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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0314
SS8 -
aber vieleBeispiele, daß auch rekommandirte unb gut„beförderte" Schrift-
steller verloren gegangen find.
Auch Sie waren so e!n Brief, und zwar ein offener, den jedermann
lesen konnte. Aber die österreichische Regierung scheint gerade hierin ein
Briefgeheimniß zu wünschen, und darum hat man ein militärgerichtliches
Convert überSie gemacht, und über wen ein solches Couvertgcmachtwird ,
der ist auch schon petschirt. Zn Oesterreich ist es verboten, Briefe e in-
zuschließen und wird solches als Postdefraudation betrachtet. Dieß
gilt jedoch nur von den papiernen, nicht von den lebendigcn Briefen, welche
der liebe Gott, der Vater aller Talente, selbst an die Menschheit gerich-
tet hat, und eine Geistesdefraudativn wird nicht bestraft. Da liegt nnn
der komms <ls lettrss im Arresthause, der modernen bolts aui IsttrsZ,
und es bleibt uns nur d!e bescheidene Hoffnung, der eingeschloffene
Brief möge „durch Güte" der Militärbehörde bald an seinen Adreffaten,
das Publikum, übergeben werden.
Warum find Sie aber auch Redakteur geworden? Seit dem Fluch im
Paradies ist das ein beschwerlicher Stand. Als es „Licht geworden war"
und der Schöpfer die Erlanbniß gegeben hatte, daß die Erde erscheine,
bestimmte er den Adam als ihren ersten Redakteur. Sein Geschäft war
es, jedes Thier bei seinem Namen zu nennen; er durfte den Esel eine»
Esel, den Bock einen Bock, den Spitz einen Spitz, den Tiger einen Ti-
ger heißen, kein Gesetz hinderte ihn daran. Er durfte alles angreifen
und herunterreißen, nur ein Baum sollte unverletzlich sein, und der betref-
fende Paragraph lautete: „Wer die Krone oder eine Verzweigung dersel-
ien, oder einen zum ganzen Stamm gehörigen Ast, eine darauS entsprin-
gendc Frucht odcr auch nur ein vom Ganzen abhängendes Blatt angreift,
etwas davon herunterreißt n. dgl. ist mit dem Tode zu bestrafen."
Adam war ganz unbekümmert, und dachte: Davor kann ich mich
woh! hüten, ich maltraitire das Thierreich — so wie fich etwa ein Redak-
teur, dem der Baum der Politik verwehrt ist, an das Theater hält. Re-
dakteur Adam muß übrigcns die Erde entweder als ein „Unterhaltungsblatt
für alle Stände", oder als eine offizielle Zeitung, die den Tag von Gott und
das Effen von Hof hat, betrachtet haben; denn fie kam ihm bald selbst so
langweilig vor, daß er in einen tiefen Schlaf verfiel. — Während er so
schlief, dachte oer Schöpfer: es ist nicht gut, daß er so allein redigire,
ich will ihm eine Mitarbeiterin machen, nnd er nahm ihm eine Rippe, und
machtc ein Weib daraus. — Nnglaublich, aber wahr!
Nachdem der Redakteur Adam gcnug geschlafen hattc, rieb er fich
die Augen, und rief: „Wo ist meine Correktur?" Der Schöpfer aber zeigte
ihm die Eva, und sprach: Während Sie schliefen, habe ich Jhnen diesen
Abzug gemacht! — Adam aber sah und rief: „Was ist das für ein
Artikel? Der Styl ist mir so bekannt! Jst das nicht Fleisch von meinem
aber vieleBeispiele, daß auch rekommandirte unb gut„beförderte" Schrift-
steller verloren gegangen find.
Auch Sie waren so e!n Brief, und zwar ein offener, den jedermann
lesen konnte. Aber die österreichische Regierung scheint gerade hierin ein
Briefgeheimniß zu wünschen, und darum hat man ein militärgerichtliches
Convert überSie gemacht, und über wen ein solches Couvertgcmachtwird ,
der ist auch schon petschirt. Zn Oesterreich ist es verboten, Briefe e in-
zuschließen und wird solches als Postdefraudation betrachtet. Dieß
gilt jedoch nur von den papiernen, nicht von den lebendigcn Briefen, welche
der liebe Gott, der Vater aller Talente, selbst an die Menschheit gerich-
tet hat, und eine Geistesdefraudativn wird nicht bestraft. Da liegt nnn
der komms <ls lettrss im Arresthause, der modernen bolts aui IsttrsZ,
und es bleibt uns nur d!e bescheidene Hoffnung, der eingeschloffene
Brief möge „durch Güte" der Militärbehörde bald an seinen Adreffaten,
das Publikum, übergeben werden.
Warum find Sie aber auch Redakteur geworden? Seit dem Fluch im
Paradies ist das ein beschwerlicher Stand. Als es „Licht geworden war"
und der Schöpfer die Erlanbniß gegeben hatte, daß die Erde erscheine,
bestimmte er den Adam als ihren ersten Redakteur. Sein Geschäft war
es, jedes Thier bei seinem Namen zu nennen; er durfte den Esel eine»
Esel, den Bock einen Bock, den Spitz einen Spitz, den Tiger einen Ti-
ger heißen, kein Gesetz hinderte ihn daran. Er durfte alles angreifen
und herunterreißen, nur ein Baum sollte unverletzlich sein, und der betref-
fende Paragraph lautete: „Wer die Krone oder eine Verzweigung dersel-
ien, oder einen zum ganzen Stamm gehörigen Ast, eine darauS entsprin-
gendc Frucht odcr auch nur ein vom Ganzen abhängendes Blatt angreift,
etwas davon herunterreißt n. dgl. ist mit dem Tode zu bestrafen."
Adam war ganz unbekümmert, und dachte: Davor kann ich mich
woh! hüten, ich maltraitire das Thierreich — so wie fich etwa ein Redak-
teur, dem der Baum der Politik verwehrt ist, an das Theater hält. Re-
dakteur Adam muß übrigcns die Erde entweder als ein „Unterhaltungsblatt
für alle Stände", oder als eine offizielle Zeitung, die den Tag von Gott und
das Effen von Hof hat, betrachtet haben; denn fie kam ihm bald selbst so
langweilig vor, daß er in einen tiefen Schlaf verfiel. — Während er so
schlief, dachte oer Schöpfer: es ist nicht gut, daß er so allein redigire,
ich will ihm eine Mitarbeiterin machen, nnd er nahm ihm eine Rippe, und
machtc ein Weib daraus. — Nnglaublich, aber wahr!
Nachdem der Redakteur Adam gcnug geschlafen hattc, rieb er fich
die Augen, und rief: „Wo ist meine Correktur?" Der Schöpfer aber zeigte
ihm die Eva, und sprach: Während Sie schliefen, habe ich Jhnen diesen
Abzug gemacht! — Adam aber sah und rief: „Was ist das für ein
Artikel? Der Styl ist mir so bekannt! Jst das nicht Fleisch von meinem