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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0240

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'dung binnen drei Monaten, alle Diejenigen ein, welche gcneigt und nach
obigenVorschriften geeigenschaftet sind, sich um dieses Stipendium zu bcwerben.

Jn Breslau erregt gegenwärtig das große Oelgemäldc unsers
Mnnchener Künstlers Flüggen ungeheures Furore.

Kunstverein.

Die dießwöchentliche Ausstellung >st reich unv mannichfaltig. Ein
herrliches Genrebild ist Geyer's (von Augsburg) „Wahrsagerin". Eine
hübsche junge Dame begleitet von einer artigen Matrone, horchen mit
andächtiger Aufmerksamkeit dem Orakel der Altcn, das ihrcn Mienen nach
zu schließen ihnen von wichtiger Bedeutung scheint. Die alte Sybille,
wie die beiden Damen sind herrlich und treffend individualifirt, und der
Totaleindruck des Bildes ein sehr wohlthuender. Etzdorff crfreute unS
wieder mit einer Landschaft, „die Trollhätta-Wafferfälle in Schweden,"
zwar sehr düster, doch von jener vollendeten Meisterschaft in treuem AuS-
druck der Natur, die wir stets an diesem Künstler bewunderten. Würdig
reiht sich diesem an eine Landschaft von Steffan „Gebirgsbach", körnig,
frisch und wahr; waS man lm gemeinen Leben eine „wildschöne Gegend"
nennt, hat des Künstlers Fantafie der Leinwand wnndersam eingehaucht.
Don Habenschaden sehen wir ein liebliches Stillleben „ein Morgen
a»f dem Lande", wobei das liebe Vieh die Hauptrolle spielt, in so ferne
Wahrheit und Lebendigkeit fich recht geluugen manifestiren. Euler
brachte eine Parthie auS dem Wimbachthale bei Berchtesgaden und be-
kundet hiemit ein schon sehr ausgeprägtes Talent. Wir wenden uns nun
zu den Historienbildern und mit um so größerem Bergnügcn, als wir dieses
Feld in neuerer Zeit so fruchtverheißend von jüngcren Künstlern bebaut
werden sehen. Vor allem feffelt unsere Aufmerksamkeit ein großes Ge-
mälde von Orlay: „Der Leichnam des in ciner Türkenschlacht bei Mo-
haes gefallenen Königs von Ungarn Ludwig II. wird in einem Sumpfe
gefnnden." DieseS fremdartige Sujet. welches unseren historischen Sym-
pathieen allzuferne liegt, wird durch die vortheilhafte künstlerischeBehand-
lung uns näher gerüikt. Die Anordnung des Ganzen, die Gruppirung
derPersonen, derAusdruck der einzelnen aus ihnen hervorragenden, worunter
wir die Leiche selbst und die dem tiefsten Schmerze sich hingebende Ge-
rnahlin als sehr gelungen bezeichnen können, zeugen von Fantasie. Be-
züglich der Zeichnung dnrfte MancheS zn wünschen übrig bleiben. Die Far-
ienüppigkeit hingegen verräth wleder viel richtiges Gefühl und Verständniß.
— Heiligenbilder lieferten Berdelle: „Die heilige Agnes" und I.
B. Müller „den heil. Lucas", schön gezeichnet. Ein Blumenstück von
Reinhard ist von duftigen Farben. Pössenbacher brachte treff-
liche Copien: Lukretia's Tod und ChristuS nach RubenS, dann die schmerz-
hafte Mutter nach Guido Calaffi, von dcnen besonders erstere große
AnziehungSkraft übt. Endlich verdienen auS dem Gebiet derPlastik
„Ein spielendes Kind" von Schühinger, von denPhotographien einäußerst
ähnlichcs Portrait von Löcherer rühmliche Erwähnung.

Druck der 0r. Kr. Wild'schcn Buchdruckerei (A. Wlld).
 
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