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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0389

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Vergangenen Donnerstag, den 13. November kam endlich,
nachdem daS Publikum so lange auf diese Ueberkommenschakt aus dem
vorigen Jahrhundert in Spannung gehalten wurde, „Losi fso tutte,"
die „Weibertreue" zur Aufführung. Wir habe» vor ISJahren diese Oper
hier sehr gut gehört, ja sie wurde damats nirgends besser gegeben, als in
München. Da nun die Annalen der Münchcner Bühne nicht erst von
heute datiren, so ist eben auch dieses Werk Mozarts schon lange bei unS
eingebürgert. Wir übergehen die Schilderung dcs äußerst schaalen und
laSziven Sujets, um uns der Musik zuzuwenden, in der wir an so vielen
Stellen das Liebliche, BoShafte, Neckische und Gemüthliche MozartS zwar
gar oft wieder finden, und von welcher wir den ersten Akt mit seinem
herrlichenFinale nnbcdingt als dem Genius des erstenMeisterS entsprechend
anerkennen, deren zweiten Akt wir aber auf Rechnung der Zeit und deS
Modegeschmackes schreiben, dem sich eben auch Mozart unterziehen mußte.
Das Haus war schr gut besetzt und wurde dic Oper durchweg gut gegeben;
die Leistungcn der Damen Ncttich, Diez und Hefner dann der HH.
Kindermann, Sigl nnd Brandes verdienen alles Lob. Bei den
Verkleidungen der Männer hälten wir mehr Jlluston gewünscht, und wer-
den die bezüglichen Fehler, wenn die Oper fich auf dem Repertoir erhält,
in Zukunft gewiß beseitigt. 8t.

Freitag, 15. Nov. zum ersten Mal: Die Schicksalsb rüder,
Luftspiel in 4 Akten von Feldmann. DaS Sujet dieses Stückes wurde
schon früher in diesen Blättern erzählt. Die crsten beide» Akte find gut
gearbeitet; aber sür Alles, waS sich auf dem engen Gebiet der Conver-
sationsschnurren bewegt, ist dieses Haus zu groß. Jn den bciden letzten
Akten geht die Handlung anöeinander, und das Publikum muß fich, wenn
cs heiter bleiben will, an die zerstreuten Späße des DialogS klamniern.
Die Szcne mit den Kindern, dem Papagei und die gattenmörderische»
Aeufferungen deS Herrn v. Prell schaden dem Stücke sehr. Gespielt wurde
von den Herren Christen und Lang vorlrefflich. Hcrrn Büttgen's Maske
war höchst komisch.

Mimchener Zuschaner.

Conzert spiritucl! Gewiß eine bedcutcnde Bezeichnung und unseres
WiffenS in den Metropolen dcr Kunstwelt, in Paris, Wien ,e. rc. nur
mit AuSwahl angewendet. Nicht so ganz können wir uns daher dem
Gebrauche anschließen, dcr in neuerer Zeit jedes größere Concert als
„spirituel" bezeichnct. Daß wir beim N. Abonnementconcert der k. Hof-
kapellc einem „großen" Concert, französisch „srnnck cnncert", beiwohntcn,
wollen wir zugeben und zollen damit dem Umfang des Gebotenen alle
Anerkennung; wenigstenS haben wir diescs nicht wenig bci der den ersten
Theil bildenden Symphonic von Lachner empfunden. Alle 4 Sätzc der-
 
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