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Österreichisches Archäologisches Institut [Hrsg.]
Jahreshefte des Österreichischen Archäologischen Institutes in Wien — 14.1911

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Walter, Otto: Inschriften aus dem argivischen Heraion
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Weiss, Jakob: Eine neue Pontarcheninschrift
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https://doi.org/10.11588/diglit.45359#0354

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149

J. Weiss, Eine neue Pontarcheninschrift

Ι5θ

stück Vollgraff, Bull, de corr. hell. XXXIII 455 ff.
finden wir neben anderen Weihgeschenken silberne
Schalen im Werte von 100 Drachmen (wie in Athen
und Delos) genannt und in Z. 8—12 ein unserer Liste
ganz ähnliches Verzeichnis von Namen, worauf schon
Baunack (a. a. O. 475, 25) hinwies; so haben wir auch
darin einen Beweis für das Bestehen jenes Brauches
in Argos. Die Legende für das Zeichen IaI geben
uns die attischen Kataloge, wo wir an der entspre-
chenden Stelle regelmäßig αποφυγών resp. —οΰσα
(auch dort oft abgekürzt) mit folgendem Genetiv
lesen; sonst könnte man auch an άπελεύθ-ερος den-
ken10). Daß die als Appositionen zu κατεγγυεύσαντας
gehörigen Namen im Nominativ stehen, ist gar nicht

auffallend (so Baunack a. a. O. 472); ähnliches be-
gegnet auch sonst in Listen (z. B. II 1046; III 1031.
1090); es sind diese Namen ja die logischen Sub-
jekte der Schlußworte des Präskriptes.
Zweck der Listen war also, zu nennen, wer frei,
resp. wessen Freiheit öffentlich deklariert worden
war. Dies geschah in der Form, daß die Hieromne-
mones durch öffentliche Aufzeichnung bestätigten,
daß folgende frühere Sklaven für die Zahlung des
Preises einer Schale Bürgen gestellt hatten; wen,
das war zunächst gleich, das ging den dritten nichts
an, darüber konnte ein geschriebenes Protokoll im
Tempelarchiv erliegen.
Athen. OTTO WALTER

Eine neue Pontarcheninschrift.

Im Buletinul comisiunii monumentelor istorice
IV, fase. 14 (April—Juni 1911) hat C. Moisil ein
Inschriftfragment veröffentlicht, dessen Ergänzung im
folgenden versucht wird. Die nachstehende Kopie
ist von mir mittels Pantographen nach einem Ab-
klatsch hergestellt, den Herr C. Moisil in liebens-
würdigster Weise zur Verfügung gestellt hat; dafür
sei ihm hier der Dank ausgesprochen. — Das Frag-
ment der Marmortafel ist in den Ruinen der mile-
sischen Kolonie Istros beim Dorf Karanasuf, unfern
der Lagunenküste der Dobrudscha, zutage gekom-
men. Größte Breite des erhaltenen Textes O'6m, Höhe
0^38 m, Buchstabenhöhe der ersten Zeile ΟΌ3111, der
übrigen Zeilen O‘O23m. Da die Überschrift Αγαθή
τύχη ohne Zweifel die Mitte des beschriebenen
Feldes eingenommen hat — es sei bemerkt, daß der
erste Buchstabe von Αγαθή gleich weit vom H in
τύχη und vom TT in Ποσειδώνι entfernt ist — so läßt
sich die Breite der fehlenden Fläche erschließen.
Nach dem E von Αϊλιος war Raum für zirka 13
Buchstaben. Freilich dürften die Zeilen nicht gleich-
mäßig geschlossen haben, da - in der Inschrift jede
10) Unmöglich scheint es mir nicht, daß man
doch auch das Zeichen (nach Baunack 462: γενό-
μενος άπελεύθ-ερος) so zu deuten hätte, wenn nämlich
die Ligatur FÄE bei Schreibung von rundem € falsch
aufgelöst wurde.
1) Z. B. IG XII/8 633; Dittenberger Sylloge

Zeile mit einem neuen Worte beginnt. Gewiß war
der größere Teil des rechts fehlenden Feldes von
der sechsten Zeile an, mit der eine Namensliste be-
ginnt, unbeschrieben.
Ergänzungsversuch:
Z. 2: nach Αϊλιος ist noch Miv, der Anfang eines
Kognomens, erhalten, etwa Μιν[ουκιανός oder Μιν[ερ-
ουιανός. Z. 3: nach ποντώρχης της Πενταπόλεως ist
offenbar eine diesen Titel näher bestimmende Wen-
dung und das Bindewort καί gefolgt. Από πατρός
oder από προγόνων findet sich freilich, soweit ich
sehe, nur bei Priesterämtern* 1). Daß die Pontarchen-
würde ein oder das andere Mal vom Vater auf den
Sohn übergegangen ist, zeigt die Pontarcheninschrift
aus Tomi IGR I/3 634: τ]όν ποντάρχην .... T.
Φλάουιον Ποσειδώνιον υιόν Φαιδρού τού ποντάρχου2).
So dürfte die Ergänzung από πατρός καί entsprechen.
Ausgeschlossen wäre freilich nicht, daß από προγό-
νων in dem Sinne, daß Vorfahren des Stifters auch
die Pontarchenwürde besessen haben, in der Inschrift
zu lesen war. Z. 4: sicher τελαμών[α καί τό άγαλ-
μα. Ζ. 5 enthält das Ende des zusammenhängenden
II2 395· 881.
2) Dasselbe verwandtschaftliche Verhältnis liegt
vielleicht bei den Pontarchen Preiskios Annianos
und Preiskios Isidoros der Inschriften IGR I/3 630,
631 vor.
 
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