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Münchener Punsch: humoristisches Originalblatt — 4.1851

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https://doi.org/10.11588/diglit.21527#0405

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Hvf gelaffen worden, uuo daS Licht, die Luft, den Himrnel Lcgeüßen, er-
regte Thränen der Rührung. Mvchten mehrere der Zuschauer einen Theil
dieser edlen Sympathie vvn den theatralischen Gefangenen, anch auf jene
Armen übertragen, die dieses LooS in Wirklichkeit erdulden. — Es herr-
schte unter allen Mitspielenden ein Wetteifer, die Vorstellung zu einer glä
nzenden zu machen, was a„ch gelang.

Münchcn, 29. Nov. Bei gedrängt vollem Haus ging gestern die
Antigvne über die Szene. DaS THeater strahlte noch nie sv hell, denn
außer rem gewöhnlichen Kronleuchter und dem wcgen des königlichen Ge»
burtsfestes beleuchteten Hause schwcbten noch besouderS vier kleinereKron»
leuchtcr über daS um die Orchesterfläche vergrößerlen Proszenium. Die
Dekoration zeigte den Vorhof eines antiken griechischen PalasteS mit drei
Flügelthüren und Seitenarkadeu. In diesem Vorhof, zu dem vom Pros-
zenio Stnfen hinanführten, bcwegleu sich die bandclnden Personen. Auf
dem hochbcdecktcn Plape vor dcn Stufcn sang und wandelte der Chor.
Trch auch Autigonc bcgilt sich, wie sie znm Tode geführt wird,
herab auf die Vorszene, in deren Mitte cin kleiner Opferaltar.
Der Wächter und Tiresias halten ihre Reden auf den Stufen stehend.
Das Arrangemcnt war höchst plastisch. — Fräulein Damböck ftsielte die
Titelrolle mit tragischcr Würde, und bewies durch daS wohlvcrtheiltc Pa-
thoS, daß sie ihre Reden verstand, so wie auch ihrc Bewcgungen zeigten,
wie heimisch sie sich auf dem Kolhurn fühlt. Bctreffs der Aussprache
erinuern wir nur, daß beim Namen Eteokles der Ton auf dcm zweiten s
nicht auf dem v ruht. — Weun man bedcnkt, wie schwierig es ist, die
eigenthümlichen Wortftellungen und Wcndungeu verständlich vorzutragen,
mit solch alterthümlichen GesühlauSdrückcn moderne Seelen zu erschüttern,
so kann daS Verdienst dcS Herrn Dahn, der den Kreon darsteliie, nicht
hoch genug angeschlagen werden. Diese höchst einfache Handlung soll
übcrraschen, diese eintönigen Wchcrusc sollen rühren, diese ununtelbrcchenen
moralischcn Mcdilationcn deS DialogS sollen spaniien! — DaS heißt durch
eine Bildhauerci in kaltcm, grauen Stcin denselbcn Gffekt hervorbringen, wie
mit eincm Oelgemälde, dcm alie Vortheile dcr Zeichnung, der persvektivischen
AuSschmnckung und dcs Farbenreizes zu Gebotc stehen. — Hr. Dahn svielte als
Kreon zum 1. Mal einen bejahrten Heldcn, cin schwerer abcr cbrcnvoller An-
fang. DieSzcne mitHämon und namcntlich die IctzteVcrzweiflungsszcne er-
ziellc drastische Wirkung. Auch die äussere Erscheinung war imvosant und
die gemcffcne Gestikulation verfehlte nicmals, dem Mantel die schönste
Draperie zu gebcn. Ucberhanpt warcn alle Darsteller: Hr. Richter, Hr.
Christen und Hr. Keller, Frau Büttgen, Frln. HauSmann won einem
Eifer bcseelt, der, da er der würdigen Aufführung eines klassischen Werkes
galt, shncn zu heher Ehre gereicht. Die ganzeDarstellung hatte deu dem
Stücke entsprechendeu Stpl; es war ein fcstlicher Abend, an dcm eiue
 
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