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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 14.1911

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Gnirs, Anton: Forschungen in Istrien
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https://doi.org/10.11588/diglit.45359#0357

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i55


75: Val Bandon: Blick gegen das äußere Hafenbassin vom Südflügel der antiken Villa aus.

Forschungen in Istrien.

I. Grabungen im Gebiet der antiken
Herrschaftsvilla von Val Bandon.
Eine vor Jahren von mir durchgeführte topo-
graphische Untersuchung des Küstengebietes zwischen
Pola und Fasana hatte ergeben, daß die verschiedenen
am Gestade von Val Bandon im Laufe der Jahre zu-
fällig zutage gekommenen Funde aus einer antiken
Herrschaftsvilla stammen, die nach den Erzeuger-
stempeln ihres Ziegelmaterials bis in das erste Jahr-
hundert der Kaiserzeit zurückgeht1). Topographisch
gehört sie einer ländlichen Siedelungsstätte an, die un-
gefähr x/2 km von der Bucht Val Bandon landwärts
entfernt an der antiken, westistrischen Küstenstraße
liegt. Ein ausgedehnter Trümmerhaufen, einige Funde
und der heutige Flurnamen Fioran bestimmen den
Ort, an dem schon Kandier den Sitz eines antiken
Vicus namens Florianum vermutete. Grabungen,
die ich an den Ufern Val Bandons zum ersten Male
im Herbst 1909 vornahm2), führten im Jahre 19II
zu einem vorläufigen Abschluß, der Ergebnisse brachte,
die schon einigen Einblick in das Gesamtarrangement
der antiken Villa gestatten, noch mehr aber Kennt-

nisse vermitteln, die für Detailforschungen auf dem
Gebiete der ländlichen Baukunst der Römer nicht
belanglos erscheinen.
Die Villa in Val Bandon gehört, wie die gegen-
über am Kanal von Fasana liegende Villa in Val
Catena auf Brioni grande, zu den großen Typen
ländlicher Luxusanlagen, die großes Areal verbauen
und die, um einen Vergleich des Plinius zu ge-
brauchen3), derartige Frontentwicklungen aufweisen,
daß sie oft das Bild ganzer Städte gewähren.
In ihrem Anlageschema schließt sie sich inso-
weit an die Herrschaftsvilla am Gestade von Brioni
an, als sie sich bei reicher Außengliederung am
Strand einer tief einschneidenden Bucht entwickelt.
Nur vermißt man — soweit sich heute die Anlage
überblicken läßt — in Val Bandon die künst-
lerische monumentale Konzeption eines reizvoll ent-
worfenen und meisterhaft in die Landschaft einge-
fügten Grundrisses, der die Villa von Catena aus-
zeichnet.
AVas von der Anlage der Luxusformen römischer
Villen durch die Literatur, die kampanische Wand-
malerei und in jüngster Zeit durch Grabungen bekannt

x) Vgl. Gnirs, Zur Topographie des ager Polensis:
Florianum bei Pola. Jahrbuch f. Altertumskunde II
118 ff.
2) Für die Deckung der Kosten einer Vorunter-
suchung und der Tastgrabungen in Val Bandon hatte

durch Zuwendung eines namhaften Betrages der Herr
Großindustrielle Karl Wolfrum in Aussig Sorge ge-
tragen, dem hier nochmals der Dank der Grabungs-
leitung zum Ausdruck gebracht sei.
3) C. Plinius, epist. II 17, 27.
 
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