Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0079

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erstere wcir nicht in dcm strengen Styl dieser Gattung gehalten; lctztereS
wich ganz und gar von dem herkömmlichen Charakter der Kirchenmusik ab,
und spielte in allen möglichen grcllcn Farbcn, die der dramatischcn Musik
beffcr ziemen mögen. Jn den Symphonie-Cvnzerten erfreute sich eine
neueSymphonie von Lonis Ehlert, Frühlingssymphonie bcnannt, anf-
munternder Anerkcnnung.

Für Lortzings Reliktcn geschicht sehr viel. Nnser König hat
der Wittwe eine jährliche Pcnsion von 200 Thalcr ausgesctzt, das Hof-
theater und die königl. Kapelle haben Aufführungen zu ihrem Bcstcn an-
gekündigt, das Fricdrich-Wilhelmstädtische Theatcr, an dcm der Verstorb cne
eine wenig glänzende Wirksamkeit hatte, ist mit der Aufführung der bci-
den Schützcn bereits vorangcgangen. — Schlicßlich noch die Mittheilung,
daß dcr berühmte musikalische Schriftstcllcr, geh. Nath v. Winterfeld
in dem musikalischcn Vercin einen ebcn so intereffanten als lchrreichen
Vortrag über „das Musiktreiben und Musikcmpsinden" im 16. und 17.
Jahrhundcrt hielt, der dcmnächst im Lruck erscheinen wird.

Herr vr. Köstcr, Gemahl dcr berühmten Sängcrin, hat ein Schau-
spiel „der großc Chnrfürst" geschriebcn, welches nächstens in prächtigcr
Ausstattung in Scene geht. — Am 25. d. Mts. schen und hören wir
zum crstenmal „Giralda", neueste Oper von Scribe und Aoam, in
Scene gehen. Jn Paris war der Erfolg ein außerordcntlicher.

_ G.

— Dic Mclodie dcs „Czarcnliedcs" hattc Albert Lortzing schon lange
im Kopf, und in Lcipzig, wohin cr im I. 1837 gekommen war, um dort
scine heitcistcii Opcrn zu komponircn, alle Bekannte bald in launiger, bald
in ernster Wcisc angcgangen, ihm ein Lied für den Czarcn zu scincr
Mclodic zu schreibcn, wcil das, welchcs cr selbst vcrfaßt hatte, ihm nicht
zusagen wollte. Karl Herloßsohn namcntlich wurde öfter dazu aufgefodcrt,
abcr was Lortzing erhiclt, gefiel ihm nicht. Endlich schrieb ihm der da-
mals ebenfalls in Leipzig lcbende Schauspiclcr Ntcger das Lics zicmlich
fo, wie es jctzt in „Czar und Zimnicimann^ vorliegt. Den jehigcn (kci-
neöwegs klassischcii) Tcrt erhielt cs erst in einer Weiiitrinker-Gcsellschaft,
wo jedcr nach bcstem Ermessen Varianten dazu machtc — bis sich
Lortzing befriedigt zeigtc, worüber Allcs froh war. Wie nun die Oper
selbst zur Anfführung koiiimcn sollte, crklärte dcr Kapcllmeistcr dcs Thca-
ters, daö Lied müffc wegbleibcn, cs paffe burchaus nichl zu dem
Charakter, und werbe dcn Eindruck der Lper nur beeinträchtigen! Der
gutmüthige Lortzing wollte sein schwergeborneS Kind wirklich opfern, in
der Hauptprobc jedoch ciklärte cr, cr wcrde das Licd nicht fallen laffen.
Und das Lied gcficl sofort, ja cs hatte cincn gutcn Anthcil an dem großen
Erfolge dcr ganzen Opcr. Daö Czarenlied gehört zu den wenigcn, wclchc
dic Neise nm die Wclt gemacht haben, dcnn eü wird jctzt selbst in Sibi-
 
Annotationen