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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0072

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(Schicksalslauf.) Bcrliner Blätter schretben: Die Wittwe des
bayerischen Hauptmanns v. Bouchs, dic dereinst unter andcrm Namcn aus
den ersten Theatern Jtalicns als Sängerin Lorbeeren geerntct hat, stand
am 3. vor deni Kriminalgericht, angcklagt der Wtdersetzlichkeit gegen Po-
lizeibeamte und des Bettelns. Nach dcm Tode ihres Mannes allerlei
Lastern und namentlich auch dem Trunke ergeben, war ste bereits mchr-
mals im Arbeitshause, und ward auch diesmal wieder zu 18 Wochcn
Strafarbeit verurtheilt. —

„Konig Rcnes Tochter" hat in Paris ein ungeheuercs keiasen
gemacht. Zules Janin, der wcise Feuilletonist des Journals des Debats
bemerkt, der Verfaffer dieses Stücks (Henrick Herz) müffe einUngar scin,
der im Eril darauf gekommen sci, cin solch phantastischcs Stück zu com-
pontren.

Dcr vor kurzem gestorbcne Gasparo Spontini war zu Jesi im
Kirchcnstaate 1784 geboren. Zum geistlichcn Stande bestimmt, erhiclt er
gelehrtc Bildung, die so weit ging, daß er in lateinischer Sprachc Ge-
dichte aufertigte. Der innere Beruf trieb ihn jcdoch bald in die Musik

und untcr der Anweisung des großen Lehrers im Contrapunkt, dcs Pater.

Martini, dann Sala's, Cimarosa's schritt das junge Genie so rasch vor,
daß er bereits im 12. Jahre in Nom cinc komische Oper mit großer An-
erkennung aufführtc. Wie sein Nuhm wuchs, verdoppclte sich auch seinc
Thätigkeit; er schrieb glänzend beurthciltc Werkc für die Städte Rom,
Venedig, Neapel, Florenz und Palerino. Es ward diesen Werken eine
außerordentliche Gewandtheit in der Form, sreilich bei auspruchsloserem
Gehalt, zugesvrochcn. Man rühmtc die Eleganz. die Munterkeit der Hal-
tung, abcr man wollte darin schcn ahiiungsvollc Accente jener Leidenschaft-
lichkeit findeu, die spätcr den Werkcn des Meisters das cdle Geblüt verlieh.
Es bedurfte crst einer Uebersiedelung nach Paris, um Spontini zu seiner

eigentlichen künsilerischcn Bestimmuug zu erwccken. Er war hier anf einem

Boden der außerordcntlichsten Anregung. Der roniische Zug in seiner
Scele war gezeitigt durch die mächtigc Einwirkung des glänzeud aufblüh-
enden Napolconischen Zeitalters. Zu der Tricbkraft gesellte sich die Be-
kanntschaft, weiche er mit Gluck'S Jphigcnie machte. Sic ward ihm, was
dem Themistocles die Schlacht bei Salamis, dcm Benevcnuto Cellini
der Meißel des Michel Angelo, dem Schiller die Tragödien Shakespeare'S
waren; er trat in das Stadinm der großartigen Melancholie produktiver
Kräfte, warf sein bisheriges Leben wie ein abgetragenes Gewand hintcr
sich, und ging mit Aufbietung aller Kräfte an neue Werke.

(Schluß folgt.)

Druck der l>r. Fr. Wild'schen Buchdruckerei (A. Wild).
 
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