Typenwanderung II
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hindurchgesteckt, was meines Wissens bei ägyptischen Statuen von Löwen und
Shpinxen nicht vorkommt9). Gleiche Mähne und Körperbildung kommt auch
dem einen Löwen von Didymai zu, lockere Mähne und durchgezogener Schweif
dem der Söhne des Orion, welche beide zu unserem ersten Typus gehören.
Andrerseits begegnen wir dem nach vorn gewandten Kopfe auch in Exemplaren,
die sonst dem zweiten griechischen Typus zuzurechnen sind10). Ein weiteres
2: Löwe Nektanebos II. Vatikan.
(Phot. Moscioni.)
Gemeinsame beider grie-
chischen Typen besteht in
dem Öffnen, manchmal so-
gar Aufreißen des Löwen-
rachens11): auch dafür ken-
ne ich keine sichere ägyp-
tische Übereinstimmung12).
Die zwei griechischen Ty-
pen verbindet also eine
Anzahl nicht von Ägypten
überkommener Merkmale,
deren keines indessen un-
erläßlich ist: fast jedes
Exemplar bewahrt in irgend einer Einzelheit die ägyptische Grundform. Also
wurden die Urbilder von Ägypten rein übernommen und dann erst die ge-
schilderten Umgestaltungen daran angebracht. Das muß frühe geschehen sein,
9) Bei diesen (Statuetten inbegriffen) liegt er ent-
weder auf dem Boden auf, beziehungsweise hängt er
an der Plinthe hinunter, oder er ist außen an den
Leib oder auf den Rücken hinaufgeschlagen.
10) Z. B. Milet: Wiegand, Arch. Anz. 1901, 197
Abb. 6; Reinach, R. St. III 211, 3. — Zwei Exem-
plare aus Lutraki (Korinth): Ny Carlsberg Glypto-
tek Tf. I 5. 6, Jacobsen, S. 5 f.; Reinach IV 453,
2; 454, 5. — Kolossaler, bei Iulis auf Keos: Broend-
sted, Voy. S. 30 Tf. XI (Reinach II 710, 4), besser
Έφημ. 1898 Tf. 14, 1: verwittert, doch nach Savi-
gnoni, das. Sp. 231 ff. archaisch. Die halbe Wendung
des Kopfes nach vorne (zum Beschauer), wie ähnlich
in dem Anm. 2 angeführten Exemplar von Smyrna
(vgl. auch Anm. 6), ergibt sich danach als ein über-
kommener Zug. — Ebenso mehrfach in kleineren
Bronzen, z. B. Olympia: Furtwängler in Olympia IV
152 n. 964 Tf. LVTI. Ptoion: Bull. Corr. XI 1887
Tf. XI, Mitte; Reinach, R. St. II 712? 3· Delphi:
Perdrizet in Fouilles de Delphes V, Bronzes, S. 55
Abb. 173; Reinach IV 455, 5·
u) Didymai, Smyrna (Anm. 2); Olympia (Anm. 8);
Milet, Lutraki, Ptoion, Delphi (Anm. 10 ; zu letz-
terem noch Fouilles S. 55 Abb. 175)·
12) Nur ganz wenig, wenn überhaupt, geöffnet
scheint das Maul bei dem Tonlöwen in Oxford,
Springer-Michaelis, Kunst d. Altert. 9 S. 13 Abb. 35
(nach Capart). — Der große basaltene aus Abusir,
Borchardt u. Schäfer, Zeitschr. f. ägypt. Spr. XXXIX
1901, 100 Abb. 8 läßt nach der Abbildung höchstens
einen Teil der Zunge sehen, hat aber die Kinnlade
geschlossen. — Die von Perrot u. Chipiez II 578
Abb. 274 als assyrisch veröffentlichte Statuette aus
glasiertem Ton bezeichnet Bissing, Denkm. äg. Sk.
Tf. 74 Anm. 8 aus mir nicht ersichtlichen Gründen
als „echt ägyptische, saitische Arbeit“.
