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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0352

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3.2. Außere Gefahren

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wusstsein konnten sie aus dem breiten Rückhalt im fränkischen Adel beziehen,
der mit der Sache der Gewalttäter sympathisierte.
Ebenso war das Wohlwollen der Zollern für die Täter ein offenes Geheim-
nis. So etwa schrieb der Reichsfiskal und Ritter Peter Völtsch am 16. September
1501 an seinen Freund Ritter Friedrich Bock nach Straßburg, nach Nürnberg zu
reisen sei gefährlicher denn je. Sogar ein Bauer, der den Nürnbergern abgesagt
habe, habe für seine Fehde Unterstützung erhalten - von welcher Seite, das
könne sich Bock selbst denkend Insbesondere in den beiden Jahren, in denen
das Reichsregiment in Nürnberg tagte, sah den beiden unversöhnlichen Fa-
gern durch die Augen ihrer im Nürnberger Rathaus versammelten Gesandten
eine weit vernetzte »Reichsöffentlichkeit« zu. Gleich mehrfach sind zeitgenös-
sische Wertungen tradiert, die das schnelle Scheitern des Reichsregiments mit
der Unsicherheit und permanenten Gefährdung des Nürnberger Umlandes
begründend
Diese für die Stadtbewohner stets spürbare Bedrohung des städtischen
Febens durch äußere Gewalt wird besonders deutlich im Dmno des Italieners
Antonio de Beatis, das er über seine Reise durch Deutschland, die Niederlande
und Frankreich in den Jahren 1517 bis 1518 als Sekretär im Gefolge des Kardi-
nals Fuigi d'Aragona verfasste. Was der einheimische Dichter Sachs bei seinem
Nürnberger Publikum als selbstverständliches Wissen voraussetzen konnte,
das musste der Fremde Antonio de Beatis für sein fernes Publikum erst einmal
klären: die politisch-gesellschaftlichen Grundkonstellationen, die das bei Sachs
beschworene Bedrohungsszenario auslösten und befeuerten. Wohl während
seines Besuches in Nürnberg im Mai 1517 notierte Antonio daher, es sei zu
wissen, dass besonders in fenryhnic/ie, den freien Städten, das Regiment durch
yoynUni yäcniiosi cf de tmefonh?, durch wohlhabende und angesehene Bürger,
geführt werde. Die ycnfd/ionnni kämen dagegen nur ein oder zweimal im Mo-
nat in die Städte.'" Auch Nürnberg wird von ihm atsyhzndm bezeichnet, bevor
der Autor lapidar zu den Kriegen überleitet, die die Stadt immer wieder mit
dem die angrenzenden Gebiete beherrschenden Markgrafen von Brandenburg

(1404-1438) Frankfurt am Main 1998 (Freiburger Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte 11),
S. 65-70, Tabelle 1 auf S. 159.
8 Brief des Ritters Peter Völtsch an Ritter Friedrich Bock, Nürnberg, 16. September 1501, vgl.
RI XIV 3,2, Nr. 15619a. S. dazu REINHARD SEYBOTH, Reichsinstitutionen und Reichsbehörden in
Nürnberg im 15./16. Jahrhundert, in: Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürn-
berg 79,1992, S. 89-121, bes. S. 101-108.
9 Auch der genannte Ritter Völtsch rechtfertigte in seinem Brief an Bock die Vertagung der drin-
gend anstehenden Entscheidungen auf einen für November 1501 in Frankfurt anberaumten
Reichstag damit, dass wegen der Konflikte niemand nach Nürnberg zu reisen bereit sei, vgl.
RI XIV 3,2, Nr. 15619a.
10 Antonio de Beatis, fÜMcrano, ed. PASTOR, 1905, S. 108. Wie häufig die Feindseligkeit zwischen
Fürsten und freien Städten ein in den italienischen Reiseberichten konstatiert wurde, zeigt
CHiTTOLiNi, 2003, S. 332-334, an zahlreichen Beispielen des 15. und 16. Jahrhunderts. Auch
Antonios Negativbewertung des Adels ist nach Chittolini typisch. Er stellt bei den italieni-
schen Reisenden - in seiner Untersuchung zumeist Botschafter oder Gesandte in offiziellem
Auftrag Venedigs - generell eine große »simpatia verso il mondo urbano« fest, die er als
»quasi identificazione delle terre franche con le cittä italiane« bewertet.
 
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