Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0304

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
288

Personen zur Schau, womit (nnt den Büsten nemlich) wir meist schon
früher im Kunstverein Bekanntschaftmachten und worunter viele von künstle-
rischem Werth. L. Schaller und T. Schwanthaler schließen den
Reigen dieser Abtheilung, LeHtgenannter mit der Starue einer Nymvhe in
carrarischem Marmor, die sein Vetter Profeffor Schwanthaler für das
Badzimmer des Königs Mar zu Hohenschwangau einst in GhVS gefertigt
hatte. Von sonstigen Produkten erwähnen wir die Judiih. eine lebens-
große Statue in Gyps von Laubmann in Hof, dann ein Postament
mit Hautrelicfs, die 4 JahreSzeiten versinnlichend von Dracke in Paris.
Ans der galvanovlastlschen Gußanstalt dcs vr Braun in Nom
sehen wir 45 durchaus schr gelungene Kunstarbelten. M. Nöckl von
hier lieferte mehrere Metallgüffe ohne Cisellrung, nach seiner Erfindung
in Gypsformen hervorgebracht. E!n Medaillon in Gold von Fourdrin
in Paris und eine Medaille auf den Bildhauer Rauch von A. Fischer
in Berlin, vorzugsweise aber eine auf galvanoplastischem Wege in Sllber
hergestellte Composition von Justin in Paris (Schlacht bei der Landung
der Kreuzfahrer unter Ludwig dem Heiligcn von Frankreich auf der afri-
kanischen Küste), verdienen rühmliche Erwähnnng. Unter allen Erzeugniffen
der Prägekunst jedoch ragen die Werke unsers verdienstvollen K. F.
Voigt hervor.

Von den Oelgemälden nennen w!r Ainmiller's zwei Anfichten
aus der Westmünsterkirche in London (Eigenthum König Ludwlg'ü); 5
Landschaften, wornnter cinc größcre prachtvolle von Etzdorf, zwci herr-
liche Landschaften von Heinlein, Verona von Kirchncr, ein freund-
liches und charakteristisch auSgeführtes Genrebild von Schön (die Liebes-
erklärung eines Bauernburschen und die Horcherin), das Jnnere eines
maurischen GcbäudeS von Friedr. GLrtner, dann vvn reproduzirtcn
Bildern Flüggen's „Erbschleichcr", Ph. Foltz's Madonna mit dem
Kinde. Thierstücke von Melchior, Habenschaden und B. Adam.
— Eine Grablegung Christi von Jos. Fischer (Eigcnthnm König Lud-
wig's) bietet zwar in dcr Composition nichts Originelles, ist aber flcißig
ond schön gcmalt. Von W. v. Kaulbach sehen wir das lebensgroße
Bild eincs Generals und deffen Sohnes, woran die Falten und Umriße
merkwürdig steif unS bedünken. Trotz der schönen Farben läßt das große
Bild gänzlich kalt. (Bler Kohlenzeichnungen dieses berühmten Meisters,
Porträts hiefiger Notabilitäten scheinen lediglich die Frucht einer flüchtigen
Laune.) Bernhard und Dürk brachten gelungene Porträts, in welche
Kategorie wir auch cine Nymphe des Letztgenannten reihen.

Von franzöfischen Künstlern lieferten Verdicnstliches: Garncra y
3 hübsche Seestücke, Lepaulle das Pvrtrait Cavaignac'S. Voll
Bewunderung verweilt der Beschancr vor diesem Bilbe; es ist nicht allein
daS Jntercffe, das er an dem berühmten, durch Geist, Muth und Patrio-
tismus ausgezeichneten Manne nimmt, nicht nur das Jntcreffante dcs
Kopfes an und sür fich und die staunenswerthe Aehnlichkcit mit dem Ori-
ginale — es ist die ganze künstlerischc Auffaffung und Durchführung, die
uns hinreißt. Jn diesem Gefichte ist alles Leben, alles rund und greifbar.
Das Auge, der Mund, die Haut mit dem Faltenspiel, der Teinl, alles
volle Wirklichkeit und drastische Wahrheit. — (Schluß.folgt.)

(Elngesandt.) Das im Kunstvcrein eingesandte Bild dcs König Mar war nicht
Kopie nach Hailer, sondern Original.

Druck der 0r. Fr. Wild'schen Buchdrnckerei (A. Wild).
 
Annotationen