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hindurchgesteckt, was meines Wissens bei ägyptischen Statuen von Löwen und
Shpinxen nicht vorkommt9). Gleiche Mähne und Körperbildung kommt auch
dem einen Löwen von Didymai zu, lockere Mähne und durchgezogener Schweif
dem der Söhne des Orion, welche beide zu unserem ersten Typus gehören.
Andrerseits begegnen wir dem nach vorn gewandten Kopfe auch in Exemplaren,
die sonst dem zweiten griechischen Typus zuzurechnen sind10). Ein weiteres
2: Löwe Nektanebos II. Vatikan.
(Phot. Moscioni.)
Gemeinsame beider grie-
chischen Typen besteht in
dem Öffnen, manchmal so-
gar Aufreißen des Löwen-
rachens11): auch dafür ken-
ne ich keine sichere ägyp-
tische Übereinstimmung12).
Die zwei griechischen Ty-
pen verbindet also eine
Anzahl nicht von Ägypten
überkommener Merkmale,
deren keines indessen un-
erläßlich ist: fast jedes
Exemplar bewahrt in irgend einer Einzelheit die ägyptische Grundform. Also
wurden die Urbilder von Ägypten rein übernommen und dann erst die ge-
schilderten Umgestaltungen daran angebracht. Das muß frühe geschehen sein,
9) Bei diesen (Statuetten inbegriffen) liegt er ent-
weder auf dem Boden auf, beziehungsweise hängt er
an der Plinthe hinunter, oder er ist außen an den
Leib oder auf den Rücken hinaufgeschlagen.
10) Z. B. Milet: Wiegand, Arch. Anz. 1901, 197
Abb. 6; Reinach, R. St. III 211, 3. — Zwei Exem-
plare aus Lutraki (Korinth): Ny Carlsberg Glypto-
tek Tf. I 5. 6, Jacobsen, S. 5 f.; Reinach IV 453,
2; 454, 5. — Kolossaler, bei Iulis auf Keos: Broend-
sted, Voy. S. 30 Tf. XI (Reinach II 710, 4), besser
Έφημ. 1898 Tf. 14, 1: verwittert, doch nach Savi-
gnoni, das. Sp. 231 ff. archaisch. Die halbe Wendung
des Kopfes nach vorne (zum Beschauer), wie ähnlich
in dem Anm. 2 angeführten Exemplar von Smyrna
(vgl. auch Anm. 6), ergibt sich danach als ein über-
kommener Zug. — Ebenso mehrfach in kleineren
Bronzen, z. B. Olympia: Furtwängler in Olympia IV
152 n. 964 Tf. LVTI. Ptoion: Bull. Corr. XI 1887
Tf. XI, Mitte; Reinach, R. St. II 712? 3· Delphi:
Perdrizet in Fouilles de Delphes V, Bronzes, S. 55
Abb. 173; Reinach IV 455, 5·
u) Didymai, Smyrna (Anm. 2); Olympia (Anm. 8);
Milet, Lutraki, Ptoion, Delphi (Anm. 10 ; zu letz-
terem noch Fouilles S. 55 Abb. 175)·
12) Nur ganz wenig, wenn überhaupt, geöffnet
scheint das Maul bei dem Tonlöwen in Oxford,
Springer-Michaelis, Kunst d. Altert. 9 S. 13 Abb. 35
(nach Capart). — Der große basaltene aus Abusir,
Borchardt u. Schäfer, Zeitschr. f. ägypt. Spr. XXXIX
1901, 100 Abb. 8 läßt nach der Abbildung höchstens
einen Teil der Zunge sehen, hat aber die Kinnlade
geschlossen. — Die von Perrot u. Chipiez II 578
Abb. 274 als assyrisch veröffentlichte Statuette aus
glasiertem Ton bezeichnet Bissing, Denkm. äg. Sk.
Tf. 74 Anm. 8 aus mir nicht ersichtlichen Gründen
als „echt ägyptische, saitische Arbeit“.
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