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Grothe, Hugo [Bearb.]
Orientalisches Archiv: illustrierte Zeitschrift für Kunst, Kulturgeschichte u. Völkerkunde der Länder des Ostens — 3.1912/​1913

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Arne, T. J.: Ein Gefäßscherben mit einer buddhistischen (?) Darstellung auf Gotland gefunden
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https://doi.org/10.11588/diglit.69722#0190

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Ein Gefäßscherben mit einer buddhistischen (?)
Darstellung auf Gotland gefunden.
Von T. J. Arne-Stockholm.
Mit einer Abbildung im Text

®m Jahre 1896 wurde beim Grundgraben in der
M Stadt Wisby auf Gotland ein interessantes
Stück Fayence gefunden, das jetzt in der Alter-
tumssammlung von Wisby („Gotlands Fornsal“)
aufbewahrt wird. Das Stück lag kaum 20 cm
oberhalb des unberührten Bodens auf dem Grund-
stücke in der nord-
östlichen Ecke der
beiden StraßenHäst-
gatan und Mellan-
gatan. Das Frag-
ment befand sich
innerhalb einesalten
Hausgrundes und
kann also aus dem
Keller des Hauses
stammen.
Das Fayence-
stück bildet den
mittleren Teil eines
Tellers (Abb. 1). Die
Dicke beträgt in der
Mitte 1 cm. Auf
der unteren Seite
geht der Boden
mit einer schwachen
Hohlkehle in den
Rand des Tellers über, der allmählich dünner
wird, bis 4,5 mm. Der Diameter des Bodens
ist 9 cm, die größte Breite des Stückes 16,5 cm.
Die obere Seite trägt eine figürliche Darstellung.
Innerhalb eines Kreises ist eine in einen Mantel
gehüllte Menschengestalt angebracht. Mehrere
ähnliche Kreise waren früher vorhanden, wie man
an den Ecken sehen kann. Der Grund ist braun-
rot glasiert Die Figur und die Ornamente sind
weiß mit einem Schimmer ins Graue. Einige
Flecken, die auf dem Bilde dunkel hervortreten,
sind grünlich. Der Mann ist, wie gesagt, in einen
Mantel gehüllt, der den Hals bloß läßt und um
die Beine herum enger wird. Der Mantel ist an
den Rändern schwach braungefärbt. Die linke

Hand scheint den Mantel zusammenzuhalten, die
rechte umfaßt einen langen Stab mit einer un-
bestimmbaren Partie oben. Der Kopf trägt eine
für einen Mann eigentümliche Frisur — das lange
braungefärbte Haar zurückgekämmt und oben auf
dem Scheitel zu einem Knoten vereinigt. Der
Kopf wird von
einem Nimbus um-
geben. Zu beiden
Seiten des Mannes,
innerhalb des drei-
bis vierfachen Krei-
ses sieht man eigen-
tümliche Pflanzen-
ornamente.
Woher stammt
nun dieses Stück
und aus welcher
Zeit? Die Stadt
Wisby existiert
sicher seit dem
11. Jahrhundert —
mitten in der Stadt
hat man sogar einen
reichen Steinalter-
wohnplatz aus dem
dritten Jahrtausend
gefunden. Durch die Handelsverbindungen Wisbys
ist das Stück sicher dorthin gekommen und meines
Erachtens vom Osten her.
Ich habe leider zu wenig Vergleichsmaterial
zu meiner Verfügung gehabt, um auf die beiden
Fragen ganz bestimmt antworten zu können.
Mehrere Umstände sprechen doch dafür, daß wir
es hier mit der Darstellung eines buddhistischen
Heiligen zu tun haben. Darauf deutet die Haar-
anordnung, die Bildung des Ohres (?), der Nimbus
und wahrscheinlich auch das Kleid. Dieselbe
Frisur finden wir an zahlreichen männlichen
Figuren in den Höhlen von Ostturkestan gemalt.
Der Nimbus kommt ja ebenso in der buddhistischen
wie in der christlichen und älteren islamischen


Abb. 1. Darstellung auf einem auf Gotland gefundenen Ge-
fäßscherben.

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