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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0358

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3.2. Außere Gefahren

357

endet habe: bieg wert ew jer. denfnj an seit Gregorzen ehent wart der marcAgra/*
pet PzMnreütf ^JuAfzg nnd wnrden setner pesten dtener oft gegangen nnd oft erstagen
nndyret panter gennmen, dte stecAt man fn nnser^rawen Aapetn.^
Dass das Interesse am Ersten Markgrafenkrieg nicht mit seiner Beilegung
1453 versiegte, ist nicht nur an den »Jahrbüchern« abzulesen, sondern auch an
der außergewöhnlich starken Überlieferung des »Kriegsberichts«. Schürstabs
Dokumentation verschwand nämlich nicht hinter den Türen des Ratsarchivs
oder in der Stube der Kriegsherren, sondern wurde zuerst innerhalb seiner ei-
genen Familie tradiert, zirkulierte bald aber auch darüber hinaus und floss so
in die allgemeine städtische Erinnerung ein. Doch auch für weitere, inhaltlich
nicht auf den Krieg beschränkte Chroniken scheint der Markgrafenkrieg als
Initialzündung für das historiographische Schaffen gedient zu haben. Als Bei-
spiel sei ein weiteres Mal die Familie der Tücher angeführt, hier das weworAzA
das Berthold (III.) Tücher durch seinen Neffen schreiben ließ. Wie Almut Höfert
1997 vermutete,^ ist der Anlass zur Dokumentation der Stadt- und Familienge-
schichte für Berthold im Erlebnis des ersten Markgrafenkrieges zu suchen, sind
doch - anders als in der chronologisch sortierten Edition - in der ältesten erhal-
tenen Abschrift des memonbs die Ereignisse des Jahres 1449 prominent an den
Anfang gerückt.^ Wenngleich die chronistische Tradition in Nürnberg verein-
zelt schon früher einsetzte, '' so ist also doch auffällig, wie stark just im Jahrzehnt
nach den Kriegsläufen das Bedürfnis anschwoll, die eigene Gegenwart und die
städtische beziehungsweise familiäre Vergangenheit festzuhalten.
Welche Erfahrungen und Eindrücke aber lassen verständlich werden, wa-
rum gerade dem Ersten Markgrafenkrieg in der Retrospektive diese außer-
ordentliche Bedeutung zugemessen wurde? Eine wichtige Rolle spielte sicher
das traumatische Gefühl der Nürnberger, von einer übermächtigen Phalanx
an Feinden überrannt oder - so formuliert Rosenplüt - wie ein deines zwerg
von einem großen riesen angegriffen zu werdend' Stoßweise waren, wie die

32 Jahrbücher des 15. Jahrhunderts, hier nach Deichslers Handschrift mit der Sigle A, ed. CDS 4,
XI, S. 174.
33 Vgl. ALMUT HÖFERT, Der Krieg in der Individualperspektive von reichstädtischem Patriziat
und Adel im Spätmittelalter, in: Krieg und Verbrechen nach spätmittelalterlichen Chroniken,
hg. von CHRISTOPH HEiDUK, ALMUT HÖFERT und CoRD ULRICHS, Köln, Weimar, Wien 1997 (Kol-
lektive Einstellungen und sozialer Wandel im Mittelalter 4), S. 111-184, hier S. 146.
34 HÖFERT, 1997, S. 144f. Gegen diese These spricht, dass Bertholds Bemerkungen über die
Kriegsläufte selbst frappierend knapp ausfallen. Kompensiert habe man dieses Manko jedoch
dadurch, so Höfert, dass sich schließlich nachweislich im Besitz der Tucher-Familie ein Ex-
emplar des im Umkreis Erhärt Schürstabs entstandenen Kriegsberichtes befunden hatte, vgl.
dazu Kap. 2.2.4.
35 Bei diesen Texten handelt es sich um Ulman Stromers Püdd uon weiiw gesieciü, entstanden
Ende des 14. Jahrhunderts (CDS 1,1), um die in die dreißiger Jahre des 15. Jahrhunderts da-
tierte anonyme »Chronik aus Kaiser Sigismunds Zeit« (CDS 1, II) und das mit dem Jahr 1440
endende weiworiai des Endres Tücher (CDS 2, III).
36 Hans Rosenplüt, Reimpaarsprüche und Lieder, ed. REICHEL, 1990, Nr. 19, S. 203-219, hier
V. 39f.: Man uindf noeii, das ein deines zwerg / Einen großen riesen nideruieiü. Ein ähnliches Bild
ebd., V. 369-373: Die saeii iow ieii niciü anders gesciiaizen / Naeii /buw, ais es sied i;ai geiwaeiü / Ais
wenn die wewse oidiegen den iwfzen. / Got i;ai sein in'ifnie deinem uersagf, / Dornwii seiiaiz niewani
sein ueindf zn gering.
 
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