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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0352

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hätte anfarigen sollen, war derselbe immer aufgeschoben worden. Um nun
gleichsam den Apfel von des Sohnes Haupt zu schießen, während Geßler
wüthet, ging er mit seiner alten Haushälterin vor den Altar, während
von dem Zenaer Schlachtfelde die Kanonen ihr schreckliches Hochzeitsge-
läute ertönen ließen, und kehrte mit ihr zurück, ohne daß auch nur die
geringste Veränderung statt fand, außer der, daß fie nun Frau Geheim-
räthin von Göthe hieß. Wenn man ste sah, konnte man kaum begrcifen,
wie sie Göthe'S Geliebte geworden war. Für Poesie hatte ste gar
keinen Sinn, und Göthe sagte selbst immer scherzend von ihr: „es ist
doch wunderlich, die Kleine kann gar kein Gedicht verstehen." Aber sie
war in ihrer Jugend ein munteres frischeS Mädchen gewesen, voll und
rothwangig. Die neuvermählte Frau erwieS ihrem Manne immer sehr
viel Ehrerbietung, und nannte ihn stets „Herr Geheimrath".

Kunstverein.

Zn dieser Woche gab es wieder mehrere neue GemLlde. Obenan
steht das von Robert Eberlc: „Zu früh gesallener Schnee;" ein Senner-
bube findet scine verloren geglaubten Rinder wieder. Das Bild ist sehr
originell und meisterhaft ausgeführe. Die beiden Rinder stehen ganz starr
mit gesenkten Köpfen und schon eingeschneitcn Füßen da; über sie weg fegt
die WindSbraut den Schnee; am Boden gucken noch einzelne Blümchen
aus dem Schnee hervor; im Hintergrunde sind Berge in Grau gehüllt;
vorne steigt der Hirtenknabe den Berg herauf und dic Freude über das
„Wiederfinden sciner Schecken" erkennt man in seinerStellung. — Mett-
ler lieferte ein gar niedlicheS Bildchen: „der ungeladene Gast". Ein
KLtzchen naht sich dem Milchtopf eines kleinen Bauernmädchens in com-
munistischer Absicht, wird aber hievon abgehalten. — Carl Brizzi:
Ansicht von Salzburg. Die Bcleuchtung hiebei ist eigenthümlich. — G
F a ber: eine Bachantin und Fohr: eine Mondnacht sind schon oft da«
gewesen. — Nochmüffen wir eineS trefflichen Bildchens von Wilh. Rein-
hardt erwähnen: ein Hund, paffend vor der Thüre seineS Herrn, dic mit
allem möglichen Jagdzeug verziert ist. — Von CarlWern er auS Rom
find sehr schöne Aquarellgemälde aufgestellt: Einzug des Dvgen Andrca
Contarini in Venedig nach der Einnahmc von Chioggia; hier find be-
sonderS die Farben glänzend; dann 17 Blätter, welche Ansichten auS
Vcnedig, Rom und den pontinischen Sümpfen darstellen, und sehr natur-
getreu sein sollen.— Von A. Löcherer: 9 Blätter treffliche Photo-
graphieen.

Drnck der 0r. Fr. Wild'scheo Buchdruckerei (A. W ild).
 
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