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Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0011

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die kleinsten Theile einander so verwandt, dass nichts der Vermuthung entgegensteht:
sie seyen, obschon sehr ungleich in ihrer Dimension, dennoch von demselben schöpferischen
Geiste entworfen. Eine aufmerksam wiederholte Vergleichung beider Gebäude an Ort
und Stelle hat endlich diese Meinung bei mir zur völligen Ueberzeugung befestigt. Durch
die Herausgabe des grossen Werkes über den Kölner Dom von Herrn Sulpitz Boisseree,
wird die Vergleichung beider Denkmale auch den entfernten Künstlern und Kennern der
Baukunst möglich werden. Schon hat die Ankündigung; dieses Werkes die Verehrer
der teutschen Kunst mit der lebhaftesten Freude erfüllt und sie erwarten mit Ungeduld
das baldige Erscheinen der Lieferungen, die den Riesenbau in seiner Vollendung darstellen
werden. Dieses Unternehmen ist in jedem Betrachte mit solcher Umsicht, Kenntniss und
Liebe begonnen, dass es der grossen Idee angemessen seyn wird, aus welcher die
grösste und kühnste Schöpfung der teutschen Kirchenbaukunst hervorging. Schon der
Name des, mit seinem Bruder um die teutsche Kunst so hochverdienten, Herrn
Verfassers bürgt für eine, diesen Gegenstand völlig erschöpfende, Darstellung; sowie die
Ankündigung dieses Werkes auch in literarischer Hinsicht uns ebenso wichtige als
belehrende Aufschlüsse über die alte Kirchenbaukunst erwarten lässt. Wenn ich es
demnach wage, gerade zur Zeit der Erscheinung eines so vollkommenen Werkes mit
der Darstellung einer Kirche aufzutreten, welche aus denselben Grundsätzen hergeleitet,
nur in einer kleineren Dimension, vereinfachter ausgeführt worden ist, so geschieht dieses
allerdings mit bescheidener Anerkennung der Vorzüglichkeit des Boissereeschen Werkes;
jedoch auch mit einer, auf dem Wege des ernsten Studiums erlangten Ueberzeugung:
dass zur Seite jenes ungeheueren Domes auch unsere Kirche nicht ohne Interesse für
Kunst und Geschichte sei und , in Hinsicht auf Construction nicht minder belehrend,
dazu beitragen könne, die hohe Kunst unserer Vorfahren zu einer allgemeinen Anerken-
nung zu bringen. Auch das getreue Fac simile eines alten Baurisses von einem der
Thürme des Kölner Domes, wie sie hätten werden sollen, veranstaltet und mit sehr zu
berücksichtigenden Bemerkungen begleitet, von dem durch seine teutschen Denkmäler
um die Geschichte des Mittelalters hochverdienten Herrn Oberfinanzrath Moller, wird dem
Kenner die Richtigkeit meiner Vergleichungen zu erweisen geeignet seyn. Der auf
Pergament gezeichnete Originalriss wurde durch einen höchst glücklichen Zufall in einem
Gasthause zu Darmstadt aufgefunden und vom Verderben gerettet, späterhin aber von
dem Herrn Oberfinanzrath Moller Sr. Majestät dein Könige von Preussen übersendet,
wodurch dann dieses so wichtige Document bis auf die spätesten Zeiten erhalten werden
wird. War aber bei dem Dome zu Köln die Idee des Baumeisters auf das Hohe,
Erhabene gerichtet, schuf sein kühner Geist ein Werk, zu gross für die Ausführung
durch menschliche Kräfte, ein Werk, welches uns jetzt durch seine unvollendete Zinnen-
mit einer dunkelen Ahnung der irdischen Vergänglichkeit und eines höheren geistigen
 
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