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Müller, Franz Hubert
Die St. Catharinenkirche zu Oppenheim: Ein Denkmal teutscher Kirchenbaukunst aus dem 13. Jahrhundert. Geometrisch und perspectivisch dargestellt und mit einem erläuterndem Texte versehen. Mit 24 Kupferplatten Imperialfolio ([Hauptbd.]) — Darmstadt, 1836

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https://doi.org/10.11588/diglit.18725#0100

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Fig. 12 in dem Maassstabe vom sechsten Theile der natürlichen Grösse gezeichnet ist,
bildet besonders da, wo sie sich mit mehreren Enden auf einem Punkte vereiniget, und
statt des Sehlusssteines mit laubwerkartigen Schnörkeln verziert ist, ein ungeheures
Gewicht, wovon kaum zu begreifen, wie es in einer so bedeutenden Höhe schwebend
erhalten werden konnte. Zwei dieser Stücke haben sich noch unter dem mit Gras und
Sträuchen bedeckten Boden im Innern vorgefunden; sie sind ebenfalls bei Fig. 17, auf
dem 34. Blatte dargestellt, sowie auch versuchsweise im Grundrisse, wo das Gewölbe,
wie es wohl nach dem Vorhandenen gewesen sein könnte, mit Punkten bezeichnet ist,
auf die mit -f bezeichnete Stelle angepasset. Indessen ist diese Restauration, wozu nur
wenige Andeutungen noch vorhanden sind, gar unsicher und mag nur im Allgemeinen
die Schwierigkeiten solcher Constructionen beweisen, die in so manchen Gebäuden aus
dieser Zeit in den verschiedenartigsten Formen angetroffen werden, hier aber, durch
ihr Missverhältniss zum Ganzen, sehr frühe ihren Untergang fanden.

Von Aussen ist dieses Gebäude blos durch die Verzierung seiner Strebepfeiler aug-
gezeichnet, wovon einer oben am Aufrisse sichtbar wird} ausserdem aber ist die Spitz-
säule davon, perspectivisch aus einem benachbarten Gebäude gezeichnet, auf dem 34. Blatte
bei Fig. 10 dargestellt. Dasselbe Blatt enthält ausserdem noch, Fig. 13, den Grund -
und Aufriss der beiden mittleren Wandsäulen mit den Sockeln, Fig. 14 den Grundriss
der darauf folgenden am Achtecke und Fig. 15 der einfachen Säulen am oberen Fenster.
Zuletzt ist auf dieser Platte, Fig. 16, ein kleiner aussen an einem Strebepfeiler des
Chores angebrachter Gedächtnissstein zu sehen, welcher bald nach der Erbauung des-
selben errichtet wurde, und die Kleidung der Priester dieses Stiftes, sowie die Schrift
der damaligen Zeit darstellt; die Inschrift lautet: Anno, domini. . M.CCCC.LXV. die. XXV.
mensis. novembris. obiit. honorabilis. dominus, eonradus. earnificius. canonicus. hujus.
ecclesie. Ste. Katharine. cujus, anima. requiescat. in pace. Der in der untersten Abthei-
lung des Chores angedeutete Eingang ist gegenwärtig zugemauert; von Aussen ziert
ihn ein sehr elegantes Portal7 dessen Spitzbogen jedoch nie aufgesetzt und beendigt
worden. Dieses Portal ist auf dem 40. Blatte Fig. 1 dargestellt. Auf die drei Trag-
steine sind die Figuren vermuthlich nie aufgestellt worden. Merkwürdig davon ist übri-
gens noch der Weihwasserstein mit einem zum Schutzdache hervorragenden Steine,
Avorauf sich wahrscheinlich eine Spitzsäule erheben sollte. An der untern Seite dieses
Steines ist ein schwebender Engel, der Geist über dem Wasser, angebracht. Er ist
darunter bei a unverkürzt gezeichnet, sowie bei b der Grundriss des Wasserbehälters.
Auf der nördlichen Seite des Chores ist die Sakristei angeb.iacht7 welche im Grundrisse
ausführlich ausgezeichnet ist. Die daran befindliche Wendeltreppe führte in ein Zimmer
über dem Gewölbe derselben, welches vermuthlich das Archiv oder die Schatzkammer
des Stiftes war. Ausserdem ist daran späterhin noch ein Behälter aus schweren Quader-
 
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