance and Reformation 1280-1580, hg. von JAMES HARDiN und MAX REiNHART, Was-
hington D. C., London 1997, S. 97-110, Porträtzeichnung von Dürers Hand aus dem Jahr 1526
auf S. 97, Werkverzeichnis des Eobanus auf S. 97-100.
293 Helius Eobanus Hessus, Hrts Non'Nrga lÜMsZzaZa, ed. VREDEFELD, 1990, S. 183-266, V. 9.
294 Ebd., V. 161f.
295 Ebd., V. 188-190.
296 Vgl. Keck, 1999, S. 48.
297 Helius Eobanus Hessus, Hrts Non'Nrga lÜMsZzaZa, ed. VREDEFELD, 1990, S. 190-192.
298 Ebd., S. 186.
299 Helius Eobanus Hessus, Hrts Non'Nrga lÜMsZzaZa, ed. VREDEFELD, 1990, S. 183-266, V. 76.
 
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