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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0378

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3.2. Außere Gefahren

377

höht und in die Bildmitte gerückt.' *' Eobanus Hessus fand in seiner
z/Fts/mhi dafür die Worte, sie rage zu den hohen Sternen und drohe mit den Dä-
chern zum Himmel 3^ Nach Cochlaeus thront sie oberhalb der Stadt wie einst
Akrokorinth über Korinth.' '"'
Doch nicht nur durch ihre Lage, auch durch ihr hohes Alter schien sie den
Zeitgenossen her aus geh oben: So lässt Meisterlin Nürnbergs ongo beginnen mit
einem wo/ uersorgfs sc/Eo^ ond uesf w/der ade Mm&sc/dagen oder Widerpar-
ten, die sied enideden möcdfen in Tdnringen f..J nnd ancd wider die Norgeer nnd
nnrnwig Scdwaden nnd ancd wider die Franden, genant OrientaiesA'"' Da schriftliche
Zeugnisse für seine These fehlen, will er das Alter mit einem der heidnischen
Göttin Diana geweihten Tempel im Burgbereich belegen, der noch in seiner
Gegenwart durch ein Relief mit ihrem Bild nachweisbar sei W Hartmann Sche-
del beruft sich auf das Werk seines Freundes Meisterlin, wenn er das Casfrnni
Noncnni in der Nürnbergbeschreibung seines Tidor CdromcarMW auf die Zeit der
Feldzüge des Tiberius oder Drusus Nero in der Germania datiert.''^ Conrad Cel-
tis dagegen lässt die Burg in seiner Lfrdis Norimdergae descriptio durch von den
Hunnen bedrängte Waldmenschen, die Noriker, gegründet werdend^ Aventin
schließlich nennt Norix, den ältesten Sohn des deutschen Herkules, als ihren
ErbauerA" Trotz aller unterschiedlichen Ursprungsthesen wird die Burg damit
in allen Deutungen als Keimzelle der Stadt begriffen.
Die Burg ist jedoch nicht nur Symbol für das hohe Alter der Stadt. Zugleich
verbürgt sie Nürnbergs Autonomie. Conrad Celtis etwa geht in seiner Norim-
dorga ausführlich auf die ursprünglich doppelte Burganlage ein: Neben der ei-
gentlichen Residenz der Kaiser nämlich schließe sich im Osten eine weitere
Burg an, a t?Ma comzfz&MS /Hms /od tyMondam hhdMS oraf, von der also die einst
dort ansässigen Grafen ihre Amtsbezeichnung hatten; nunc paono oxezsa d domo-

133 Mehrfach wurde die Burg zudem Objekt eigener Darstellungen, zu Dürers Skizzen zur Burg
vgl. DRESSLER, 1960, S. 261f., für zwei aquarellierte Zeichnungen, datiert um 1520 und 1535,
vgl. PFEIFFER, ScHWEMMER, 1970, Nr. 5 und 6, für eine Teilansicht im Hintergrund eines Altars,
der ursprünglich in der Nürnberger Augustinerkirche aufgestellt war, Ende des 16. Jahrhun-
derts jedoch an seinen heutigen Standort im Kollegiatstift Straubing verkauft wurde, vgl. ebd.,
Nr. 153.
134 Helius Eobanus Hessus, LhEs Nonlvrga iUMsfrafa, ed. VREDEVELD 1990, S. 183-267, V. 277f. Von
außen alt und befestigt wie ein Fels, der inmitten eines Meeres hervorragt, sei die Burg innen
regahür (ebd., V. 281) erbaut. Eobanus beschreibt die Vielzahl an mit Malereien geschmückten
Zimmern, goldenen Decken und marmornen Böden. Ihre Pracht sei größer, als es sich im he-
roischen Versmaß zu besingen gezieme (ebd., V. 290-301).
135 Johannes Cochlaeus, Brcuis Gcrwmnk' dcscn'pho, ed. LANGOSCH, 1960, IV § 8, S. 78.
136 Sigmund Meisterlin, McroMivrgciisis crom'oi, ed. CDS 3, VI, S. 44.
137 Sigmund Meisterlin, N;'ero?iNrge?is;'s crom'oi, ed. CDS 3, VI, S. 53. S. ebenso Helius Eobanus
Hessus, Lühs Nonlvrga ;ÜMSfn?ü?, ed. VREDEVELD 1990, S. 183-267, V. 301f., und Conrad Celtis,
Non'wNrga, ed. WERMiNGHOFF, 1921, Kap. 5.
138 Hartmann Schedel, T;Nr CiiromoirMiw, ed. FüssEL, 2001, fol. lOOv.
139 Conrad Celtis, Non'wNrga, ed. WERMiNGHOFF, 1921, S. 108.
140 Johannes Turmair, genannt Aventinus, Annales Ducum Boiariae, Bd. 1 (Buch 1-4), hg. von
SiGMUND RiEZLER, München 1882 (Johannes Turmair's Sämmtliche Werke 2), S. 63. Vgl. CHRIS-
TOPH MÄRZ, Art. Aventinus, Johannes, in: Deutscher Humanismus 1480-1520. Verfasserlexi-
kon, Bd. 1, Lief. 1, Berlin, New York 2005, Sp. 72-108, bes. Sp. 82-87.
 
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