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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0266

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endct. So viel man hört, hat Prof. Xav. Schwanthaler den Auftrag,
auch für Alt-Athen Giebelgruppen zu fertigen, vorstellend die Entwicklung
der englischen Künste in Griechenland. Jn der Mitte thront Lord
Palmerston als diplomatischer Apollo, verschiedene sinnbildliche Nationen,
die noch nicht wirklich eristiren, lauschen seiner Pfeife. Die griechischen
Finanzen als kleine Genien mit gestutzten Flügelchen sitzen ihm zu Füßen.
Auf der einen Seite sitzt die Hellas, welche sich von ihrer Kammerfrau
ei'nen Zopf flechten läßt: beide sprechen eben über die griechische Thron-
solgc. Auf der andern Seite trinkt Admiral Parker einstweilen Cafe. —
Die Hauptstadt der Achäer wird durch das Ganze eine große Zierde er-
halten.

Neuesten Berichten zufolge werden auch in Frankfurt Propyläen er-
baut und die Giebclgruppen folgendermaffen zusammengestellt. Jn der
Mitte befindet sich der große osteuropäische Apollo, Sohn des Jupiter
(Jupiterowitsch), fitzend auf dem Dreifuß dcr heiligen Allianz, deffen Haupt-
orakel fich in Warschau befindet, wo er Allen, die stch ihm in Demuth
nahen, die Zukunft offenbart. Er tst der Ersinder der politischen Leyer,
wie man nämlich mit Gewährung der Freiheit so lang herumleiert, bis
der Enthufiasmus dafür verraucht ist. Auch verehrt man in ihm einen
Hirten, der die Heerde der historischen Rechte hütet, und auf den Matten
weiden läßt. Dieser hehre nordische Apoll, der alle großen Dichter be-
geistert, vom Pindar bis zu vr. Friedrich Beck; der die Kinder der demo -
kratischen Niobe: Prcß-, Wahl- und Religionsfreiheit, Vereinigungs-,
Dersammlungs- und Aufenthaltsrecht nebst ihrem jüngsten und liebsten,
der deutschen Einheit — einS nach dem andern in Deutschland nieder-
tzreckte; dieser große Apoll, der die Musik und die Polizei, diese zwei
göttlichen Mächte erfunden hat, verdient wahrlich unter dcn Frankfurter
diplomatischen Giebelgruppen in die Mitte gestellt zu werden. Wehe dem
Frcvler, der sich ihm zu vergleichen sucht; divon zeugen Marsyas und
Manteufel, welch' beiden für eine momentaneVermeffenheit die Haut über
den Kopf gezogen wurde. Die Statue dieses bogen- nnd knutenkundigen Gottes,
der mit AuSnahme der Tscherkeffen allen Völkern Respekt gebietet, wird
«mgeben von den neun diplomatischen Musen, als da find: keiolisreser-
vi», die Muse des Heldengedichts, von welcher die offiziellen Zeitungs-
schreiber inspirirt werden. — 6Uo völleria, die Muse der verbefferten
Spezialgeschichte. — Luterps, die Muse des unglückseligen Flötenspiels
der Constitutionen. — vrauiu die Muse deS Völkerrechts und der Stern-
guckerei. — krooluwsti», die Muse der Comödie. — 8tun<>reclitin, dte
Muse der Tragödie. — Mlituirpsiollork, die Muse des Tanzens auf dem
Kopfe. — kol^sprooliii», die Muse der Beredsamkeit bei allen möglichen
Gelegenheiten. — Diese neun Gestalten, malerisch nm ihren Apollo grup-
Pirt, müßten auf den Propyläen jener freien Stadt gleich der Frankfurter
 
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