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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0112

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L«4

wenn er einmal beweisen kann, daß er als Arzt in der Nacht geweckt
nnd geholt worden ist. Die Leiden, Zwischenfälle, Begebniffe und unvor-
hergesehene Ereigniffe, welche diese beiden Schicksalsbrüder nun hi„- und
herwerfen, bis fie zum Ziele kommen, liefern den Stoff zu diesem Lust-
spiele.

Die Bedingung ist natürlich bei Beiden: hohe Redlichkeit, der
Lehrer muß sich die hundert Thaler v erd i en t haben, nichts geschenkt
erhalten, und der Doktor darf fich selbst keine Auferweckung veran-
stalten.

Verfaffer und Darsteller wurden nach jedem Akte gerufen, und das
Stück macht fortwährend volle Häuser.

Aus Berlin kommt die Meldung, daß die Direktion der königl.
Theater nun definitiv in andere HLnde übergeht, und zugleich cine neue
Regelung erfährt, indem das Technische einem Spezialdirektor übertragen
werden wird. An die Stelle des Herrn von Küster wird der Oberhof-
marschall von Massow treten, zur Zeit Jntendant der königlichen Gär-
ten; zum technischen Direktor ist der frühere Hosschauspieler Louis Schnei-
der, seit 1848 Vorlescr bei dem König, creirt worden.

Eine Darstellung der „Stummen von Portici". die am 22. dieß durch
die italienische Operngesellschaft auf dem Königsstädter-Theater stattfinden
sollte, mußte in Folge eines der Direktion zugekommenen Verbotes un-
terbleiben !

Zum Benefiz für die allgemein beliebte Schauspielerin Frln. Genäc gibt
man am21. dieß zum ersten Male ein ncues historisches Lustspiel in S Akten:
„Der Schlüssel zum siebenjährigen Kriege" von W.Blenke.
Der Stoff gehört also wiederum der spezifisch vateriändischen Geschichte
an und der Ort der Handlung ist in das Brühl'sche Palais in Dres-
den verlegt.

Lachners: „Katharina Cornaro,, und Glucks: „Jphigenia" gehen näch-
sten Monat neu einstudirt über die Berliner Hofbühne.

Am Friedrich-Wilhelmstädter Theater in Berlin wurden als Novitä-
ten Feodor Wehl's: „Ein Bräutigam, der seine Braüt heirathet" Lust-
spiel undZwengsahn'S Poffe: „AlleS mit Gewalt" sehr beifällig aufgenom-
men. — Jm OpernhauS fand Adam's neueste Oper „Giralda" (das
romantisch komische Lebretto ist von Scribe, übersetzt von Friedrich)
wcnig Anklang.

Auf dem „schiefen Berge" in Königsberg wohnt in einem kleinen
Hänschen ein Mann, der vor 50 Jahren am Berlincr königl. Theater
Souffleur gewesen. An seiner Thüre ist eine Klingel, deren Ton ihm
wehmüthig in's Ohr klingt, und Erinnerungen an vergangene Zeiten weckt.
Als er gefragt wurde, warum er diese aite Schelle s° hoch verehre, sagte
er: Die ist noch von 1806. Das ist Zsfl an d's Thea t c rkl i ng e l,
derer er sich aus den Proben bediente.

Druck der I)r. Fr. Wild'schen Buchdruckerei (A. Wild).
 
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