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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0323

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322

2. Nürnbergs verschiedene (Er-)Fassungen

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Iwnzs pnozMoz mgctms cvMhcraf ec perenn/Yer scafU.^' Auf das Lob der Stetigkeit,
mit der in Nürnberg die Wissenschaften und Künste gepflegt werden, folgt
eine Preisrede auf die großen Söhne der Stadt, den Naturwissenschaftler Regio-
montan, den Dichter Celtis und den Künstler Dürer. '^
Als Stadtbeschreibung im hier erörterten Sinn sind weder Melanchthons noch
Ulrichs von Hutten Texte zu bezeichnen, auch wenn sie von Hartmut Kugler in
seiner Übersicht ebenfalls unter das Genus »Stadtbeschreibung«/»Städtelob«
zu Nürnberg aufgenommen wurdenA' Dasselbe gilt auch für einen der kuri-
osesten Texte, der um 1500 zum Sujet Nürnberg entstand. Er stammt aus der
Feder des Nürnberger Arztes Dietrich Ulsen, eines Altersgenossen und Korre-
spondenzpartners von Conrad Celtis, der - wie ihr Briefwechsel zeigt - regen
Anteil am Fortschritt von Celtis' Arbeiten an der Nonm&crga nahm. '^ Vielleicht
war es das Vorbild des Freundes, das ihn schließlich dazu animierte, in seinem
1496 publizierten Einblattdruck über die Syphilis Verse zum Lob der Stadt ein-
zufügen. ^ Das neulateinische Gedicht ist einerseits medizinisch-astrologisches
Traktat, wird doch die Entstehung der Seuche von Ulsen auf eine kosmische
Konstellation am 25. November 1484 zurückgeführt. Zugleich ist es aber auch
eine lyrische Klage über die sich rasant verbreitende Krankheit, an der - so
Ulsen - die Kunst der Arzte wie die Versuche der Pfuscher gleichermaßen ge-
scheitert seien. In 100 Hexametern schildert er die Vision, Apollo habe ihn von
der Erde auf den Olymp entrückt, um ihm von dort aus eine Stadt zu bedeuten,
die - durch das geflügelte Wappenzeichen, den Adler, erkenntlich - keines-
wegs als die letzte Heimstätte der Musen erscheine. Hier, wo ein steiler, felsiger
Hügel zu den Wäldern hinabführe, wo sich das Norische Volk unter jungfräuli-
chen Fittichen niedergelassen habe, wolle er seine Hilfe nicht versagen, die Göt-
ter beschwichtigen und ein Gegenmittel gegen die tödliche Seuche gewähren.
Doch kaum, dass Apoll diese Worte gesprochen habe, habe Mnemosyne, die
Göttin des Gedächtnisses, das Traumgebilde tückisch zerstört.

341 Ulrich von Hutten, Brief an Willibald Pirckheimer, ed. BöcKiNG, 1859, Nr. 90, S. 198.
342 Ebd.,S.198f.
343 Vgl. die Auflistung an Nürnberg-Darstellungen bei KuGLER, 1986, S. 254f., hier S. 255.
344 Dietrich Ulsen, Brief an Conrad Celtis, 16. August 1494, ed. RurpRiCH, 1934, Nr. 79, S. 131f.,
hier S. 131.
345 Theodorici Ulsenii Phrisü Vaticinium in epidemicam scabiem, quae passim toto orbe grassa-
tur, nebst einigen anderen Nachträgen zur Sammlung der ältesten Schriftsteller über die Lust-
seuche in Deutschland hg. von C. H. FucHS, Göttingen 1850. Das Flugblatt erschien, illustriert
durch einen Albrecht Dürer zugeschriebenen Holzschnitt, der einen an Gesicht, Armen und
Beinen mit Geschwüren bedeckten Kranken zeigt, im Jahr 1496 in der Offizin des Nürnber-
ger Hans Mair. Zu Dietrich Ulsen vgl. HERMANN ARTHUR LiER, Art. Ulsenius, Theoderich, in:
Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 39, o. 0.1895, ND Berlin 1971, S. 270f. Zum Lob Nürn-
bergs im vgl. HARTMANN, 1889, S. 15; HERRMANN, 1898, S. 96. Zur Beschreibung der
Textzeugen und zu den im gebotenen astrologisch-medizinischen Erklärungen der
Syphilis vgl. PHiLipp PoRTwicH, Das Flugblatt des Nürnberger Arztes Theodoricus Ulsenius
von 1496, in: Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 21,1998, S. 175-183.
 
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