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Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0023

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nicht vorhanden sind. Zudem passen die Säulen wenig zu der Form des Einganges;
diese sind aus dem "zwölften, jener aber ist aus dem fünfzehnten Jahrhundert, vermuthlich
aus der Zeit, als die beiden Thürin e an der Spitze ihre jetzige Gestalt im teutschen
Style erhielten. Hiernach, und da die beiden Säulen nicht mit der Mauer verbunden,
sondern beweglich sind, könnte man dann auch die winkelrechte Stellung der beiden
Worte auf der Platte der Knäufe eher als zufällig ansehen. Ich glaube daher, dass
diese Säulen im Dome zu Wurzburg früher zur Bezeichnung eben derselben symbolischen
Bedeutung gedient haben mögen, wie die in dem Stiftschore*} zu Oppenheim, obschon
alsdann auch die sinnreiche, von Herrn Stieglitz gemachte Auslegung, über die Zusam-
mensetzung der Schäfte nicht auf die freien Maurer, sondern auf andere Verhältnisse
gedeutet werden müsste.

Auf der linken Seite des auf dem Aquatintablatte dargestellten Durchganges sieht
man eine kleinere Thüre, zu einer auf die Emporbühne führenden Wendeltreppe. Diese
Wendeltreppe gestattet, da sie sehr enge ist, nur einer Person auf einmal das Auf-
und Niedersteigen. Sie erhält ihr Licht durch eine über der Thüre angebrachte Oeffnung
in Gestalt eines Doppelfensters. Nach der Seite der alten Kirche ist eine ähnliche
Thüre mit einer gleichen fensterartigen Oeffnung darüber angebracht, wodurch auch von
dieser Seite der Aufgang auf die Emporbühne stattfinden konnte, sowie auch ein klei-
nerer Zugang zum neuen Chore dadurch bewerkstelligt wurde, für den Fall, dass an
gewöhnlichen Tagen das eiserne Gitter des Durchganges verschlossen blieb. Die Empor-
büiine aber wurde, nach dem neuen Chore zu, durch das auf dem vorliegenden Aquatinta-
blatte ausgeführte, steinerne Geländer begränzt und muss auch wohl nach der alten
Kirche zu, nach den auf dieser Seite noch befindlichen Bruchstücken von Gewölben zu
urtheilen, eine grössere Ausdehnung gehabt haben. Zu beiden Seiten erheben sich,
über der Emporbühne, die Gewände einer hohen, fensterartigen Oeffnung, wovon auf
dem Aquatintablatte noch rechts und links der untere Theil sichtbar ist. Diese Oeffnung
schliesst sich oben, ohne alle Verzierung, durch einen Spitzbogen, und gewährt einen
schönen Durchblick in die Gewölbe der alten Kirche,« Uebrigens bemerke ich, dass der
Fussboden in der alten Kirche, auf dem Aquatintablatte, nicht nach der, im Längen-
durchschnitte angedeuteten Erhöhung der Stufen, sondern in seinem jetzigen Zustande
g-ezeichnet ist.

CT s

*) Auch im Dome zu Worms finden sich noch zwei Säulcnfüsse auf den Stufen des westlichen Chores so
gestellt, dass sie eine ähnliche Bestimmung yetmuthen lassen.
 
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