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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0327

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wurde uns wieder König Rens's Tochter, die romantischc Blinde, vorge-
führt. Herrn Schenk (Rene) möchten wir wieder die Mahnung zurufen:
„Ruhe ist des Bürgers und Deutlichkeit ist des Schauspielers erste Pflicht."
Frln. Hausmann war wieder die personisizirte Unschuld. — Ein höchst
poetisches Bild diese Jolanthe, ein Jdeal von Reinheit, ein ätherischer
Engel; aber verschlossen in einem einsamen Thale in ein einsames Haus,
und dazu noch blind. Man sollte glauben, daß nur in dicser höchsten
Potenz der Einsamkeit eine solche himmlische Spiegelreinheit möglich wäre.
Schade, daß ihr Eba Jahia den Stahr sticht und fie aus dem innern un-
zugänglichcn Lichte hinauSoperirt. Daß Jolanthe zuerst im Garten schwärmt,
dann ins Haus geführt wird und binnen zehn Minuten sehend gemacht
wieder herauskommt und sich Land und Leute und das purpurfarbne Abendroth
ohneden gcringsten Nachtheil befieht darf nicht auffallen, denn die Erfahrungen
der Klinik sind nicht das stärkstc, was die Poefie schon umgeworsün hat. —
Dieser dialogifirten Romanze folgte ein neues komischeS Ballet: „Braut
und Bräutigam" vom Herrn Balletmeister Fenzl. Der Beifall und die
Bewunderung konzentrirten sich hauptsächlich auf Herrn Franz Fenzl,
deffen außerordcntlichc Kraft und Fertigkeit in den schwierigsten Sprüngen
nnd körperlichen Evolutionen bereits einen Grad der Außerordentlichkeit
erreicht haben. Man glaubt, ihn Augcnblicke lang wirklich fliegen zu sehcn;
er bringt Beine, Arme und Körper in der Luft in beliebige, immer gra-
ziöse, Stellungen. Es wird nicht lange anstehen, so ist Herr Fenzel im
Stande, unserer Bühne im ganzen Auslande Ehre und sich selbst berühmt
zu machen. Auch Frln. Sophie, dieser kleine volle Rosenknopf, hatte eine
Partie übcrnommen. Herr Laroche, dieser unerschöpflicheTanzhumorist,
war auch gestern wieder der Hebel dcr Heiterkeit, und wir bedauern nur,
daß er nicht mehr und größere Solotänzc zu erekutiren hatte. — Morgen
hat Frau Palm-Spatzer, der gcfeiecte Gast vom vergangenen Frühjahr,
die nun zur Freude aller Vcrehrer der höhern Kunst auf 1 Jahr und
hosfentlich auf länger unserer Bühne gehört, ihre AntrittSrolle als Fides.
So viel man hört, wird der Prophet mit einigen Neuerungen in Szene
gehen. Namentlich soll der Schlittschuhtanz neue Figuren bringcn, und
zuletzt wird der Prophet, nicht wie bishcr, umfallen, sondern verflnken.

Mit dem Becher winkt er,

Dann trinkt er,

Nachher versinkt er,

Und zuletzt — „is alleS ejal". Schl.

Das Spiel der 10 jährigen Violinspielerin Maria Serato erregt
in Augsburg glciche Bewunderung wie dahier, und die kleine Künstlerin
erinnert sehr viel an die verstorbene Milanollo.
 
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