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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0120

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Aus Wien immer stärkere Klagcn über die dortige Theatercen-
sur. Ärst kurz wurden die „Hugenottcn" verboten. Auch Hr. H. Laub e
am Burgtheater, das zwar nicht unter Censur steht, verfährt mit so we-
nig Rücksicht, daß er das Preislustspiel Bauernfeldt'S bis zur Unkennt-
lichkeit verstümmelte, während er ebenfalls an klassische Stücke von Schikter,
Göthe und Shakespeare die Scheere legt in einer Weise, wie es die früh-
ern Hofräthe nicht verstanden.

Wir erfahren soeben, daß Feldmann mit seinen „Schicksalsbrü-
dern" auch bei der Preisausschreibung conkurirt hatte, aber die Preisrichter
brachcn den Stab über sein Werk. Nun haben aber die Schick-
salsbrüder Fourore gemacht und der preisgekrönte „Jmperativ" ist durch-
gesallen. Es ist sonach förmlich eine Empfehlung, wenn man von einem
Stück sagen kann, es sei von den Wiener Preisrichtern verworfen worden.
Der Wiener „Zuschauer" schreibt:

Zm k. k. Hofburgtheater ward das, mit dem Preise betheiligte
Lustspiel: „D er ka teg ori sche I mpe r at iv," von Bauernfeld,
mit wohlverdienter Ungunst aufgenommen. Es ist eine der schwächsten
Leistungen dieses bekannten Dichters, ohne alleHandlung, ohne intereffante
Situationen, sogar ohne Witz. Der Dialog dehnt sich häufig in leereS
Geschwätz aus, und die Charaktere find lnkonsequent und haltlos, wie die
Dichtung selbst. Das Erstaunen des gedrängten, mit Ansprüchen und
durch den vorausgeschicktcn Lobhudel mit gesteigerten Erwartungen erschie-
nenen Publikums über die Geringfügigkeit des Geleistete» lieh dem Un-
muth erst am Schluffe der Vorstellung Worte und Ausdruck. Auch einem
begabten Dichter kann eine Arbeit mißlingen; darum traf das bitterste
Urtheil die Preisrichter selbst, welche fich mit ihrer Entscheioung in
uncrhörter Weise bloßgestellt haben.

Ein Referent der Reichszeitung sagt bei dieser Gelegenheit: „Die
dramatische Kunst ist an Leib und Seele heruntergekommen, und
wenn fie unter eitlem Prunk und Flimmer, unter prahlerischer Vornehm-
thuerei, unter tönenden Redensarten ihr innerlichcs Elend verbirgt, fie
gewinnt dadurch nichts an Lebenskraft. Jn ihrer jetzigen Gestalt wird sie
früher oder später zuGrunde gehen, um einer naturwüchfigenNachfolgerin
Platz zu machen, einem Lchten und rechten Kinde der Zeit, ohne Schnür-
brust und hohe Absätze. Sie wird ganz von vorn anfangen
müssen. Wenn wir nur erst den Thespiskarren wiedersehen, dann wird
auch der neue Aristophanes aus dem Wege sein."

Jn Hannover erregt die SLngerin Signora Castellan unge-
meines Aufsehen und wird von Vielen weit über die schwedische Nachii-
gall gesetzt.

Der Herzog von Eoburg-Gotha hat den General-Jntendanten
v. Küstner nach Gotha eingeladen, wohin derselbe auch abgereist ist, um
dort der ersten Aufführung der vom Herzog componirten Oper: „Caffilda"
beizuwohnen. Diese Oper soll auch in Berlin aufgeführt werden.

Am23. dieß wurde inDarmstadt eine neue Oper gegeben: Gud rum,
componirt und gedichtet von C. A. Mangold. Das Werk wird in
poetischer und mufikalischer Hinsicht als sehr gediegen geschildert, wie es
denn auch eine höchst beifällige Aufnahme fand.

Druck der 0r. Fr. Wild'schen Buchdruckerei (A. Wild).
 
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