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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0223

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2tt7

ferne gesehen, das eigenthümliche Charaktcrbüd eines Fürnen cntwickelt,
deffcn Jugend nnter leichtfertigen Gcscllen, wie die rauschcnde Ouelie
untcr lesein Geslein sich dem wilifürlichsten Laufe üterläßt, die aber, zum
crnsten Strome gewordcn, das Staatsschiff auf den Rückcn nimmt, und
im gcmeffenen Rinnsal majcstätisch von dannen ffießt. „Der fctteste Bo-
den nährt das meiste Nnlrant," sagt dcr alte König Heinrich kurz vor
seinem Tode, und in dieser psychologischen Erfahrung, daß ein großcr G eist
auch nach vielcn Abschwcifungen zur ehrfurchtgebietenden Höhe aufsteigt,
liegt dic Moral des Ganzen. Herrn Jost's Falstaff fand das Auditorium
viel zugänglicher, und übte die Natürlichkeit seincr Komik schlagende Wirk-
ung. Die Szenc in der Schcnkc mit Dorchcn gehört zu den maikirtesten
Produkten Shakcsyear'scher Laune und kann, um dem Auge der verfeiner-
ten Zeit genchm zu sein, nicht leicht mit zu vielSchonung gespielt werdcn.
Betreffs der Darstellung des FriedensrichterS Schaal durch Hrn.Lang stimmcn
wir ganz der Allgcm. Zeitung bei, welche sie eine unübertreffliche nennt.
— Herr Schenk (Mnig Heinrich) war an vielen Stellen unverständlich,
so daß z, B. der bewunderungwürdige Monolog an den Schlaf gänzlich
verloren ging. — Frln. Damböck HLady Percy) lieserte in ihrer kleinen
Parthie cine ebcn so tief gedachte als yoctisch gefühlte Leistung. — Bar-
dolyh, Pistol u. s. w., zwar untergeordnete Personen, aber lauter charak-
teristische Pinselstriche zum ganzen Gemälde, waren in argen HLndcn.

Sprechsaal.

Das Gastspiel Emil Devrient'S verzögert sich um einigeTage, dr die
Direktion des Frankfurter TheaterS den gefeierten Mimen veranlaßte,
sein mit außerordentlichcm Ersolg gekrönteS Gastspicl noch anf wcitere 3
Rollen auszudehnen.

Nachdem die kgl. Hofschauspielerin Frln.Damböck gegen die bekannte
Aunonce der Jntcndanz eine „Erklärung" in den Blättern erlaffen hatte,
worin sie die Bekanntmachung der genannten Stelle als „unwahr" erklärte,
so wurde gegen die Verfafferin eine Disciplinaruntersuchung eingeleitet,
welche fich auf ein Theatergesetz stützt, wornach Mitglicder dcr Bühne
über ihre Anstalt keine ZeitungSariikcl liefern dürfcn. Jn rer That ist
eine solche Polemik zwischen einer Jntcndanz und einem Mitgliede etwas
Unerhörtes, und auch wenn ste im Verlauf den Charakter der Anonymität
annähme, etwas nicht wünschenswerthes. Offiziell ist die Sache mit
Folgendem entschieden:

Bekanntmachung.

Gegen Frln. Marie Damböck, Mitglied des kgl. Hof- und Natio-
nal-TheaterS, wurde wegcn ihrer in den hiesigen Blättern vom 17. ds.
 
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