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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 14.1911

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Loewy, Emanuel: Typenwanderung, II
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https://doi.org/10.11588/diglit.45359#0015

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Typenwanderung. II.

I.
i. Unter den statuarischen Tierdarstellungen des griechischen Archaismus
fesselt unsere Aufmerksamkeit zuerst der Löwe. Da die Wirklichkeit die An-
schauung dieses Gegenstandes innerhalb der damaligen griechischen Welt nur
höchstens vereinzelt gewährte, so werden wir für seine Darstellung von vorn-
herein die Vermittlung anderer Kunstwerke anzunehmen geneigt sein und dabei
vor allem an Ägypten denken. In der Tat hat schon Perrot1) in diesem Sinne
die Übereinstimmungen hervorgehoben, welche zwischen den ältesten griechi-
schen Löwen in Stein und den ägyptischen in der Stellung', der einfachen,
großen Flächenbehandlung, der Umrahmung des Kopfes durch die stilisierte
Mähne und der Beachtung selbst der Hautfalten an der Schnauze und um die
Augen (ersteres wohl richtiger auf die bei vielen Löwen auffällige Zeichnung des
Felles an dieser Stelle zu deuten) bestehen. Doch bedarf es immerhin einiger
Unterscheidung, denn völlig einheitlich ist weder der griechische Typus noch der
ägyptische.
Von gelagerten griechischen Löwen bildet eine kleine Gruppe für sich
jene, bei welcher in der Längsansicht sämtliche vier Pranken sichtbar sind. Diese
Gruppe war bis vor kurzem nur durch das Weihgeschenk der Söhne des Orion
von der Branchidenstraße (Fig. i) vertreten, seithei' sind noch ein Exemplar von
Didymai und eines im Museum von Smyrna hinzugekommen2). Die zu dem erst-
genannten Exemplar schon von Collignon3) bemerkte Abhängigkeit von einem
ägyptischen Typus, den wir von Amenophis III. an bis in die saitische und
hellenistische Zeit verfolgen können4) (Fig. 2), ist unbestreitbar trotz einig'er

h Hist, de l’Art VIII 715.
2) Branchidenstraße: Perrot VIII 285 f. Abb. 118;
Reinach, Rep. Stat. III 207, 4; A. H. Smith, Catal.
of Gr. Sculpt. I 17; zur Inschrift auch Röhl, IGA
483; Larfeld, Handb. d. gr. Epigr. I 403 (wie ich
glaube, zu hoch datiert). — Didymai: Pontremoli u.
Haussoullier, Didymes Tf. XIX; Reinach, R. St. IV
453, 4. — Smyrna: L. Curtius, Ath. Mitt. XXXI
1906, 155 Anm. 1 Abb. 4; Reinach IV 454, 2. —
Curtius a. O. erwähnt auch Alabastra mit ähnlichen
Löwen.
3) Hist, de la Sculpt. I 176.
Jahreshefte des österr. archäol. Institutes Bd. XIV.

4) Bissing-Bruckmann, Denkm. ägypt. Skulpt.
Tf. 74 Sp. 3 ff. Dazu kommt ein Statuettenpaar aus
Tell-Mokdam: Edgar, Cat. Gen., Greek Sculpture
n. 27514 Tf. XVII (Reinach, R. St. IV 454, 3);
n. 27516. Bei der Festigkeit des Typus, der nur
in der gegenseitigen Lage der gekreuzten Vorder-
pranken und der Haltung des Schweifes Schwankungen
unterliegt, schien es erlaubt, den einen der beiden
Löwen Nektanebos II. im Vatikan (Marucchi, Mus.
Egiz. Vat. n. 16. 18; Bissing a. O. und Einführ.
Tf. XXVI 3) abzubilden, obwohl diese Exemplare
jünger als die verglichenen griechischen sind.
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