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Grothe, Hugo [Oth.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 3.1912/​1913

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Gurlitt, Cornelius: Die islamitischen Bauten von Isnik (Nicaea)
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https://doi.org/10.11588/diglit.69722#0079

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Orientalisches Archiv
III. Jahrgang. VAVAVAVAVAVAVAVAVAVAVAVAVAVAV Heft 2.

Die islamitischen Bauten von isnik (Nicaea).
Von Cornelius Gurlitt-Dresden.

Mit 34 Abbildungen im Text und auf 5 Tafeln (XI—XV).

^iJ^weck meiner Fahrt nach Isnik war, mich
über die byzantinischen und islamitischen
Bauten der alten Stadt insoweit zu in-
formieren, daß ich sie als Vergleichstücke zur
Baukunst Konstantinopels benutzen könne. Es
war nicht meine Absicht, für die Veröffentlichung
bestimmte Aufnahmen zu fertigen, sondern nur zur
Unterstützung meines Gedächtnisses die Haupt-
formen festzuhalten, zumal ich hoffte, anderwärts
ausgiebige Nachrichten und Darstellungen der
doch keineswegs außerhalb des engeren Kreises
der Orientreisen liegenden Stadt zu finden. Leider
bestätigte sich das nicht: die Literatur, soweit ich
sie kenne, schweigt über diesen Teil orientalischer
Baugeschichte.
Ich reiste von Haidar-Pascha in bequemster
Fahrt auf der prächtig eingerichteten Anatolischen
Bahn, an mehreren Orten, zuletzt in Lefke mich
auf haltend, wo ich zufällig auf dem Bahnhofe
Bekanntschaft mit dem Stationschef, Herrn Mat-
kowitsch, einem Österreicher, machte. Dieser
hatte die Güte, mich in seine Wohnung ein-
zuführen, in der seine Frau, eine liebenswürdige
Schwäbin, mich in gut deutscher Herzlichkeit
empfing. Man versprach mir einen Wagen zu
besorgen, der mich über die Berge nach Isnik
bringen solle. Auf meine Frage, ob es sich empfehle
einen Zaptie (reitenden Polizisten) mitzunehmen,
erklärten mir meine Wirte, der Kutscher sei
ein völlig zuverlässiger Mann. Und da ich die
Vorsicht gebraucht hatte, mit geringem Gepäck
und ohne alle Aufsehen erregende Umstände zu
reisen, auch wohl in meiner ganzen äußeren Er-
scheinung nicht einen Eindruck erweckt haben

dürfte, der die Habsucht erregen könne, so riet
man mir von einem solchen Schutz abzusehen,
der nur geeignet sei, meine Fahrt ins Gerede zu
bringen. Und so verplauderten wir denn die Zeit,
bis schon bei beginnender Dämmerung der Wagen
endlich vor der Türe stand. Es war ein elegan-
ter Zweispänner von sauberster Haltung, der viel-
leicht einst in Wien oder Paris durch weltstäd-
tische Straßen gerollt war. Mit soldatischem
Schneid meldet sich der Kutscher: „Arabadschi
Hadschi Arifa, oghlu Mehmed,“ (Abb. 1, Taf. XI)
ein Prachtmensch von offenem Blick, mächtiger
Gestalt, freundlichem Entgegenkommen.
Die Fahrt ging durch den Ort, gegen die An-
höhe zu. Anfangs ließ sich das ganz harmlos
an. Ich kannte ja Wagenfahrten im Orient, die
zumeist mit dem Rädern der mittelalterlichen
Scharfrichter ungefähr auf gleicher Stufe der An-
nehmlichkeit stehen. Die Straße war aber hier
leidlich gut. Bald zeigte sich links verfallenes an-
tikes Pflaster, Reste der alten Römerstraße über
die Berge; breite, etwa 20 cm dicke Platten bilde-
ten die Fahrdecke, soweit sie nicht Regengerinne
fortgespült hatten. Mehmed vermied es anfangs
sorgfältig, mir das erhebende Gefühl zu schaffen,
einem Römer gleich zu reisen. Bald aber mußten
wir doch diesen klassischen Weg einschlagen
und ich begann darüber nachzudenken, ob ein
eleganter Federwagen befähigt sei, Stöße auszu-
halten, wie das Überfahren eines solchen Gerinnes
ihm zumuteten. Aber die beiden kleinen flotten
Pferde arbeiteten rastlos weiter: Es galt sich mit
Geduld zu wappnen. Langsam stieg der Weg,
die letzten Spuren antiken Straßenbaues ver-

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