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Meyer, Carla; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Die Stadt als Thema: Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 — Mittelalter-Forschungen, Band 26: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34907#0413

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3. Goldene Zeit oder Krisenzeit?

arbeit für das Handwerk der Metzger darstellt.^ Der Dichter begnügt sich dar-
in nicht nur, den von den Stadtpfeifern mit Posaunen und Schalmeien begleite-
ten Reigen näher zu beschreiben und zu kommentieren, wo in der Abfolge des
Zuges die einheimischen, wo die auswärtigen Metzger, wo die Metzgerssöhne
tanzten. Wie in der deutschen Weltchronik von Platterberger und Truchsess
sowie bei Meisterlin leitete auch Nunnenbeck dieyhn//im( der Metzger zu die-
sem Tanz von den Ereignissen des Jahres 1348/49 und der Rolle der Metzger
im Aufstand ab: das ist der ursaed adern, / das st/ medf angedangen sein / den
andren znn^fen, /cd desedat/di, / unnd pd/den det/ ir odrigdat/di, / af zet/id gedorsan/
unnferfdan.^
Die Schembartläufer - benannt nach den Masken, die ihnen zu tragen durch
den Rat als Ausnahme gestattet war - seien ursprünglich, so erläutert Nunnen-
beck, als Schutzrotte für die tanzenden Metzger gedacht gewesen: den sedenparf
man st/ nennen fdnf, / der dafd dp/Jaiscdacder in dnf A Diese Funktion aber werde
ausschließlich von Mitgliedern des Patriziats ausgeübt, auch wenn sie dafür an
die Metzger Geld zu zahlen hätten."" Noch ein weiterer Begleiter des Zuges,
der zmforderst f..J seid drii reite, wird in den Spruch ausdrücklich eingeführt:
Wie das Sprecher-Ich und die Zuhörer von Nunnenbecks Spruch erfahren, ist
er unnser p/ennfer, / dof aned in dnid dic^iapscdacdcr, / das die m/emanf doedn/nien
sei/.'"" Es ist also der Vorsteher des Rugamtes, dem auch die Hauptmänner der
einzelnen Schembartrotten für den störungsfreien Verlauf der Veranstaltung
verantwortlich waren.""" So mag verständlich werden, weshalb die Begeiste-
rung der Metzger für den Zämertanz offenbar nicht immer groß gewesen war.

96 Vgl. Nunnenbeck, Eh; scAmmv sprMcit, ed. KLESATSCHKE, 1984, S. 330-334, V. 129-138: mm,
gclmwcM/l^/scitadtcr, / sccitl an, wc/? grosses und eer / ewer uoruoderM ImivM erlang/, / das encl;
ttocit alle zei/fl? anl;angl. / daruwl^ l;all endi ln gnler Imll;, / darnuf ener seel, lei/E eer und gnll;, / sied
woii Ivwaren Gol, der l;er. / das soll encl? sein zw loli nnd eer / uon Eenl;arl Nnnnenpeelr geselwnelrl, /
dar pei/ ln gnll; anel^ sein gedencV.
97 Nunnenbeck, Ein sedonner sprnelc ed. KLESATSCHKE, 1984, S. 330-334, V. 111, V. 113-117. Ent-
standen sei der Aufruhr, so die Worte Nunnenbecks, da ciilci; an/? der gemein / wollen nlcid
tmliwrdcMig sein / dem kat/ser unnd ir oi^rigiwi/li; (ebd., V. 101-103). Als rechtmäßiger Kaiser ist
hier Karl IV. angesprochen, während Ludwig der Bayer als posser wneleried und wilder it/rann
bezeichnet wird (ebd., V. 91f.). Karl IV. dagegen habe die Stadt zur alten und guten Ordnung
zurückgeführt: an/? seiner sedarpen uernnn/p / nam er i/dem danniwerelr di/ znn/p, / an/das die siel
iwm wider /ret/ / in ein reedi gemein poiiieet/ (ebd., V. 107-110).
98 Ebd., V. 46f.'
99 Ebd., S. 330-334, V. 52-55, vgl. auch ebd., S. 581f., und Roller, 1965, S. 207. Unzutreffend ist
das Urteil RoGGES, 2003, S. 113, dass die Teilnahme der Geschlechter am Schembartlauf den
»ursprüngliche[n] Sinn der Veranstaltung entwertet« habe, indem der zuerst den Handwer-
kern verliehene Zug mit der Zeit durch die Patrizier dominiert worden sei - Rogge verkennt,
dass die Privilegierung der Handwerker den Zämertanz betraf, der Schembartlauf jedoch als
Schutzrotte wohl von vornherein durch patrizische Teilnehmer durchgeführt wurde, s. dazu
weiter unten.
100 Nunnenbeck, Ein sciwMMor sprMcii, ed. KLESATSCHKE, 1984, S. 330-334, V. 56-61.
101 Vgl. KLESATSCHKE, 1984, S. 582 (Beispiele für Zwischenfälle ebd., S. 582f.), und ERNST MuM-
MENHOFF, Der Handwerker in der deutschen Vergangenheit, Leipzig 1901 (Monographien zur
deutschen Kulturgeschichte), S. 42. S. auch SAMUEL L. SuMBERG, The Nuremberg Schembart
Carnival, New York 1941 (Columbia University Germanic Studies N. S. 12).
 
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